Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
die beiden Männer sich ungezwungen miteinander plaudernd durch den Flur nach links entfernten. Das qualvolle Erlebnis schien sie am Boden zerstört und zu sehr ernüchtert zu haben, um noch den Willen aufzubringen, sich zu erheben, zu gehen und in ihr früheres Leben zurückzukehren.
    Stocksteif, mit aufgerissenen Augen, den Atem anhaltend, wartete Snip ab und hoffte auf das Unmögliche – daß sie sich vielleicht nicht umdrehen würde, daß sie vielleicht verwirrt durch den anderen Flur von dannen ziehen und ihn hinter sich nicht bemerken würde.
    Ihr Schluchzen nur mühsam unterdrückend, kam Beata wankend auf die Beine. Als sie sich umdrehte und Snip bemerkte, erstarrte sie vor Schreck. Er stand ebenfalls da wie gelähmt und wünschte sich mehr als alles andere, nie die Treppe heraufgestiegen zu sein, um sich umzusehen. Er hatte längst weit mehr gesehen, als ihm lieb war.
    »Beata…« Er wollte sie fragen, ob sie verletzt sei. Natürlich war sie das! Er wollte sie trösten, wußte aber nicht, wie, fand nicht die richtigen Worte. Er wollte sie schützend in die Arme nehmen, fürchtete jedoch, sie könnte seine fürsorgliche Geste falsch auslegen.
    Beatas Gesicht wandelte sich von Elend zu blindem Zorn. Unerwartet schoß ihre Hand vor und schlug ihm mit solcher Wucht ins Gesicht, daß sein Kopf wie eine Glocke klang.
    Der heftige Schlag riß seinen Kopf zur Seite, die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Er glaubte, hinten in einem Flur jemanden zu erkennen, war sich aber nicht sicher. Als er versuchte, seine Orientierung wiederzuerlangen, und zurücktaumelnd nach einem Geländer tastete, berührte seine Hand statt dessen den Fußboden. Ein Knie landete neben der Hand auf dem Boden. Verschwommen nahm er Beatas blaues Kleid wahr, als sie die Stufen hinunterrannte, während das abgehackte Trippeln ihrer Schritte ein hämmerndes Echo den Treppenschacht heraufsandte.
    Ein lähmender Schmerz fuhr spitz und heiß unmittelbar vor seinem klingenden Ohr in seinen Oberkiefer, auch seine Augen schmerzten. Die Härte ihres Schlages verblüffte ihn. In seiner Magengrube machte sich Übelkeit breit, er kniff die Augen zusammen und versuchte gewaltsam wieder einen klaren Blick zu bekommen.
    Er erschrak, als eine Hand ihn unter dem Arm faßte; sie half ihm wieder auf die Beine. Dicht über seinem erschien Dalton Campbells Gesicht.
    Im Gegensatz zu den beiden anderen Männern lächelte er nicht, sondern betrachtete Snips Augen, wie Meister Drummond einen vom Fischhändler gelieferten Heilbutt musterte. Kurz bevor er ihn ausnahm.
    »Wie heißt du?«
    »Snip, Sir. Ich arbeite unten in der Küche.« Der Schlag und seine Angst bewirkten, daß ihm seine Beine wie gekochte Nudeln vorkamen.
    Der Mann sah zur Treppe. »Du scheinst dich aus der Küche verlaufen zu haben, meinst du nicht auch?«
    »Ich hab dem Braumeister einen Zettel gebracht.« Snip hielt inne, um Luft hinunterzuwürgen und seine Stimme unter Kontrolle zu bekommen. »Ich war gerade auf dem Weg zurück in die Küche, Sir.«
    Die Hand schloß sich fester um Snips Arm und zog ihn heran. »Du mußt hart arbeiten, Junge, wenn du zum Braumeister unten im Untergeschoß und dann gleich wieder hinauf zur Küche im ersten Stock gerannt bist. Ich hätte nicht den geringsten Grund, mich daran zu erinnern, dich hier im dritten Stock gesehen zu haben.« Er ließ Snips Arm los. »Vermutlich habe ich dich unten gesehen, wie du von der Brauerei in die Küche zurückgerannt bist. Ohne dich unterwegs zu verirren.«
    Snips Sorge um Beata ging in die wachsende Hoffnung über, einen Rauswurf – oder Schlimmeres – zu verhindern.
    »Ja, Sir. Ich war auf dem kürzesten Weg zurück in die Küche.«
    Dalton Campbell drapierte die Hand über das Heft seines Schwertes. »Du warst bei der Arbeit und hast nichts gesehen, richtig?«
    Snip unterdrückte sein Entsetzen. »Nein, Sir. Nicht das geringste. Ich schwöre es. Nur, daß Minister Chanboor mir zugelächelt hat. Er ist ein großer Mann, der Minister. Ich bin dankbar, daß ein so großer Mann wie er einem nutzlosen Hakenier wie mir Arbeit gibt.«
    Dalton Campbells Mundwinkel zuckten gerade so weit nach oben, daß Snip glaubte, der Adjutant sei über das Gehörte erfreut. Er trommelte mit den Fingern auf den messingnen Handschutz seines Schwertes. Snip starrte auf die fürstliche Waffe und fühlte sich genötigt, das Schweigen zu brechen.
    »Ich will ein nützliches und angesehenes Mitglied bei Hofe sein. Ich will hart arbeiten und mir Kost und

Weitere Kostenlose Bücher