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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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mit, damit er ihr bei der Arbeit Gesellschaft leistete, wo sie ein Auge auf ihn haben konnte. Dort drehte er Spieße, schleppte dies und jenes umher, reinigte kleinere Gegenstände, fegte den Hof und hatte nicht selten die Ställe auszumisten, in denen einige von Mr. Ibsons Zugpferden untergestellt waren.
    Seine Mutter war gut zu ihm gewesen, jedenfalls immer dann, wenn sie ihn sah. Er wußte, er war ihr ebensowenig gleichgültig wie das, was aus ihm wurde. Ganz anders verhielt es sich bei einigen Männern, mit denen sie sich manchmal einließ. Sie sahen in Snip wenig mehr als eine Last; manch einer, der mit seiner Mutter allein sein wollte, machte einfach die Tür des einzigen Zimmers seiner Mutter auf und warf ihn über Nacht hinaus.
    Seine Mutter stand gewöhnlich händeringend daneben, war jedoch zu verängstigt, um die Männer daran zu hindern.
    Setzten die Männer ihn vor die Tür, war er meist gezwungen, auf der Schwelle der zur Straße hinausgehenden Tür, unter einem Treppenaufgang oder bei einem Nachbarn zu schlafen, vorausgesetzt, sie konnten sich darauf verständigen, ihn hineinzulassen. Wenn es regnete, ließen ihn die Stallknechte manchmal in den Stallungen von Mr. Ibsons Anwesen nebenan übernachten. Er war gerne bei den Pferden, weniger begeistert aber war er von den Fliegen, die er gezwungen war zu ertragen.
    Die Fliegen zu ertragen schien ihm jedoch immer noch besser, als sich nachts von den anderischen Jungen erwischen zu lassen.
    Früh am nächsten Morgen ging seine Mutter dann zur Arbeit, gewöhnlich zusammen mit ihrem Freund, der ebenfalls im Haushalt beschäftigt war, und Snip durfte zurück ins Haus. An Tagen, an denen er über Nacht hinausgeschmissen worden war, brachte sie ihm gewöhnlich beim Nachhausekommen irgendeine Leckerei mit, die sie in der Küche, wo sie arbeitete, stibitzt hatte.
    Seiner Mutter zuliebe hatte er irgendeinen Beruf erlernen sollen, sie kannte jedoch niemanden, der ihn als Gehilfen, viel weniger noch als Lehrling aufgenommen hätte. Also hatte Mr. Ibson ihr vor vier Jahren geholfen, ihm eine Stellung in der Küche auf dem Anwesen des Ministers für Kultur, unweit der Hauptstadt Fairfield, zu verschaffen.
    Bei seiner Ankunft hatte einer der Hausbediensteten ihn zusammen mit ein paar anderen Neuen zusammengesetzt und ihnen die Hausregeln erläutert – wo er, zusammen mit den anderen Küchenjungen, schlafen würde und dergleichen mehr und worin seine Pflichten bestünden. Der Bedienstete hatte mit ernster Stimme die Bedeutung des Ortes erläutert, an dem sie arbeiteten. Von dem Anwesen aus lenkte der Minister für Kultur die Angelegenheiten seines hohen Amtes und beaufsichtigte nahezu jeden Bereich des öffentlichen Lebens in Anderith; darüber hinaus war das Anwesen auch sein Zuhause. Das Amt des Ministers für Kultur war allein dem des Regenten persönlich unterstellt.
    Snip hatte angenommen, man habe ihn einfach in die Küche irgendeines Kaufmanns zum Arbeiten geschickt. Er hatte keine Ahnung, daß es seiner Mutter gelungen war, ihn in einem so hochgestellten Haushalt unterzubringen; er war ungeheuer stolz gewesen. Später kam er dann dahinter, daß die Arbeit schwer war, wie jede andere Arbeit an jedem anderen Ort auch; sie hatte nichts Bezauberndes. Trotzdem war er stolz, daß er, ein Hakenier, auf dem Anwesen des Ministers arbeitete.
    Abgesehen von dem, was man Snip über den Minister beigebracht hatte – daß er Gesetze und dergleichen erließ, mit denen er die Vorrangstellung der anderischen Kultur sicherte und dafür sorgte, daß die Rechte aller auch in Zukunft geschützt wurden –, verstand Snip eigentlich nicht, wieso die Arbeit des Ministers für Kultur es erforderlich machte, daß so viele Menschen ständig dort ein und aus gingen. Er verstand nicht einmal, wieso ständig neue Gesetze erlassen werden mußten. Recht war schließlich Recht, und Unrecht war Unrecht. Einmal hatte er einen Anderier gefragt und die Auskunft erhalten, ständig würden neue Unrechte entdeckt, derer man sich annehmen müsse. Auch das verstand Snip nicht, was er jedoch verschwiegen hatte. Der Anderier hatte ihn bereits bei der ersten Frage stirnrunzelnd angesehen.
    Da es ihm nicht gelang, den Eichensplitter herauszuziehen, bückte er sich und hob ein Scheit Apfelbaumholz auf, während er ein Auge auf die Zufahrt und Ausschau nach dem Metzgerkarren hielt.
    Einer der nahenden Fremden, ein muskulöser Mann in einem unbekannten militärischen Aufzug, trug einen ziemlich eigenartigen

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