Die Seele heilen
Besserung erzielen kann. In diesem Fall ist ein Antidepressivum oder eine Kombination von Psychotherapie und Antidepressivum zur Behandlung einzusetzen.
Wie die medikamentöse Depressionsbehandlung ist auch jede Art von Psychotherapie längerfristig angelegt, wird also in der Regel weit über die Akutphase der Krankheit hinaus fortgeführt. Psychotherapeutische Depressionsbehandlungen können ambulant oder stationär, einzeln oder in Gruppen sowie mit oder ohne Einbeziehung von Angehörigen durchgeführt werden.
PROF. HIMMERICH
Was Psychotherapie kann und soll
Die Wirksamkeit verschiedener psychotherapeutischer Verfahren in der Depressionsbehandlung ist gut belegt. Sie sind medikamentösen Verfahren hinsichtlich des Behandlungserfolgs gleichwertig. Zum jetzigen Stand der Forschung ist weiterhin davon auszugehen, dass alle in diesem Ratgeber besprochenen Psychotherapieverfahren ähnlich effektiv sind. Es kann aber sein, dass aus ganz individuellen Gründen verschiedene Menschen unterschiedlich auf einzelne Verfahren ansprechen.
Ein Großteil der psychotherapeutischen Wirkung geht auf gemeinsame, unspezifische Faktoren zurück, die sich auch im ärztlichen Gespräch entfalten können ( siehe [→] ). Hierzu zählt insbesondere die systematisch gestaltete therapeutische Beziehung. Sie wird von einer akzeptierenden, offen und aktiv zuhörenden und empathisch-einfühlenden Haltung vonseiten des Therapeuten getragen.
Ein wichtiges inhaltliches Element der Psychotherapie bei Depressionen und anderen psychiatrischen Erkrankungen ist die Psychoedukation, also die Aufklärung der Betroffenen und, wenn vom Patienten gewünscht, ihrer Angehörigen über die Krankheit.
Was ist Psychoedukation?
Man versteht darunter eine Art »Schulung« für Betroffene hinsichtlich ihrer Erkrankung. Sie verfolgt folgende Ziele, die eine wichtige Voraussetzung für die weitere Behandlung und deren Erfolg darstellen. Psychoedukation soll:
Angst vor »psychischen« Erkrankungen nehmen, da diese häufig als sehr bedrohlich empfunden werden,
über Ursachen und Auswirkungen der Krankheit sowie über Behandlungsmöglichkeiten informieren und so ein »Krankheitsverständnis« aufbauen, das den richtigen Umgang mit der Depression fördert,
den Patienten in die Lage versetzen, aktiv an den Therapieentscheidungen mitzuwirken und rechtzeitig Rückfälle zu erkennen,
Informationen rund um die Erkrankung vermitteln; dazu gehören Adressen von Ansprechpartnern, Patienten- und Angehörigenvereinigungen, Informationen zur beruflichen Wiedereingliederung, zu Haushaltshilfen, zur Berentung und zu Internetforen für Menschen mit gleichem Schicksal.
Neben der spezifischen therapeutischen Beziehung und der Psychoedukation haben die verschiedenen Therapieverfahren die folgenden Strategien gemeinsam.
Motivationale Klärung: In der Therapie wird herausgearbeitet, was Sie verändern möchten und was nicht und wie viel Zeit und Kraft Sie bereit und in der Lage sind, für Veränderungen aufzubringen.
Ressourcenaktivierung: Ihre individuellen Stärken und Fähigkeiten werden im therapeutischen Prozess identifiziert und bewusst gemacht.
Problemaktualisierung: Ihre ganz speziellen Probleme und Konflikte werden gezielt emotional und gedanklich bearbeitet. Dabei ist die exakte Beschreibung eines Problems oft weniger wichtig als die Frage, wie uns dieses Problem emotional mitnimmt. Denn vor allem Probleme, die stark mit Emotionen besetzt sind, können uns krank machen.
Problembewältigung: Sie werden lernen, wie Sie emotional und gedanklich mit Ihren Problemen am besten umgehen und sie lösen.
Wie in der Pharmakotherapie muss auch bei der Psychotherapie regelmäßig das Auftreten von Nebenwirkungen beachtet werden. Ja, auch Psychotherapie kann Nebenwirkungen haben. Manchmal verschlechtert sich beispielsweise die Beziehung zu nahen Familienangehörigen, wenn man die Motive hinter den eigenen Verhaltensweisen und denen der anderen erkennt. Die Besprechung von Konflikten kann auch zu kurzfristigen Verschlechterungen der depressiven Symptomatik führen.
Und auch die Wirksamkeit der Therapie ist nach ausreichender Behandlungsdauer mit speziellen für Depressionen entwickelten Fragebögen zu überprüfen. Die Behandlungsdauer kann zwischen den Psychotherapieverfahren erheblich variieren. Eine stationäre Psychotherapie kann etwa sechs bis zehn Wochen dauern, eine ambulante Psychotherapie kann ein Jahr oder auch länger in Anspruch nehmen.
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