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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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nach seinen Fingern und umschlang sie. Ein brennendes Fieber jagte durch seinen Körper. Ja, er war krank. Ganz sicher war er krank. Es gab viele Fehler im Körper, die das Gehirn in einen Schwamm oder in eine Qualle verwandeln konnten.
    Ob er wohl daran sterben würde?
    Gleich würde Fae sehen, was er war. Sie würde seine Finger spreizen und die Membran dazwischen sehen. Ihre Haut war so warm, so unglaublich lebendig. Er rührte sich nicht, als Fae seine Hand zu streicheln begann, und so sehr er sich auch bewegen wollte, fand der Befehl seiner Gedanken keinen Weg in die Muskeln.
    Ganz bestimmt würde er sterben. Eine Krankheit, die Körper und Gedanken lähmte, musste etwas Schlimmes sein.
    Behutsam strichen ihre Fingerspitzen über jede Sehne, jede Ader, bis sie zu guter Letzt mit beiden Händen zupackte, seine Finger spreizte und die Häute entdeckte.
    War er zuvor schon erstarrt gewesen, fühlte er sich jetzt, als bestünde er aus Stein. Kjell wollte die Augen schließen, wie bei einem unerwarteten Angriff, aber nicht einmal diese winzige Regung wollte ihm gelingen.
    Fae sagte nichts. Sie ächzte nur leise und drehte seine Hand hin und her. Das Fieber wurde noch stärker. Es brannte wie Nesselfäden, die sich durch seinen gesamten Körper zogen. Kjell witterte den weiblichen Duft, der ihrem Körper entströmte. Ein merkwürdiger Hunger brach in ihm auf und ließ das Chaos, das er fühlte, vollends zu einem betäubenden Strudel werden. Trotzdem fühlte sich diese Krankheit gut an. Wie das schmerzhafte, sehnsüchtige Ziehen nach einem schönen Traum.
    Und plötzlich übernahm etwas anderes die Kontrolle über ihn. Etwas, das furchtlos vorwärtsstrebte, während er zurückweichen wollte.
    „Willst du es wirklich wissen?“, fragte er leise.
    Fae presste die Lippen aufeinander und nickte. In ihren Augen glänzten Tränen. „Zeig es mir. Bitte.“
    „Reicht dir das dort nicht?“ Er sah auf seine Hand, die Fae noch immer umfangen hielt.
    Sie ließ ihn los, doch nur, um ihre Finger vorsichtig in seinen Nacken gleiten zu lassen. „Ich will alles sehen. Alles.“
    „Du wirst es nicht verstehen. Du wirst wie die Fischer schreiend wegrennen.“
    Ihr Lachen klang verzweifelt und hilflos. Sie zitterte am ganzen Körper, als litte sie unter derselben Krankheit, die ihn langsam auffraß.
    „Sicher nicht“, presste Fae hervor. „Ich bin Schriftstellerin.“
    Kjell überlegte, wie er diese Aussage werten sollte. Der Mut seiner furchtlosen Seite begann, alles andere zu verdrängen. Fae sollte alles sehen, alles wissen. Ganz gleich, was danach geschehen würde. Es sollte endlich jemanden geben, der ihn wirklich kannte.
    Kjell spürte, wie ihre Finger sanft und kitzelnd sein Haar teilten. Dann legten sie sich auf seine Haut, schmiegten sich an ihn und übten behutsamen Druck aus. Sie zog ihn näher zu sich heran. Immer näher. Kjell konnte schon ihren Atem auf seinen Lippen spüren. Der Druck ihrer Hand wurde noch eine Spur fester.
    „Bitte“, wisperte sie dicht an seiner Wange. „Du weißt, dass mir keine Zeit mehr bleibt. Bitte vertrau mir.“
    Er roch salzigen Schweiß. Und Sehnsucht. So viel Sehnsucht. Noch ein winziges Stück, nur noch eine Spur näher, und er würde die Kontrolle verlieren.
    In seinen Eingeweiden tobte ein nie empfundener Hunger. Er war verschlingend und berauschend, war das Rasen eines Raubtieres in einer Wolke aus Blut. Er wollte Fae. Ihren Körper. Ihre Seele. Alles von ihr.
    In diesem Augenblick spürte er alles mit schmerzhafter Intensität. Den harten Felsen, an den er sich presste und auf dem seine Hände lagen. Den Sog der Strömung an seinem Fischleib. Ihren Geruch, ihre Wärme. Die Hitze ihrer Hände in seinem Nacken und den salzigen Wind. Das Auf und Ab der Wellen, die an ihm zogen. Nein, die ihn gegen den Felsen drückten.
    Kjell griff hoch und umfasste ihre Schultern, spürte die Knochen unter ihrer Haut und die Weichheit ihrer Jacke. Er wollte sie ins Wasser ziehen und an sich pressen, sie verschlingen und sich einverleiben, doch der Griff seiner Hände blieb behutsam und leicht.
    Faes Atem streifte über seine geschlossenen Augenlider. Gierig sog er dieses Gefühl in sich auf. Zog es noch einen Augenblick in die Länge, ehe der kalte Wind ihre Wärme von seiner Haut zerrte.
    „Vertrau mir“, flehte sie leise. „Ich will es wissen. Gibt es mehr zwischen Himmel und Erde, als man uns weismachen will? Sind meine Träume mehr als Fantasien? Sag es mir. Ich muss es wissen, ehe ich

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