Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
alles um ein Haar überaus schlecht angefangen. Damals, als Kahlan ihn zu den Schlammenschen gebracht hatte und sie sich draußen in der Ebene zum ersten Mal begegnet waren, hatte Richard die Begrüßung mittels einer Ohrfeige mißverstanden und Savidlin, einem ihrer Führer, einen deftigen Schlag versetzt. Ohne es zu wollen, hatte er damit ihrer Stärke größten Respekt gezollt und einen wertvollen Freund gewonnen, sich aber auch den Namen ›Richard mit dem Zorn‹ eingehandelt.
    Kahlan wischte sich den Regen aus dem Gesicht. »Also gut. Ich will ihn finden.« Sie deutete hinaus in die Dunkelheit. »Jeder von euch schlägt eine andere Richtung ein. Findet ihr ihn, erklärt ihr ihm, daß ich ihn sprechen will. Seht ihr ihn nicht, treffen wir uns, nachdem ihr in eurer Richtung gesucht habt, wieder hier und brechen anschließend in andere Richtungen auf, so lange, bis wir ihn gefunden haben.«
    Sie begannen Einwände vorzubringen, doch Kahlan erklärte ihnen, sie sei müde und wolle zurück ins Bett, außerdem wolle sie ihren frischgebackenen Ehemann in ihrer Nähe wissen. Sie bat sie inständig, ihr doch bitte einfach zu helfen, da sie sich sonst allein auf die Suche machen müsse.
    Ihr fiel auf, daß Richard genau dies tat: er hatte sich allein auf die Suche gemacht, weil niemand ihm Glauben schenkte.
    Widerstrebend willigten die Männer ein; sie zerstreuten sich in unterschiedliche Richtungen und waren alsbald verschwunden. Ohne die schweren Stiefel bereitete es ihnen erheblich weniger Mühe, durch den Schlamm zu waten.
    Kahlan zog ihre Stiefel aus und warf sie neben die Tür des Seelenhauses. Sie lächelte bei dem Gedanken, daß sie den Schlamm wenigstens so weit überlistet hatte.
    In Aydindril gab es jede Menge Frauen, angefangen von Adligen, über Beamtinnen bis hin zu Beamtenfrauen, die, hätten sie die Mutter Konfessor in diesem Augenblick sehen können, barfuß, knöcheltief im Schlamm watend und naß bis auf die Knochen, in Ohnmacht gefallen wären.
    Kahlan stapfte hinauf in den Schlamm und überlegte, ob Richard bei seiner Suche möglicherweise nach einer bestimmten Methode vorgegangen war. Richard tat selten etwas ohne Grund. Wie würde er es angehen, das gesamte Dorf allein im Dunkeln abzusuchen?
    Kahlan überdachte ihre erste Überlegung noch einmal. Vielleicht war er zu dem Schluß gekommen, die Dinge, die sie, Zedd und Ann gesagt hatten, seien sinnvoll. Vielleicht war er überhaupt nicht auf der Suche nach einem Huhn. Aber was tat er dann mitten in der Nacht draußen?
    Regen trommelte auf ihren Kopf, lief ihr an Hals und Rücken hinunter, machte sie frösteln. Ihr langes Haar, das sie mühselig getrocknet und ausgebürstet hatte, hatte sich inzwischen wieder mit Wasser vollgesogen. Das Hemd klebte ihr wie eine zweite Haut am Körper; wie eine erbarmungswürdig kalte Haut.
    Wohin mochte Richard gegangen sein?
    Kahlan blieb stehen und hielt die Kerze in die Höhe.
    Juni.
    Vielleicht war er zu Juni gegangen. Sie spürte einen kummervollen Stich. Vielleicht war er sich das tote Baby ansehen gegangen. Vielleicht hatte er um die beiden trauern wollen.
    Das wäre eine Handlungsweise, die man sich bei Richard vorstellen konnte. Möglicherweise hatte er im Namen der beiden Toten, die neu waren in der Welt der Seelen, zu den Guten Seelen beten wollen. Bei Richard war so etwas vorstellbar.
    Kahlan lief in einen unsichtbaren Strahl eiskalten, von einem Dach ablaufenden Wassers und schnappte nach Luft, als dieser sie ins Gesicht traf und ihre Brust durchnäßte. Sie strich sich Strähnen nassen Haars aus dem Gesicht, spuckte einen Schwall Wasser aus und ging weiter. Sie war gezwungen, die Kerze in dem eiskalten Regen in die Höhe zu halten, daher waren ihre Finger taub. Doch von hier aus kannte sie den Weg.
    Ein kleines Stück weiter erkannte sie die Tür des Hauses für die Toten, sie erblickte das altbekannte Mäuerchen mit den drei Kräutertöpfen. Hier in dieser Gegend wohnte niemand; es waren die Kräuter, die man für die nicht weit entfernt untergebrachten bösen Seelen züchtete. Sie fand mit ihren gefühllosen Fingern nestelnd die Klinke. Die im Regen aufgequollene Tür klemmte so stark, daß sie knarrte. Sie trat durch den Eingang und drückte die Tür behutsam hinter sich zu.
    »Richard? Richard, bist du hier?«
    Keine Antwort. Sie hob ihre Leuchte in die Höhe. Mit ihrer anderen Hand hielt sie sich die Nase zu; sie konnte den Gestank trotzdem auf ihrer Zunge schmecken.
    Der Lichtschein aus dem kleinen

Weitere Kostenlose Bücher