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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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ihrer Komplexion leichter zur Aufnahme von Eingebungen zu beeinflussen sind durch den Eindruck gesonderter Geister. Daher auch Prediger 13: Mit einem Löwen oder Drachen zusammen zu sein wird besser sein, als zu wohnen bei einem nichtsnutzigen Weib. Gering ist alle Bosheit gegen die Bosheit des Weibes. Drittens haben die Weiber von Natur aus geringeren Glauben. Das lateinische Wort femina nämlich kommt von fe und minus (fe = fides, Glaube; minus = weniger). Also schlecht ist das Weib von Natur, da es schneller am Glauben zweifelt, auch schneller dem Glauben ableugnet, was die Grundlage für die Hexerei ist …
Was ist das Weib anderes als die Feindin der Freundschaft, eine unentrinnbare Strafe, ein notwendiges Übel, eine natürliche Versuchung, ein wünschenswertes Unglück, eine häusliche Gefahr, ein ergötzlicher Schade, ein Mangel der Natur, mit schöner Farbe gemalt? Das Weib ist bitterer als der Tod, und selbst ein gutes Weib ist unterlegen der Begehrlichkeit des Fleisches. Es ist nur ein unvollkommenes Tier …
Alles geschieht aus fleischlicher Begierde, die bei Weibern unersättlich ist. Eines ist unersättlich, das niemals spricht: Es ist genug!, nämlich die Öffnung der Gebärmutter. Darum haben sie auch mit den Dämonen zu schaffen, um ihre Begierden zu stillen …
Dabei übertreffen die Schandtaten der Hexen alle Verbrechen. Sie sind nicht damit zufrieden, die Zeugungsglieder bisweilen durch gauklerische Vorstellungen zu entfernen, sondern oftmals beseitigen sie die Zeugungskraft selbst, sodass ein Weib nicht empfangen oder der Mann den Beischlaf nicht vollziehen kann …

Residenz Geyerswörth, zehn Tage später
    Langsam und bedächtig, um nicht außer Atem zu geraten, stieg Deodatus die 132 Stufen zu seinem Ausguck im Geyerswörther Schlossturm hinauf. Der Turm, dessen Grundmauern noch mittelalterliche Ursprünge hatten, war von einer welschen Haube in Zwiebelform gekrönt; vom Inneren dieser Zwiebel aus führte eine steile Holzleiter in einen laternenartigen Aufsatz mit vier Fenstern. Hier stand des Astrologen kostbarster Besitz: das Rohr, mit dem er in den nächtlichen Himmel sehen konnte.
    Deodatus hielt die Laterne in der Linken; unter dem rechten Arm klemmten drei große Rollen Pergament, auf denen er bereits Vorzeichnungen gefertigt hatte. Es war kurz vor Mitternacht, die beste Zeit für die Sternenbeobachtung. Die Nacht war klar, völlig wolkenlos, und der Mond weit im Abnehmen begriffen. Schloss und Stadt lagen schon im tiefen Schlaf, nirgendwo war auch nur ein Fenster erleuchtet. Die Geräusche des Tages waren längst verklungen, nur hin und wieder hörte man das nächtliche Bellen eines Hundes, und zu jeder vollen Stunde sang der Nachtwächter mit krächzender Stimme sein Lied.
    Der Astrologe war in der geräumigen Kammer unterhalb der Zwiebel angekommen, die er als Studierzimmer nutzte. Er stellte seine Laterne beim Kohlebecken ab, nahm die dicke Kerze heraus und zündete damit die beiden Röhrenleuchter auf dem großen Arbeitstisch an. Nach einem kurzen Blick auf seine Taschenuhr drehte er die große Sanduhr um, entrollte seine Pergamente und begann zu arbeiten. Zuerst setzte er Datum und Uhrzeit in die linke obere Ecke des Blatts. Bedächtig zog er mit Lineal und Zirkel Linien und Kreise, maß Entfernungen, tupfte hier und da verstreute Formationen von Sternen hin. Der Juni stand in diesem Jahr ganz im Licht der beiden hellsten Planeten Jupiter und Venus, Ersterer würde um ein Uhr nachts in Opposition zum Sternbild des Schlangenträgers stehen, also von der Erde aus gesehen genau gegenüber. Die hellstrahlende Venus hatte schon vor dreizehn Tagen aus den Zwillingen den Krebs betreten und würde bald in den Löwen wechseln. Der beringte Saturn war auf dem Weg in Richtung Regulus, dem Löwen-Alpha-Stern. Der letzte Vollmond hatte sich im Skorpion gezeigt, in zwei Tagen war Neumond im Stier. Danach würde die Sonne aus dem Stier in die Zwillinge treten, nachdem sie zuvor am 21.Juni den nördlichsten Äquatorabstand erklommen hätte: die Sommersonnwend, kürzeste Nacht des Jahres.
    Deodatus glättete seinen Bart, stand auf und streckte sich. Die Sanduhr war schon zweimal durchgelaufen, es musste also bald ein Uhr sein. Der Astrologe spähte durchs Fenster zu den hochfürstlichen Schlafräumen im zweiten Stock des gegenüberliegenden Flügels. Alles war dunkel; Dornheim schlief wohl, denn sobald er wach war, ließ er seinen Mohren stets ein Licht anzünden. Deodatus war erleichtert. Der

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