Die Seele heilen
haben, etwas nicht kontrollieren zu können, eine entsprechende generalisierte Erwartung ausbilden: Sie sind davon überzeugt, dass auch zukünftige Ereignisse durch ihr eigenes Verhalten nicht beeinflussbar wären.
Bearbeitung depressionsfördernder Denkschemata
Der amerikanische Psychiater und Psychologe Aaron T. Beck gilt als Vater der KVT, die er vor allem dazu einsetzte, typische festgefahrene gedankliche Schemata und negative Sichtweisen depressiver Patienten zu bearbeiten. Das heißt, diese Schemata und Sichtweisen sollen zunächst erkannt, dann überprüft und schließlich durch rationalere, realistischere Annahmen ersetzt werden.
Typische Sichtweisen und Denkschemata bei depressiven Menschen
Depressive Menschen haben eine negative Sicht:
der eigenen Person als fehlerhaft, unzulänglich und benachteiligt,
der Welt, in der sie keine Möglichkeiten und keine Chancen zu haben glauben,
der Zukunft, denn sie befürchten ein ewiges Andauern von Schwierigkeiten, Leiden und permanenter Benachteiligung.
Mögliche Gedanken depressiver Menschen:
Um glücklich zu sein, muss ich von allen Menschen geliebt werden.
Wenn ich einen Fehler mache, bedeutet das, dass ich unfähig bin.
Um glücklich zu sein, muss ich bei allem, was ich tue, Erfolg haben.
Wenn jemand anderer Meinung ist als ich, bedeutet das, dass er mich nicht mag.
Mein Wert als Mensch hängt davon ab, was andere von mir denken.
So kann man zum Beispiel überprüfen, ob das eigene Handeln tatsächlich die Konsequenzen hat, die man befürchtet. Manch eine Ehefrau sieht zum Beispiel eine Krise vorher, wenn sie den Mann bittet, sich stärker an der Hausarbeit zu beteiligen, oder wenn sie einmal allein oder mit einer Freundin in Urlaub fahren möchte. Hier gilt es, neue Verhaltensweisen auszuprobieren, um – eventuell unnötige – Belastungen abzubauen.
Damit ein Patient Einsicht in die Bedeutung von Gedanken und Bewertungen für die daraus resultierenden depressiven Gefühle und depressionsfördernden Verhaltensweisen bekommt, ist auch das ABC-Modell der Gefühle hilfreich. Es stammt von einem weiteren für die KVT bedeutenden amerikanischen Psychologen, Albert Ellis. Hier ein Beispiel für die Anwendung des Modells.
Das ABC-Modell der Gefühle – ein Beispiel
Activating Event (Auslösendes Ereignis): Ich sitze im Bus. Katja setzt sich neben mich.
Believes (Bewertungen und Gedanken): Jetzt ist wieder eine Möglichkeit, sie zu einem Kaffee einzuladen. Sicherlich sagt sie Nein, oder sie lacht mich aus. Sie erzählt es meinem Kollegen und der lacht mich aus. Das wäre mir furchtbar peinlich. Ich könnte mich bei meiner Arbeit nicht mehr sehen lassen.
Consequences (Konsequenzen): Ich lade Katja nicht ein. Es stellen sich Gefühle der Angst, Aufregung und Niedergeschlagenheit ein; im Verhalten zeigt sich unruhiges Hin- und Herrutschen und Zittern.
Mithilfe dieses ABC-Modells können Sie lernen, Ihr eigenes Verhalten zu analysieren – der erste Schritt zur Veränderung.
Neues Verhalten einüben
In der Kognitiven Verhaltenstherapie wird – wie der Name schon sagt – nicht nur an den Kognitionen, also an den Erkenntnissen und Gedanken, gearbeitet, sondern auch das Verhalten wird geübt.
Für die Ehefrau, die sich nicht traut, ihren Mann um mehr Mithilfe bei der Hausarbeit zu bitten, wäre es zum Beispiel hilfreich, auszuprobieren, ihren Mann freundlich aber bestimmt zu bitten, die Küche aufzuräumen und zu spülen, und selbst in dieser Zeit einem Hobby nachzugehen. Beim Einüben neuen Verhaltens ist wichtig, genau das Gegenteil von dem zu tun, was jahrelang zu Unzufriedenheit und Stress geführt hat. Gerade jene Verhaltensübungen nutzen besonders viel, die sehr schwierig sind und die sehr stark von dem Verhalten abweichen, das Sie bisher gewohnt waren.
Manche Sachverhalte kann man allerdings nicht ändern. Dann müssen Sie lernen, sie zu akzeptieren. Aber an erster Stelle stehen der Versuch der Veränderung und das Verhaltensexperiment. Nur so können Sie herausfinden, ob ein Sachverhalt tatsächlich unabänderlich ist.
Aktivierung und Entspannung
Es hat sich inzwischen erwiesen, dass zunehmende Aktivität die Stimmung depressiver Menschen bessert. Da diese sich aber krankheitsbedingt meist passiv verhalten, ist auch die Aktivitätssteigerung ein Ziel der KVT. Die Abbildung »Die Spirale der sich bessernden Stimmung« zeigt, dass, wenn man sich einmal aufgerafft hat, eine stetige Besserung in Gang gesetzt werden kann.
Neben den aktivierenden
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