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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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nichts davon erzählt.«
    Dalton Campbell strich mit dem Finger über die silberne Scheide an seiner Hüfte, während er Snips Augen beobachtete. »Gut.« Er legte abermals eine Hand auf das Heft seines prachtvollen Schwertes. »Du mußt wissen, Snip, sobald ein Hakenier seine Schuld beglichen und sich den Titel ›Sir‹ vor seinem Namen verdient hat, berechtigt ihn die unterzeichnete Urkunde zum Tragen eines Schwertes.«
    Snip bekam große Augen. »Wirklich? Das wußte ich gar nicht.«
    Der großgewachsene Anderier verabschiedete sich mit einem würdevollen Lächeln, machte mit elegantem Schwung kehrt und entfernte sich durch den Flur. »Dann also wieder an die Arbeit, Snip. Hat mich gefreut, deine Bekanntschaft gemacht zu haben. Vielleicht sprechen wir uns eines Tages noch.«
    Snip rannte die Stufen hinunter, bevor er noch einmal dort oben erwischt werden konnte. Verwirrende Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Als er abermals an Beata dachte und an das, was geschehen war, sehnte er das Ende des Tages herbei, um sich ordentlich betrinken zu können.
    Er verging vor Sorge um Beata, und doch bewunderte sie den Minister, jenen Minister, der eines Tages Herrscher werden würde und den Snip auf ihr hatte liegen sehen. Außerdem hatte sie ihn geschlagen, eine schlimme Sache für einen Hakenier, selbst gegenüber einem anderen Hakenier, wenn er auch nicht sicher war, ob sich das Verbot auf Frauen erstreckte. Doch selbst wenn nicht, würde er sich deswegen nicht weniger elend fühlen.
    Aus einem unerklärlichen Grund haßte sie ihn jetzt.
    Er sehnte sich danach, sich zu betrinken.

16. Kapitel
    »Schnapp! Hierher, Junge! Schnapp!«
    Normalerweise, wenn Meister Drummond ihn bei diesem Namen rief, wußte Snip, daß ihn die Demütigung erröten ließ, diesmal jedoch war er so in Sorge über das, was er zuvor in einem der oberen Stockwerke gesehen hatte, daß ihn eine solche Belanglosigkeit kaum beschämen konnte. Meister Drummonds herablassende Art, ihn wie Dreck zu behandeln, war nichts im Vergleich dazu, daß Beata ihn haßte und geohrfeigt hatte.
    Es lag zwar bereits einige Stunden zurück, doch wo sie ihn geschlagen hatte, pochte sein Gesicht noch immer, somit war ihm eines klar: sie haßte ihn. Es verwirrte ihn und machte ihn verlegen, doch er war überzeugt, daß sie ihn haßte. Dabei dachte er, eigentlich sollte sie über alle und jeden verärgert sein, nur nicht über ihn.
    Vielleicht ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie überhaupt mit hinaufgegangen war. Vermutlich hatte sie sich schlecht weigern können, den Minister aufzusuchen, wo er doch nach ihr gefragt hatte. Inger, der Metzger, hätte sie wahrscheinlich hinausgeworfen, hätte der Minister ihm erzählt, sein hakenisches Mädchen habe sich geweigert, seiner ganz besonderen Aufforderung nachzukommen. Nein, das hätte sie nicht gut machen können.
    Außerdem hatte sie den Mann kennenlernen wollen, das hatte sie ihm selbst erzählt. Snip wußte allerdings, daß sie nie damit gerechnet hatte, ihm zu Willen sein zu müssen. Vielleicht war es gar nicht der Minister, über den sie so aufgebracht war. Snip mußte daran denken, wie dieser Mann, Stein, ihm zugezwinkert hatte. Sie war lange dort oben gewesen, aber das gab ihr noch lange nicht das Recht, Snip zu hassen. Oder ihn zu schlagen.
    Snip blieb stehen. Seine Finger pochten vom langen Schrubben und Schaben im brühendheißen Wasser. Alles übrige an ihm fühlte sich jämmerlich an, wie taub. Bis auf sein Gesicht natürlich.
    »Ja, Sir?«
    Meister Drummond öffnete den Mund und wollte etwas sagen, klappte ihn dann aber wieder zu und beugte sich vor. Er runzelte die Stirn.
    »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
    »Ich wollte gerade einen Arm voll Holz aufnehmen, als mir eines der Apfelholzscheite aus der Hand glitt und mich traf, Sir.«
    Meister Drummond schüttelte den Kopf und wischte sich die Hände an seinem weißen Handtuch ab. »Idiot«, murmelte er. »Nur ein Idiot«, sagte er laut genug, daß die anderen mithören konnten, »würde sich beim Aufheben eines Holzscheites damit ins Gesicht schlagen.«
    »Ja, Sir.«
    Meister Drummond wollte gerade zu einer Bemerkung ansetzen, als Dalton Campbell, in ein speckiges, mit krakeligen Zeilen vollgekritzeltes Stück Papier vertieft, leisen Schrittes neben Snip erschien. Er hatte einen ganzen Stapel zerlesener Papiere bei sich, deren nach innen gerollte Eselsohren zu allen Seiten herausschauten.
    Die Papiere in die Beuge seines Armes gelegt, folgte er der

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