Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
Vom Netzwerk:
verschlingt es auf Nimmerwiedersehen.“
    Er blickte schweigend auf sie hinab. Sicher war ihm klar, worauf sie anspielte, und doch versuchte er nicht, ihr diese Gedanken auszureden. Was bedeutete das? Dass er selbst nicht wusste, was mit ihm geschehen war?
    „Heute Nacht bekommen wir nasse Füße.“ Alexander ging in die Küche und kam mit einem Tablett zurück. Darauf standen eine Kanne, vier Becher, Sprühsahne und ein Zimtstreuer.
    Hingebungsvoll bereitete er auf dem Sofatisch seine Spezialität zu.
    „Bitte sehr. Ich will ja nicht nachtragend rüberkommen.“ Er schob Kjell einen der dampfenden Becher entgegen. Der nahm ihn in die Hand, schnupperte daran und drehte ihn hin und her.
    „Was ist das?“
    „Kakao mit Sahne und Zimt. Noch nie davon gehört?“
    „Nein. Ist da Rum drin?“
    „Mein Freund, nicht jeder ist so verantwortungsvoll wie meine Schwester.“
    „Oh bitte.“ Fae stöhnte auf. „Versuchst du gerade, ironisch zu sein?“
    Alexander feixte. „Ich ironiere, bis ich zum Sarkasmus komme.“
    „Es war nur ein Tee mit Schuss.“ Fae nahm ihren Becher entgegen. „Wie hätten wir ahnen können, dass er eine solche Wirkung hat?“
    „An eurer Stelle würde ich solche Experimente zukünftig sein lassen. Wer weiß, was das Zeug in seinem Organismus anrichtet.“
    Alexander warf ihr einen scharfen Blick zu und widmete sich wieder seinem Kakao. Ukulele fuhr seelenruhig mit seinen Notizen fort.
    „Geht es dir gut, Kjell?“ Fae hob eine Hand und legte sie auf seine Wange. Von der heftigen Röte, die ihm im Pub ins Gesicht geschossen war, war nichts mehr zu sehen. Seine Augen sahen so menschlich aus, wie man es von ihm erwarten konnte, sein Blick war sanft und seine Haut warm. Von dem tierhaften Geschöpf, in das er sich am Hafen verwandelt hatte, war nichts mehr übrig. Ihr war klar, dass das rein gar nichts bedeutete, und doch klammerte sie sich an diesem Eindruck fest.
    „Wie fühlst du dich?“
    „Gut“, erwiderte er knapp, griff nach ihrem Handgelenk und betrachtete das Armband. Fae spürte, dass er Furcht vor sich selbst empfand. Oder glaubte wenigstens, es zu spüren. Das düstere Gemälde kam ihr in den Sinn, und eine kalte Stimme in ihrem Kopf flüsterte:
    Was, wenn sie das Schiff auf die Felsen getrieben hat? Was, wenn sie den Tod in sich trug? Und was, wenn Kjell gefährlicher ist, als er es selbst weiß?
    „Ob er sich gut fühlt oder nicht, verzichtet bitte zukünftig auf solche Unternehmungen.“ Alexanders Stimme war weit, weit weg. Nur ein Echo aus einer Welt, von der sie sich immer weiter entfernte. „Stell dir vor, Kjell hätte dank des Alkohols unter den Augen Dutzender Menschen die Kontrolle verloren. Was hättet ihr gemacht, wenn ihm auf einmal mitten im Pub ein paar Schuppen gewachsen wären? Oder ein Schwanz?“
    „Frag mich, ob er dann zwei hätte“, nuschelte Ukulele, ohne in seinem Gekritzel innezuhalten.
    Fae zwang ihre Wut nieder, die sie in erster Linie deshalb empfand, weil Alexander recht hatte. „Es kommt nicht wieder vor. Also hör auf, mir Predigten zu halten. Ich weiß selbst, dass es keine gute Idee war.“
    „Immerhin ein Ansatz von Vernunft“, brummte Alexander. „Übrigens Kjell, ich konnte rein gar nichts über diese Lady herausfinden. Du weißt schon. Die, der das Bild gehört. Wer immer sie ist, sie will unbekannt bleiben.“
    Kjell antwortete lediglich mit einem Nicken.
    „Machen wir einen Deal?“, fügte er hinzu. „Diesen Becher Kakao gegen zwei Fragen?“
    „Von mir aus.“ Kjells Körper durchlief ein Schaudern, und plötzlich strahlte seine Erscheinung nichts als Erleichterung und Entspannung aus, als hätte er mit dieser flüchtigen Regung alle dunklen Gedanken von sich abgeschüttelt. Mit einer Hand hielt er den Kakaobecher, mit der anderen spielte er mit ihren Haaren. Fae genoss das sanfte Kitzeln, kuschelte sich noch tiefer in das Plaid und ließ zu, dass ihre drohenden Gedanken davontrieben.
    „Ukuleles indiskrete Frage musst du übrigens nicht beantworten“, verkündete Alexander.
    „Warum nicht?“, beschwerte sich der Hawaiianer. „Ich würde es gerne wissen. Henry auch.“
    „Würdest du an Kjells Stelle die Frage beantworten?“
    „Nein“, gab Ukulele zu.
    „Siehst du?“ Alexander nahm einen Schluck Kakao und leckte sich den Sahnebart ab. „Wir wissen jetzt, wo du gewohnt hast, was dir passiert ist und warum. Aber ich weiß noch nicht, wie es sich angefühlt hat. Was passierte, als das Licht kam und du in das Wasser

Weitere Kostenlose Bücher