Die Seele heilen
Kombination aus medikamentöser und Psychotherapie nötig. Anhaltende Depressionen könnten teilweise vermieden werden, wenn zügiger die richtige Therapieform oder die richtige Kombinationstherapie angewendet würde. Auf jeden Fall sollte eine schwere Depression mit einem Antidepressivum in wirksamer Dosis behandelt werden, die rein psychotherapeutische Behandlung ist bei der schweren Depression nicht erfolgreich. Dieses Vorgehen wird von vielen Ärzten und Therapeuten sogar als ein Kunstfehler angesehen.
Nicht zuletzt spielen wieder individuelle Möglichkeiten, Bedürfnisse und Lebensumstände eine Rolle, wenn es darum geht, die richtige Behandlung für Sie herauszufinden. Ausführliche Informationen zu den beiden Säulen der Depressionsbehandlung – Behandlung mit Psychopharmaka und Psychotherapie – erhalten Sie in den beiden folgenden Kapiteln.
Erfahrung mit der kombinierten Therapie
Wenn man mir, einer Betroffenen, die Frage stellt, was ich für besser halte, Medikamente, Therapie oder eine Kombination von beidem, dann kann ich eindeutig antworten: In meinem Fall war die Kombination aus beidem sinnvoll und notwendig. Ich glaube, ohne die Einnahme von Antidepressiva hätte der furchtbare Zustand der akuten Depression unnötig lange gedauert und meine emotionale Stabilität hätte in der ersten Zeit nach Abklingen der Depression auf sehr wackeligen Füßen gestanden. Die Möglichkeit, bei Bedarf, das heißt, falls ich – was ich wirklich nicht hoffe – einen Rückfall erleide, Antidepressiva nehmen zu können, lässt mich außerdem beruhigter in die Zukunft sehen.
Die Psychotherapie war für mich jedoch aus verschiedenen Gründen ebenso wichtig wie die Pharmakotherapie. Zum einen konnte ich in Gesprächen mit meiner Therapeutin das, was in meiner persönlichen Geschichte nicht so gut gelaufen war, verarbeiten. Zum anderen bekam ich in der Therapie wertvolle praktische Anregungen dafür, wie ich mein Leben so einrichten kann, dass ich mich nicht ständig überlastete. Dadurch wurde ich weniger angreifbar für depressive Verstimmungen und erlernte das »Handwerkszeug« für ein gutes Krankheitsmanagement.
Die wichtigsten Medikamente bei der Behandlung von Depressionen sind die Antidepressiva. Sie wirken auf die Nervenzellen im Gehirn ein und lindern so die Beschwerden. Zusätzliche Maßnahmen erhöhen den Therapieerfolg.
PROF. HIMMERICH
Antidepressiva und Gesamtbehandlungsplan
Wenn Sie sich in der akuten Phase einer Depression in Behandlung begeben, dann wird sehr schnell die Frage auftauchen: Antidepressivum, ja oder nein? Insbesondere bei schwereren Depressionen ist die medikamentöse Behandlung der Krankheit notwendig. Andere Therapieformen greifen nicht in den ersten Tagen, sondern kommen später zum Zug. Langfristig gesehen sollte die Therapie mit Psychopharmaka aber immer im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes geschehen. Wichtig ist hierbei die Psychotherapie ( siehe [→] und siehe [→] ). Doch es gibt noch zusätzliche flankierende Maßnahmen, die individuell eingesetzt werden können. Diese Therapieformen können auch eine Psychotherapie ergänzen, wenn keine Psychopharmaka verordnet werden.
PROF. HIMMERICH
Zusatztherapien
Soziotherapie und Sozialdienst: Soziotherapeuten und Mitarbeiter des Sozialdienstes motivieren die Patienten, die oft ängstlich und hoffnungslos sind, die soziale und berufliche Wiedereingliederung zu wagen. Dabei stehen sie den Betroffenen nicht nur mit Rat und Tat zur Seite, sondern trainieren auch wichtige Fähigkeiten, etwa Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und Leistungen, zum Beispiel seitens der Krankenkassen oder Behörden, einzufordern. Außerdem helfen sie bei der Koordination von Betreuungsmaßnahmen und Maßnahmen zum Wiedereinstieg in den Beruf sowie bei Wohnungsangelegenheiten. Der Sozialdienst berät und betreut Patienten und Angehörige auch bei der individuellen Bewältigung finanzieller Schwierigkeiten und bereitet auf rehabilitative, tagesklinische oder ambulante Behandlungen im Anschluss an eine stationäre Behandlung vor. Dabei arbeitet er mit den entsprechenden Stellen außerhalb der Klinik zusammen, etwa Kontakt- und Beratungsstellen sowie Rehabilitationseinrichtungen. Die Mitglieder des Sozialdienstes sind meist Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen.
Ergotherapie: Sie hilft Kranken mit körperlichen und/oder psychischen Störungen, ihren Alltag, also zum Beispiel Beruf oder Schule, wieder zu bewältigen. Dabei werden häufig konkrete
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