Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)
fetter Bauch leuchtete weiß über dem Wasser, das von Kräuteressenzen leicht grünlich gefärbt war. Förner stellte angewidert fest, dass der Fürstbischof einen Busen fast wie ein Weib hatte. »Hört«, fuhr er fort, »Ihr traut diesem Astrologen zu sehr. Wir dürfen jetzt nicht all das aufs Spiel setzen, was wir bisher erreicht haben. Wartet noch eine kleine Zeitlang ab. Vorschnelle Entscheidungen sind nie gut.«
Der Fürstbischof seifte sich unter den Achseln ein. »Ei, ich weiß schon, dass ihr den Deodatus nicht mögt, Förner. Vielleicht, weil er etwas besitzt, das sich Euerer Wahrnehmung entzieht. Gleichwohl, ich gebe viel auf seinen Rat.« Er schnaufte tief durch und seufzte. »Es wäre mir lieber, Euch bei dieser Entscheidung auf meiner Seite zu wissen, alter Freund.«
Förner hielt es nicht mehr auf seinem Hocker. Er durchmaß das Zimmer mit schnellen, kurzen Schritten, bei denen sein leichtes Hinken mehr auffiel als üblich. Schließlich blieb er stehen. »Eminenz«, sagte er, »ich kann Euch nur dringend davon abraten, mit dem Teufel in eine Art Verhandlung zu treten. Er wird Euch jedes Angebot als Eingeständnis einer Niederlage, ja, als Feigheit auslegen.«
Dornheims Augen wurden klein. »Ich und feige? Seht Ihr das auch so, Förner?«
»Nun ja, ohne Euch beleidigen zu wollen … «
»Genug! Ihr vergesst Euch!« Der Fürstbischof stemmte sich aus dem Wasser und winkte nach einem Handtuch. Der Mohr half ihm aus dem Zuber und hüllte ihn in ein großes Laken ein. Immer noch tropfend, stellte sich Dornheim direkt vor Förner hin. »Ich bin weder ein Feigling noch schwach«, grollte er. »Aber ich bin es leid! Und ich glaube an die Macht der Gestirne! Vielleicht besinnt sich Satanas ja wirklich auf andere Kriegsschauplätze; schließlich ist Bamberg nicht die einzige gut katholische Stadt auf der Welt!
Zu Würzburg hat der Teufel ja auch noch eine Rechnung offen, wie man weiß. Ich werde der Malefizkommission eine langsamere Gangart befehlen.«
Förner verneigte sich knapp. »Wie Ihr beliebt, Eminenz. Wir wollen sehen, ob der Teufel auf Euer Angebot eingeht. Ich darf mich empfehlen.«
Innerlich schäumte er vor Wut. Gerade jetzt, wo so viele Druden und Unholden schon erledigt waren, wollte Dornheim vor dem Bösen kapitulieren! Das durfte doch nicht wahr sein!
»Mit Gott.« Der Fürstbischof ließ sich von dem Mohren in einen rotsamtenen Hausmantel helfen, während sein Besucher den Raum verließ. »Wir sollten dir auch einmal ein Horoskop stellen lassen, Caspar«, meinte er. »Aber du weißt ja nicht, wann du geboren bist … «
Noch am selben Abend diktierte Dornheim seinem Schreiber eine Order an die Malefizkommission, die dem Verlauf der Prozesse Einhalt gebot. Danach verlangte es ihn nach einem jungen Mädchen, und nachdem er seine Manneskraft zur Zufriedenheit unter Beweis gestellt hatte, schlief er nach langer Zeit wieder einmal tief und traumlos bis zum Morgen.
Aus dem Hexenhammer des Dominikaners Heinrich Kramer, genannt Institoris, erschienen 1487
Der Teufel versucht, vom Anfang seines Sturzes an, die Einheit der Kirche zu zerstören, die Liebe zu verletzen, die Süße der Heiligenwerke mit der Galle des Neides zu treffen und auf alle Weisen das Menschengeschlecht zu vernichten und auszurotten …
Seine Stärke beruht in den Lenden und dem Nabel, weil sie nämlich durch die Üppigkeit des Fleisches mächtig in den Menschen herrschen. Denn der Sitz der Üppigkeit ist bei den Männern in den Lenden, weil von hier der Same abgesondert wird, wie bei den Weibern aus dem Nabel …
Weil die Hexen mit der Hölle einen Bund, und mit dem Tod einen Verstand gemacht, so unterwerfen sie sich, um ihre unreinen Begierden zu erfüllen, der schändlichsten Dienstbarkeit …
Der Grund aber, warum sich die Dämonen zu Inkubi oder Sukkubi machen, ist nicht das Lustgefühl, denn als Geister haben sie ja weder Fleisch noch Knochen, sondern der hauptsächlichste Grund ist doch, dass sie durch das Laster der Wollust die Natur des Menschen beiderseits, nämlich den Leib und die Seele, zerstören, damit so die Menschen um so willfähriger zu allen anderen Lastern werden …
Warum finden sich nun in dem gebrechlichen Geschlecht der Weiber eine größere Menge Hexen als unter den Männern? Der erste Grund ist der, dass sie leichtgläubig sind, und weil der Dämon hauptsächlich den Glauben zu verderben sucht, deshalb sucht er lieber diese auf. Der zweite Grund ist, weil sie von Natur wegen der Flüssigkeit
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