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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gewöhnt, auf Steinen zu ruhen und lange ohne Schlaf auszukommen. Beides war Teil seiner Ausbildung gewesen. Er musste so hart und widerstandsfähig sein, wie es nur eben möglich war. Doch trotz dieser Abhärtung war er müde. Er hatte sich gezwungen, den größten Teil der Nacht wach zu bleiben und abzuwarten, ob Isa eine Methode kannte, ihren Fesseln zu entkommen.
    Isa. Er drehte sich ruckartig um und hatte schon erwartet, dass sie weg war. Doch sie lag noch dort auf der Erde, wo er sie hingelegt hatte.
    Siris richtete sich auf und rieb sich das Kinn. In der Nacht war das Laken von ihr geglitten, aber wegen ihrer hinter den Rücken gebundenen Hände und gefesselten Fußgelenke war sie nicht in der Lage gewesen, es wieder über sich zu ziehen. Er verspürte ein Schuldgefühl, erinnerte sich aber gleich wieder an die Armbrust, die auf seine Kehle gezielt hatte, und das Gefühl war verschwunden. Sie hatte beschlossen zu bleiben, und sie war es gewesen, die ihm vorgeschlagen hatte, sie zu fesseln. Er sollte sich nicht schlecht fühlen, nur weil er gute Arbeit geleistet hatte.
    Er ging zu ihr hinüber und band sie los. Ruckartig erwachte sie und beobachtete ihn dann stumm und mit geröteten Augen. Sie hatte genauso schlecht geschlafen wie er.
    Er rollte das Seil zusammen, machte dann seine morgendlichen Schwertübungen, durchlief jede Aegis-Kampfhaltung in Zeitlupe, atmete konzentriert ein und aus. Dabei behielt er Isa im Auge, die ihm mit merkwürdiger Miene zusah. Aus irgendeinem Grund empfand er das als unangenehm, und er machte mehr Fehler bei seinen Übungen als seit Langem.
    Als er fertig war, wischte er sich über die Stirn und steckte die Klinge der Unendlichkeit weg. Danach belud er das Pferd, nur um irgendetwas zu tun. Das mürrische Tier schenkte ihm einen Blick, der anzudeuten schien, dass es genau wusste, was Siris getan hatte. Es versuchte sogar mehrfach, ihn zu beißen, und erwischte dabei sogar einmal seine Hand.
    Streiche » ein Pferd reiten« von deiner Liste , sagte er stumm zu sich selbst. Diese Tiere sind schrecklich .
    » Du bepackst ihn zu schwer«, sagte Isa, während sie hinter ihn trat. » Er kann nicht all das und dazu auch noch dich selbst tragen.«
    » Er wird mich nicht tragen«, sagte Siris und zog den letzten Riemen an dem Bündel mit seiner Rüstung fest. Seltsamerweise schien der Sattel plötzlich wieder gelockert zu sein.
    Isa schnaubte verächtlich, schob ihn sanft beiseite und zurrte den Sattel noch einmal fest. » Also gehen wir beide zu Fuß?«
    » Ich bin mir vollkommen sicher, dass ich dieses Untier niemals besteigen werde«, sagte Siris und schüttelte die Hand, in die das Pferd gebissen hatte. Waren diese Tiere denn keine sanften Pflanzenfresser? Er war Höhlenbären begegnet, die ein angenehmeres Gemüt hatten.
    Als Isa mit dem Beladen fertig war, ging sie zurück zum Lager und warf einen Blick auf die beiseite geworfene Armbrust.
    » Kann sie repariert werden?«, fragte Siris.
    » Das wird schwierig«, antwortete sie. » Wir brauchen einen Spezialisten.«
    Es schien ihm eine Verschwendung zu sein, die Waffe hier zurückzulassen. Siris hob sie auf, und es gelang ihm, den Pfeil abzuschießen – er hatte die ganze Nacht hindurch in der Führung gelegen –, indem er sein Messer gegen den Spannhahn drückte. Dann nahm er den Abzugsmechanismus und verstaute beides auf dem Pferd.
    Als er daran arbeitete, hörte er Donner. Er runzelte die Stirn und blickte in den klaren Himmel.
    » Zurück!«, zischte Isa und packte ihn am Arm. Er konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, das Schwert zu ziehen und sie damit zu bedrohen. Stattdessen erlaubte er ihr, ihn und das Pferd an die Flanke des Hügels zu ziehen. Sie hockte sich hin und beobachtete die Straße.
    Eine Gruppe von schwarzen Rittern auf Pferden stürmte die Straße entlang; sie kamen aus der Richtung, in der die Burg des Gottkönigs lag. Siris hielt die Luft an. Er hegte kaum einen Zweifel daran, dass sie auf der Jagd nach ihm waren.
    Er und Isa kauerten lange neben dem Hügel. Endlich wurde das Donnern der Pferdehufe in der Ferne leiser. Siris schluckte.
    » Sie sind nach Norden unterwegs«, sagte Isa.
    In die Richtung, die ich den Teuflern genannt habe , dachte er. Seine falsche Spur zeigte Wirkung. Das war doch etwas. Vielleicht hatten sie die Bauern befragt und von ihnen erfahren, dass er tatsächlich in dieser Richtung unterwegs war. Es war unerlässlich, dass er sie von seiner Heimat fernhielt.
    Er hätte nach Verfolgern

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