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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Burckhardin seit seiner Kindheit, sie gehörte zu den Freundinnen seiner Mutter.
    »Ein Hexenpulver soll sie gemacht haben«, erzählte die Hellgruberin bereitwillig. »Aus gemahlenen Nachtigallen. Das hat sie selber zugegeben.«
    In Johanna stieg die Wut hoch. »Natürlich hat sie das! Es ist eine alte Arznei gegen die Fallsucht! Das weiß doch jeder!«
    »Ha!« Die dicke Seilmacherin winkte ab. »Wer’s glaubt!«
    »Das stimmt«, fiel Cornelius ein. »Früher hat man das oft gegeben. Junge, noch unflügge Nachtigallen oder Schwalben gepulvert, mit Bibergeil und Essig vermischt. Noch mein Vater hat’s manchmal verordnet, auch wenn wir inzwischen bessere Mittel kennen … «
    »Was ist, krieg ich jetzt mein Zeug gegen die Würmer?« Die Hellgruberin wurde ungeduldig.
    Johanna holte schon die nötigen Arzneibehälter aus ihren Regalen. Sie tat je ein paar Unzen Farnkrautwurzel, Kreuzdornbeeren und Korsikanisches Wurmmoos in einen Mörser und gab noch ein Stückchen eines gelblichen, korkartigen Gewebes dazu. »Lärchenschwanz«, meinte sie zu Cornelius, der fragend die Augenbrauen hochzog. »Schmeckt bitter und wirkt stark abführend.« Dann ging sie zu einer der Kisten, die neben dem Verkaufsfenster der Offizin auf dem Boden standen, suchte eine Weile und kam dann mit einem schwarzglänzenden Brocken in der Hand zurück, den sie Cornelius hinhielt. »Und das ist Aloe, ich hab’s aus Amsterdam mitgebracht. Wirkt Wunder gegen inneres Ungeziefer.«
    Sie mörserte alles klein und schüttete es in eine Spanschachtel. »Wie alt ist Eure Tochter?«, fragte sie die Hellgruberin.
    »Fünf.«
    »Dann macht der Kleinen jeden Morgen einen Aufguss aus einer Nussschale voll Arznei. Süßt ihn mit Honig, dann schmeckt’s besser. Drei Tage lang, dann müssten die Würmer abgegangen sein. Wenn nicht, kommt wieder vorbei.«
    Die Frau legte ein paar Münzen auf den Tisch und ging zufrieden hinaus. »Macht bloß nicht auch so ein Teufelspulver, Jungfer Wolffin, sonst haben wir in Bamberg gar keine Apotheke mehr!«, rief sie über die Schulter zurück.

    Cornelius schlug die Tür hinter der Frau zu. »Törichtes Weib«, sagte er. »Wenn sie sich und ihre Kinder sauberer halten würde, hätten sie weniger Ungeziefer. Die Kleinen sind mit Flöhen und Läusen so geschlagen, dass bald mehr Viehzeug an ihnen dran ist, als sie selber Gewicht haben.«
    Johanna räumte die Albarelli wieder zurück an ihren Platz. »Jetzt hat’s wohl doch einen Sinn, dass ich zurückgekommen bin«, sinnierte sie. »Irgendjemand muss ja in der Stadt noch Arzneien machen.«
    Cornelius half ihr von dem Schemel herunter, auf den sie gestiegen war. »Hanna, um Gottes willen, lass das sein. Die sollen lieber in die Hofapotheke gehen. Du warst schon einmal verhaftet, und dein Vater steht unter Anklage. Es wäre besser, wenn niemand auf dich aufmerksam wird.«
    »Aber ich kann doch nicht einfach nichts tun, wenn ein Kranker etwas braucht. Würdest du so handeln?«
    »Ich … «
    »Du hast dich schließlich auch in Gefahr begeben! Und ich wette, du wirst dich jetzt gleich bei den Hexendoktoren melden und zu Protokoll geben, dass das Schwalbenpulver eine weithin verbreitete Medizin ist. Oder täusche ich mich?«
    »Ja … nein … aber das ist etwas anderes.«
    »Red keinen Unsinn.« Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn und missbilligendem Blick an. »Wir sind beide dazu da, Menschen zu helfen.«
    Er seufzte. »Du hast ja recht. Aber bitte, versprich mir, dass du vorsichtig bist, Hanna, ja? Lass die Finger von Arzneien, die dir zum Verhängnis werden können. Verwende keine Dinge aus dem Arzneischatz, die irgendwie mit Hexerei in Verbindung gebracht werden könnten! Gib nur Medizin heraus, die völlig zweifelsfrei und unverfänglich ist.« Er wies auf die Kisten unter dem Fenster. »Und nimm auch besser nichts von den Sachen, die du aus den Niederlanden mitgebracht hast. Ich wollte vorhin nichts sagen, aber du weißt doch: Was die Leute nicht kennen … «
    »Versprochen, Herr Doktor. Aber du musst mir auch was versprechen!«
    Er hob die Augenbrauen.
    »Pass auf dich auf«, sagte sie.
    »Das weißt du doch.« Er lächelte ein bisschen schief und streichelte ihre Wange mit dem Handrücken. »Also dann.«
    »Holla, Cornelius Weinmann, seid Ihr da?« Jemand pumperte so heftig gegen das Fenster der Offizin, dass die Scheiben schepperten.
    »Pater Kircher?«
    »Kommt heraus, ich muss mit Euch reden.«
    Cornelius warf Johanna einen schnellen Blick zu, dann ging er nach

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