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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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eine Nacht blieb, lag es in seiner Macht, ihre Wünsche zu erfüllen und sich selbst zu befreien.
    Ein Mensch, der alles von ihm wusste.
    Der alles mit ihm teilte …
    Kjell tauchte auf und sah zur fernen Insel hinüber. Sie war kaum mehr als ein blauer Schatten im Mondlicht.
    Es gab den Tod und das Leben.
    Aber was, wenn beides untrennbar zusammengehörte?
~ Gegenwart, August 2052 ~
    Erschöpft klappte er das Buch zu und legte eine Hand auf seine Stirn.
    Mein Gott, er glühte wie ein Hochofen. Erst jetzt bemerkte Kjell, dass Hose und Shirt nass vor Schweiß waren. Ihm wurde schwindelig, sein rasender Herzschlag füllte seinen Körper von den Zehenspitzen bis zum Scheitel. Unten in der Küche hantierte Fae lautstark herum, der Wind heulte unter dem Dach, die Wellen dröhnten und rauschten. Er hörte Möwengeschrei, Mäusetrippeln, Holzknirschen, das Rauschen des Grases und das unerträglich laute Scheppern von Töpfen.
    Wurde er krank? Vier Tage vor seiner wichtigsten Vortragsreihe?
    Kjell schob das Buch von seiner Brust und rieb sich die überanstrengten Augen. Eins musste man dieser Geschichte lassen: Sie fesselte ihn. Sie fesselte ihn sogar so sehr, dass er während des Lesens nicht einmal bemerkte, dass er zerfloss wie Schokolade in der Mikrowelle.
    Als er sich aus der Decke schälte, gehorchten ihm seine Beine nur widerwillig. Was hatte er getan? Im Bett gelegen oder einen Marathon bewältigt? Nur unter Mühen schaffte er es, sich die nassgeschwitzte Kleidung auszuziehen und das Fenster zu öffnen. Ächzend streckte und dehnte er seine verkrampften Muskeln. Grundgütiger, er fühlte sich wie neunzig. Die salzige Luft trocknete den Schweiß auf seiner Haut, ohne dass er sich besser fühlte. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    „Du musst es beherrschen“, wehte die Stimme seiner Mutter durch seine Erinnerung. „Du darfst es nicht hervorbrechen lassen.“
    Nein, das wurde ihm alles zu verrückt. Fae steigerte sich in diese Geschichte hinein, und er ließ sich auch noch von ihr manipulieren. Schlaftrunken zog er den Morgenmantel über und nahm ein paar Schlucke aus der Zitronenlimonade-Flasche, die neben seinem Bett stand. Aus ein paar Schlucken wurde gieriges Saufen, und ehe er es sich versah, war ein Liter in ihm verschwunden.
    Bestürzt beäugte Kjell die leere Flasche. Hatte Fae irgendwo ein Fieberthermometer herumliegen? Er fühlte sich wie ein Atommeiler kurz vor dem Supergau, wie ein brodelnder Vulkan, der auf seinen längst überfälligen Ausbruch wartete. Kjell stellte die Flasche zurück auf den Boden, trat vor den Spiegel und massierte sich die Schläfen.
    Reiß dich zusammen!
    Du hast Körperbeherrschung doch sonst so gut drauf.
    Sein Spiegelbild starrte aus fiebrigen Augen zurück. Ein Wust aus nassen Locken verklebte seine Stirn, seine Züge wirkten seltsam kantig und hager.
    Shit, ich sehe aus wie ein Drogensüchtiger.
    Kjell beugte sich vor, musterte das dunkle Blau seiner Augen und drehte den Kopf hin und her. Ja, auch seine Haut besaß bei bestimmtem Lichteinfall einen silbrigen Schimmer. Genau wie die des Mannes im Buch. Vor jedem Auftritt schwärmten die Maskenbildner, wie praktisch es sei, keinerlei Puder zu brauchen, um ihn in das perfekte Kameralicht zu rücken. Bis heute hatte Kjell nie geschwitzt, zumindest nicht in solchem Ausmaß. Selbst im Schein heißer Scheinwerfer blieb seine Haut trocken und matt.
    Er beugte sich noch weiter vor, bis er mit der Nase fast das Spiegelglas berührte. Ein besorgniserregender Glanz lag über seinen Augen. Vielleicht war auf irgendeine verdrehte, manipulierende Weise tatsächlich das Buch daran schuld, und Faes Gerede goss zusätzlich Öl in das Feuer seiner Fantasie. Seit er diese Geschichte las, fühlte er sich … ja, wie eigentlich? Kjell versuchte vergeblich, es zu definieren.
    Ach, das war doch alles Irrsinn. Er wurde krank, weiter nichts. Wie sollten ein paar bedruckte Seiten und irgendwelche wirren Worte einen solchen Einfluss auf seinen Körper nehmen? Unwillkürlich glitt sein Blick hinüber zu dem Buch, das unschuldig auf dem Kopfkissen lag. Wie auf Kommando wurde ihm schwindelig. Sein Gehirn kribbelte, sein Herzschlag wurde schneller, bis er wie besessen raste.
    Tu etwas!, verlangte ein ominöser Instinkt. Tu das, was die ganze Zeit schon auf dich wartet. Mach schon!
    Kjell starrte das Buch an und wartete auf eine Erkenntnis. Was zum Teufel tat er hier? Durchdrehen? Den Kontakt zur Wirklichkeit verlieren?
    Er ging zum Bett hinüber, klappte das

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