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Die Seele des Ozeans (German Edition)

Die Seele des Ozeans (German Edition)

Titel: Die Seele des Ozeans (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Oberschenkel aus. Fae warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    „Alles klar?“, rief sie. „Geht’s dir gut?“
    „Ja“, gab er ebenso laut zurück.
    „Fächerfische schwimmen genauso schnell, wie wir gerade fahren. Wusstest du das?“
    „Ja“, wiederholte Kjell.
    „Natürlich weißt du das. Hast davon gelesen, nicht wahr?“
    „Nein, es gesehen.“ Ein klägliches Lächeln breitete sich auf seiner starren Miene aus.
    Wieder raste Fae um eine scharfe Kurve, wieder wurde er zur Seite gedrückt und kam ihr so nahe, dass sie ihm einen schnellen Kuss auf die Wange drückte.
    „Sie sind die schnellsten Schwimmer der Meere, aber für das Auto ist das hier noch gar nichts.“
    Seine Augen weiteten sich. „Es kann noch schneller fahren?“
    „Nur Geduld. In ein paar Kilometern kommt eine schöne, breite Straße,“antwortete Fae lachend.

~ Belfast ~
    „Dir kann nichts passieren.“ Fae strich aufmunternd über seine Hand, die sich in der Anzughose verkrallt hatte. „Willst du lieber zurückfahren?“
    Kjell warf ihr einen wilden Blick zu. „Nein! Ich will in dieses Museum. Zeig mir den Weg.“
    „Wenn es dir nicht gut geht und du zurück willst, sag es mir, in Ordnung?“
    Er nickte mit zusammengepressten Lippen. Als Fae sah, wie er die Augen schloss und bebend Luft holte, wich ihre Freude über einen gemeinsamen Tag der dumpfen Ahnung, dass sie einen Fehler beging. Alexander hatte recht. Kjell in eine Stadt wie Belfast zu bringen, war mehr als ein heikles Spiel. Es war ein Spießrutenlauf.
    Als sie ausgestiegen waren und Fae seine Hand ergriff, ging ein Ruck der Anspannung durch seinen Körper. Sie spürte förmlich, wie er einen Panzer um sich herum errichtete, wie er sich wappnete für eine Welt, die ihm völlig fremd war.
    „Es ist laut“, brummte er.
    „Zu laut?“
    Sein unsicheres Lächeln sandte ein Kitzeln in ihren Bauch. „Nicht schlimmer als ein Schwarm Heringe.“
    „Heringe? Ich dachte, Fische wären stumm.“
    „Oh nein.“ Kjell reagierte nicht auf die Menschen, die ihnen entgegenkamen, kaum dass sie das Parkhaus verließen. Er sah nur sie an, als sei ihr Anblick ein Fixpunkt, der ihn beruhigte. Fae verspürte eine Form von Stärke, die ihr neu war. Sie würde seine Lehrerin und Beschützerin sein und ihn durch ihre Welt führen, so, wie er es für sie bereits im Meer getan hatte. „Sie können sogar sehr laut werden. Piranhas grunzen mit ihren Schwimmblasen, Clownfische sprechen mit ihren Backenzähnen.“
    „Bitte was?“
    „Sie knallen ihre Backenzähne aufeinander. Das klingt so ähnlich wie eure Trommeln. Oder wie eine knarzende Tür. Je nachdem.“
    „Und was ist mit den Heringen?“
    „Ja, die Heringe.“ Er war sichtlich bemüht, seine Aufmerksamkeit allein auf sie zu beschränken. Noch waren Straße und Gehwege einigermaßen leer, doch das würde sich schnell ändern. „Sie können viele unterschiedliche Töne von sich geben. Hohe, tiefe und alles dazwischen. Wie ein menschlicher Sänger. Nur kommt es bei ihnen nicht hier heraus“, er zeigte auf seinen Mund, „sondern hier.“
    Seine Hand streifte ihr Gesäß, nur flüchtig, doch ihr Herz vollführte einen schmerzenden Sprung. Sie erinnerte sich an das wilde Glühen, das sie gestern auf dem Schiff verspürt hatte, als sie eng umschlungen unter den Decken auf der Werkzeugkiste gesessen hatten. Es war schier unerträglich geworden, hatte ihre Fantasie bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus angefeuert, und doch war sie sitzengeblieben, hatte nichts weiter getan als sich einfach an ihn zu schmiegen, aus reiner Furcht, das zarte Band ihrer Zweisamkeit zu verletzten oder gar zu zerreißen.
    Und dann, praktisch ohne Vorwarnung …
    „Es tut mir leid, dass …“ Oh Himmel, was wollte sie jetzt sagen? Wie wollte sie es sagen? „Ich meinte … wegen gestern … das war so nicht gedacht.“
    „Was meinst du?“ Seine Verwirrung war ehrlich und unschuldig. Er wusste tatsächlich nicht, worauf sie hinauswollte.
    „Ich bin schon ewig nicht mehr getaucht“, rührte sie um den heißen Brei herum. „Und wenn man es nicht gewöhnt ist, macht es schrecklich müde. Jedenfalls uns Menschen. Wegen der Stickstoffsättigung im Blut. Dazu noch die frische Seeluft …“
    Noch immer blieb sein Blick ratlos. „Wofür willst du dich entschuldigen, Fae?“
    Sie drückte seine Hand und wand sich hin und her. „Dafür, dass ich eingeschlafen bin, okay? Ich dachte … nach dem, was wir … ach verdammt. Ich bin auf dem Boot eingeschlafen

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