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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Bewohnerschaft der Gasse lebt nicht mehr!«
    »Und der Rest wird folgen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche – wenn wir uns nicht endlich wehren.« Das war wieder ein Einwand von Flock. »Bisher haben etliche von Euch immer wieder zum Abwarten geraten. Aus guten Gründen. Wir alle haben gehofft, die Sache würde sich totlaufen, und im letzten Vierteljahr hat es auch manchmal so ausgesehen. Jetzt aber greifen die Malefizkommissare wieder härter durch. Wegen der schlimmeren Folter gibt es mehr Geständnisse. Seit einer Woche hat eine regelrechte Welle an neuen Verhaftungen eingesetzt, darunter auch … «
    Flock unterbrach seine Rede, denn es hatte erneut an der Tür gepocht. Die Männer hielten den Atem an; es war nicht das verabredete Klopfzeichen. Angstvoll und hilflos saßen sie da, und keiner wagte es, sich zu rühren. »Junius«, rief jemand leise durch die Tür, »lasst mich ein, ich bin gut Freund.«
    Junius hob überrascht die Brauen, denn er kannte die Stimme. Rasch schob er den Riegel zurück, und ein vermummter Mann trat ein. Es war Jakob Dietmayer, erst seit kurzem als Nachfolger eines der Hingerichteten zum Bürgermeister berufen. Er warf seine Kapuze zurück und trat in die Mitte des Raumes. Alle starrten ihn verblüfft an, denn man hatte in ihm eher einen Parteigänger des Fürstbischofs vermutet.
    »Entschuldigt, dass ich einfach hereinplatze. Ich weiß, ich bin nicht eingeladen.« Dietmayer hob wie zur Entschuldigung die Hände. Er war ein schmaler, feingliedriger Mann in den späten Vierzigern, mit schütterem Haar und auffallend blauen Augen, und er stand im Ruf, ein kluger Kopf zu sein.
    »Seid Ihr allein?« Das war Abdias Wolff, der immer noch misstrauisch zur Tür schielte.
    »Ja, keine Angst. Ich weiß, Ihr Herren, Ihr habt mich nicht ins Vertrauen gezogen. Schließlich bin ich erst kurz im Amt, und Ihr wart Euch meiner nicht sicher. Aber mir ist das heutige Treffen durch einen Zufall nicht verborgen geblieben, und ich habe daraufhin eine Entscheidung getroffen. Dieses furchtbare Treiben in der Stadt muss ein Ende haben, und wenn ich meinen Beitrag dazu leisten kann, dann will ich das tun.«
    Die Männer entspannten sich, und Pater Kircher klopfte Dietmayer auf die Schulter. »Willkommen in unserer Mitte, mein Freund. Es ist uns eine Freude, Euch dabeizuhaben. Jeder Einzelne zählt.«
    Dietmayer zog einen Schemel an den Tisch und ließ sich darauf nieder. »Also, was plant Ihr?«
    Junius sah die Männer reihum mit festem Blick an. »Wir können der Sache nur auf rechtlichem Weg Einhalt gebieten. Das bedeutet, wir müssen uns zunächst noch einmal an das Reichskammergericht in Speyer wenden.«
    »Das hat der Kanzler doch schon getan«, warf Cornelius ein.
    »Ja, aber Haan wurde gleichzeitig als Hexer verurteilt, aufgrund seines eigenen Geständnisses. Da konnten die Richter in Speyer schlecht einschreiten. Und er stand mit seinem Protest allein. Diesmal soll es anders sein.« Flock wirkte entschlossen. »Wir alle müssen die Petition unterschreiben. Je mehr ehrenwerte Männer ihren Namen daruntersetzen, desto mehr Gewicht bekommt die Sache. Gleichzeitig werden wir darum bitten, diese Namen gegenüber der Obrigkeit geheim zu halten, weil wir um unser Leben fürchten. Die Gebrüder Fürst wollen das Schreiben nach Speyer bringen, sie sind aus Windsheim und nur zu Geschäften in der Stadt, können Bamberg also auch unverdächtig verlassen. Und diesmal werden wir im Gegensatz zu Haan viele Fälle anführen können, in denen es nicht nach der gültigen Rechtsordnung zugegangen ist. Und wir können die noch nie dagewesene Praxis anprangern, mittels derer die Malefizkasse sich das Erbe der Hingerichteten aneignet. Letzteres ist die erfolgversprechendste Möglichkeit. Sobald nämlich nicht mehr genug Geld in die Malefizkasse fließt, werden sie die Prozesse nicht mehr finanzieren können.«
    »Das wird dauern.« Cornelius schüttelte unzufrieden den Kopf. »Warum wenden wir uns nicht gleich an eine höhere Instanz?«
    »Woran denkt Ihr?«, fragte Kircher und runzelte die Stirn.
    »An den Reichshofrat.«
    »Zu früh«, warf Junius ein. »Der Reichshofrat würde uns zuerst an das Reichskammergericht verweisen. Erst nach einer Entscheidung aus Speyer würde er sich einschalten. Das ist der Weg, der stets eingehalten wird.«
    »Er hat recht.« Das war Dietmayer. »Wir brauchen zuallererst ein Mandat des Reichskammergerichts.« Er wandte sich an Kircher. »Hört, Pater, die Jesuiten haben auch in

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