Die Seele des Königs (German Edition)

zurecht. Könntest du die anderen sieben übernehmen?«
    » Ja, natürlich«, sagte er. » Kein Problem.«
    » Gut. Einen Moment lang hatte ich befürchtet, dass wir in Schwierigkeiten stecken. Wenn bloß nicht jemand meine Armbrust auseinandergenommen hätte …«
    » Wenn bloß nicht jemand versucht hätte, mich im Schlaf zu ermorden …«
    » Immer wieder musst du mir dieses kleine Missgeschick vorhalten«, sagte sie. » Du solltest damit aufhören, andauernd sauer zu sein, Bärtchen. Das ist nicht gesund.«
    Er musste lächeln. Dann kamen die Teufler auf sie zu. Sein Lächeln verschwand schnell. Plätschern von Krallenfüßen, Jaulen, Schwingen von Schwertern …
    Sie rotten sich zusammen, wenn sie in so großer Zahl angreifen , dachte Siris. Ich kann es vor meinem inneren Auge sehen. Gestalten mit Schwertern …
    Er warf sich ins Getümmel, während Isa ihm den Rücken freihielt. Er schlug die feindlichen Schwerter zur Seite, benutzte seinen Schild wie eine Keule und brüllte vor Wut, um die Teufler einzuschüchtern. Aber sie waren vorsichtig. Sie zwangen ihn zurück, und er konnte sich kaum verteidigen. Es gelang ihm, einen glücklichen Stoß zu führen, und eines der Ungeheuer ging in die Knie, hielt sich den Bauch fest und spuckte Blut. Die anderen rückten immer näher.
    Ja … ich kann es sehen … wie das Bruchstück einer Erinnerung …
    Siris erstarrte. Das schien einige seiner Gegner misstrauisch zu machen, denn sie zogen sich zurück. Doch die übrigen rückten weiter vor.
    Isa fiel. Er hörte ihr Ächzen, sah frisches Blut im Fluss und spürte das Plätschern des Wassers gegen seine Beine, als sie zusammenbrach.
    Die Teufler rückten vor.
    Er schloss die Augen.
    Da .
    Seine Arme bewegten sich und hoben das Schwert wie aus eigenem Willen. In seiner Jugend hatte er seinen Körper dazu abgerichtet, den Instinkten eines Soldaten zu folgen und Angriffe, Abwehrhaltungen und Stöße so auszuführen, als wäre es seine zweite Natur. Durch seinen Instinkt war er mit dem Kampf vertraut.
    Doch er hatte keine Ahnung, woher diese besonderen Instinkte kamen.
    Er riss die Augen auf und wirbelte in einer komplizierten Kampffigur herum, wobei sich seine Füße still im Wasser bewegten. Er schien mit dem Fluss zu tanzen. Seine Klinge schlug siebenmal in rascher Folge zu. Jeder Schlag war präzise, jede Bewegung korrekt. Als er innehielt, bemerkte er, dass er die Klinge der Unendlichkeit in ruhigem, beidhändigem Griff gepackt hielt. Der Fluss umspülte seine Füße.
    Und sieben Teufler-Leichen trieben davon.
    Er holte tief Luft, als würde er nach einem langen Schlaf erwachen, dann drehte er sich um – und bemerkte beiläufig, dass er seinen Schild irgendwann von sich geworfen hatte.
    Was war das gewesen? Der Rhythmus der Angriffe hatte sich so vertraut und bekannt angefühlt. Die sieben Hiebe hatte er so ausgeführt, als ob er diesen besonderen Kampf – mit jedem Teufler an seiner Position – schon unzählige Male geübt hatte.
    Die Klinge der Unendlichkeit? , fragte er sich. Sind die Reflexe aus diesem Schwert gekommen?
    Isa.
    Er fluchte, ließ die Waffe fallen und hob sie aus dem Wasser. Sie hatte eine schlimme Bauchwunde, und das kalte Wasser hatte das Blut herausgewaschen. Ihre Augen waren geöffnet, bewegten sich noch, aber ihre Haut war bleich, und die Lippen zitterten.
    » Ich habe nicht …«, sagte sie, » … als ich gesagt habe, du musst gegen sieben kämpfen, hatte ich nicht erwartet, dass du es wirklich tust …«
    » Hier«, sagte Siris, zog sich den Ring vom Finger und schob ihn auf den ihren. » Benutze den Ring. Heile dich selbst.«
    » Ich kann nicht …«
    » Natürlich kannst du. Es ist ganz leicht. Du kannst es spüren. Siehst du? Benutze ihn. Du musst dir nicht einmal Gedanken darüber machen, dass dir ein Bart wachsen könnte.«
    » Wieso weißt du es nicht?«, flüsterte sie.
    » Was weiß ich nicht?«
    » Ich kann ihn nicht benutzen, Siris. So funktioniert er nicht. Er …«
    » Oje, oje, oje«, sagte eine Stimme.
    Siris schaute auf. Die Gestalt in der Robe, die hinter den Felsen gekauert hatte, hatte es gewagt, sich ans Ufer zu schleichen und einen Blick auf ihre Retter zu werfen. Ihre Kapuze war zurückgeglitten, und darunter befand sich kein Gesicht.
    Oder zumindest kein menschliches Gesicht. Nicht einmal ein lebendiges Gesicht. Zwei Augen wie blaue Edelsteine schauten Siris aus einem Kopf an, der aus Holz geschnitzt war. Da war kein Mund, obwohl das spindeldürre Ding sprach. » Das ist