Die Seele des Königs (German Edition)
Gerüchte zum Verstummen gebracht habe. Die Übertreibungen hinsichtlich meiner Krankheit waren offenkundig nur Wunschdenken. Wir müssen noch herausfinden, wer die Attentäter geschickt hat, aber der Mord an der Kaiserin wird die Beachtung finden, die er verdient.« Er sah die Schlichter an. » Und er wird nicht ohne Folgen bleiben.«
Frava verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete diese Kopie mit Befriedigung, aber auch mit einem gewissen Missbehagen. Welche Hintertüren hast du in seinen Geist eingesetzt, kleine Diebin? , fragte sie sich. Wir werden sie finden .
Nyen untersuchte bereits die Kopien der Siegel. Der Fälscher behauptete, er sei in der Lage, sie zu dechiffrieren, auch wenn es viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Jahre vielleicht. Doch am Ende würde Frava wissen, wie sie den Kaiser kontrollieren konnte.
Es war schlau von dem Mädchen gewesen, dass es seine Aufzeichnungen vernichtet hatte. Hatte es irgendwie erraten, dass Frava keine Kopien hatte anfertigen lassen? Frava schüttelte den Kopf und trat neben Gaotona, der in ihrer gemeinsamen Loge des Ansprachentheaters saß. Sie nahm neben ihm Platz und sagte sehr leise: » Sie nehmen es an.«
Gaotona nickte und hielt den Blick auf den gefälschten Kaiser gerichtet. » Es gibt nicht die Spur eines Verdachts. Was wir getan haben … es war nicht nur verwegen, sondern es würde als unmöglich angesehen, wenn es jemals herauskäme.«
» Das Mädchen könnte uns ein Messer an die Kehle halten«, sagte Frava. » Der Beweis dessen, was wir getan haben, ist in den Körper des Kaisers eingebrannt. In den kommenden Jahren werden wir sehr vorsichtig sein müssen.«
Gaotona nickte; er wirkte abgelenkt. Bei den Tagen des Feuers, wie sehr wünschte sich Frava, sie könnte ihn von seinem Posten absetzen. Er war der einzige Schlichter, der es je gewagt hatte, sich ihr entgegenzustellen. Kurz vor dem Attentat war Ashravan bereit gewesen, ihrem Wunsch zu entsprechen.
Die Treffen mit ihm waren geheim gewesen. Shai konnte nichts darüber gewusst haben, und so wusste es die Kopie ebenfalls nicht. Frava würde wieder ganz von vorn beginnen müssen, es sei denn, sie fand eine Möglichkeit, dieses Duplikat von Ashravan zu kontrollieren. Beide Vorstellungen gefielen ihr nicht.
» Ein Teil von mir kann noch immer nicht glauben, dass wir es tatsächlich gemacht haben«, sagte Gaotona leise, als der falsche Kaiser zum nächsten Teil seiner Rede kam: dem Aufruf zur Einheit.
Frava schnaubte verächtlich. » Der Plan war einfach gut.«
» Aber Shai ist entkommen.«
» Man wird sie finden.«
» Das bezweifle ich«, sagte er. » Wir hatten großes Glück, dass wir sie beim ersten Mal erwischen konnten. Aber ich nehme an, dass wir von ihr nicht viel zu befürchten haben.«
» Sie wird versuchen, uns zu erpressen«, sagte Frava. Oder sie wird versuchen, den Thron zu kontrollieren .
» Nein«, sagte Gaotona. » Nein, sie ist zufrieden.«
» Zufrieden, lebend entkommen zu sein?«
» Zufrieden, eine ihrer Schöpfungen auf den Thron gesetzt zu haben. Früher hat sie es gewagt, Tausende zum Narren zu halten – und jetzt hat sie die Gelegenheit, Millionen zu täuschen. Ein ganzes Reich. Wenn sie das, was sie getan hat, öffentlich machen würde, wäre in ihren Augen dessen Majestät zerstört.«
Glaubte der alte Narr das wirklich? Seine Naivität schenkte Frava viele Möglichkeiten; sie hatte schon überlegt, ihn allein deswegen auf seinem Posten zu belassen.
Der gefälschte Kaiser fuhr mit seiner Rede fort. Ashravan hatte sich stets gern reden gehört. Das hatte die Fälscherin gut umgesetzt.
» Er benutzt das Attentat, um unsere Fraktion zu unterstützen«, sagte Gaotona. » Hörst du das? Die Andeutungen, dass wir uns zusammenschließen und uns an unser Erbe der Stärke erinnern müssen … und die Gerüchte um seine Ermordung, die von der Fraktion des Ruhmes ausgestreut wurden … schon indem er sie erwähnt, schwächt er die Mitglieder dieser Fraktion. Sie hatten darauf gesetzt, dass er nicht zurückkehrt, und jetzt, wo er wieder unter uns ist, stehen sie ziemlich dumm da.«
» Das ist wahr«, sagte Frava. » Hast du ihm das eingeflüstert?«
» Nein«, sagte Gaotona. » Er wollte nicht, dass ich ihm Ratschläge für diese Rede gebe. Doch seine Worte erinnern eher an das, was der alte Ashravan gesagt hätte – der Ashravan von vor einem Jahrzehnt.«
» Dann ist die Kopie also nicht perfekt«, sagte Frava. » Daran sollten wir uns stets erinnern.«
»
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