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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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und sie schauderte ein wenig bei der Vorstellung zurückzugehen. Zurück in die Gefahr der Hexenjagd, zurück zu denjenigen, die sie mit Misstrauen und Hass verfolgt hatten. Aber vielleicht hatten die Menschen inzwischen vergessen. Auch schienen sich die Dinge im Lauf der letzten anderthalb Jahre wohl etwas beruhigt zu haben; weder ihr Vater noch Dorothea hatten etwas über die Hexenverfolgungen geschrieben. Nur Cornelius.

    Cornelius. Sie sagte das Wort laut und horchte seinem Klang nach. Cornelius.
    Einen freundschaftlichen Brief hatte er ihr geschickt, er hatte sie also nicht vergessen. Und wie hätte wohl sie ihn vergessen können? Johanna lächelte vor sich hin, während die Erinnerung vor ihren Augen Gestalt annahm. Sie sah sein Gesicht. Die schmale Nase, die Augen, in denen so oft der Schalk saß. Die Lippen mit der winzigen Narbe, dort wo ihn einmal als Kind ein Hund gebissen hatte. Der dunkle Schimmer von Bartwuchs auf Kinn und Oberlippe, der ihm etwas Männliches, Entschlossenes verlieh. Sie entsann sich seiner Hände, die kräftig waren und doch beim Untersuchen so vorsichtig und zart sein konnten. Und wie stolz und aufrecht er auf seinem Grauschimmel ritt. Einmal hatte er ihr ein italienisches Lied vorgesungen – seine Stimme besaß etwas Kristallenes, Durchscheinendes, nicht allzu tief, aber dunkel gefärbt wie die samtene Nacht. Ach, und der Nachmittag, als sie ihm im Hauptsmoorwald begegnet war, die kleine Mahlzeit am Teich! Und sie war auf seinem Pferd in die Stadt eingeritten wie eine Prinzessin!
    Erst ganz am Ende kam ihr in den Sinn, dass sie an so viele Dinge gedacht hatte, nur nicht an das unselige Zusammentreffen im Malefizhaus. Die schönen Erinnerungen hatten die Oberhand gewonnen, hatten unmerklich das Schlechte verdrängt. Natürlich brannte noch die Scham in ihr, tief drinnen. Aber da gab es etwas, das noch viel tiefer saß, das die ganze Zeit über in ihrem Herzen eingeschlossen war wie in einem verriegelten Raum. Sie holte tief Luft, und es kam ihr so vor, als ob sich die Türen dieses Raumes endlich öffneten. Und mit einem Mal hatte ihre Sehnsucht einen Namen. Sie brauchte nicht weiter nachzudenken: Der wahre Grund, warum sie Pieter nicht heiraten konnte, hieß Cornelius. Cornelius, Cornelius, Cornelius.

    Eine Woche später brach sie mit Antoni aus Amsterdam auf.

Viertes Buch

    Kurtzer und wahrhafftiger Bericht und erschreckliche Neue Zeitung Von sechshundert Hexen, Zauberern und Teuffels-Bannern; welche der Bischof zu Bamberg hat verbrennen lassen / was sie in guetlicher und peinlicher Frage bekannt. Auch hat der Bischoff im Stifft Wuertzburg ueber die neun hundert verbrennen lassen.
Und haben etlichen hundert Menschen durch ihre Teuffels-Kunst um das Leben gebracht, auch die lieben Fruechte auf dem Felde, durch Reiffen und Frost verderbet, darunter nicht alleine gemeine Personen, sondern etliche der vornehmen Herrn, Doctor und Doctors-Weiber, auch etliche Raths-Personen, alle hingericht und verbrannt worden: welche so schreckliche Thaten bekannt, daß nicht alles zu beschreiben ist, die sie mit ihrer Zauberey getrieben haben, werdet ihr hierinnen allen Bericht finden.
Mit Bewilligung des Bischofs und gantzen Thum-Capitels in Druck gegeben.
 
Wahrhafftiger Bericht, wie im Kayserlichen Stifft Bamberg viel Zaeuberin sind verbrannt worden, wie sie bekennet haben, daß sie in etlichen Jahren im gantzen Land den Wein und das Getreyde alles erfroeret, viel Menschen und Viehe gesterbet, auch krumm und lahm gemacht, und schreckliche Thaten bekannt haben.
Wie denn der Cantzler, sein Sohn, sein Weib und zwo Tochter, auch viel vornehme Herren und Raths-Personen, sind alle gerichtet und zu Aschen verbrandt worden.
Und haben bekennet, daß sich ihrer uber zwoelf hundert mit einander verbunden haben, und wenn ihre Teuffels-Kunst und Zauberey nicht an den Tag kommen, wollen sie gemacht haben, daß in vier Jahren kein Wein noch Getreydig im gantzen Land geraten waere, und dardurch viel Menschen und Viehe haetten Hungers sterben, und ein Mensch das ander fressen müssen, welches aber GOTT der Herr nicht hat zugeben wollen, sondern ihre Teuffels-Kunst und Zauberey an Tag gebracht, also daß derselben ueber die 1200 sind verbrannt worden, und werden derselben noch taeglich viel eingezogen und verbrannt.
So haben sie auch bekannt, daß sie viel gifftige Nebel gemacht, daß viel Menschen und Viehe haben sterben muessen, auch durch ihre Teuffels-Kunst den Menschen den Froeter und grosse Kranckheit

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