Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
Vom Netzwerk:
Ring um seine Brust. »Wir kommen um Eure Frau, Meister Flock.«
    Auszüge aus dem Verhörprotokoll der Brigitta Bayer vom Krempelmarkt, 4.September 1630
Herr Doctor SchwarzContz
H. Dr.Vaßoldt vndt
Jch Johann Schramm
Stadtschreiber zu Bambergk,
den Samstag nach Egidi ao. 1630.
 
Brighita Beyrin von Bambergk
in 47 Jahrn,
Haußbraut des Taglöners Jörgen Bayr vom Krempelmarckt,
ist bezichtigter Hexerey halber, in der Güete examinirt worden.
 
Die will nichts gestehn, sagt sie wölle ihr Unschuldt erfechten und beweysen. In Summa sie sey unschuldig, sie seye kein Trudt, könne und wisse nichts …
 
Daumenstock: Gesteht nichts, die Heilige Drey Faltigkeit solle ihr beystehen …
 
Beinschrauben: Sagt, sie wolle gern sterben, wüßt nichts, Jesus der Sohn Mariens solle sich ihrer erparmen, geschehe ihr vor Gott und der Welt Unrecht. Hat sich etwas übel befunden …
 
Bocks 5/4 Stundt: Will anfenglich nichts gestehn. Bekennt sie sey leider vor ungefehr 25 Jahrn, damahls alß sie Ihren Mann nur ein Jahr gehabt, nach volgender Gestalt verführt worden:
 
Seductio: Alß sie nit mehr wußt woher das Geldt zum Leben nehmen, sey sie zum Heumachen in die Theuerstadt. Da seye am Feldrain ein junger, schöner Jägerßmann kommen, der hab ihr ein Sack voll Goldt versprochen, so sie ihme zu Willen sey.
Beim Schwartzen Kreutz seye sie dann von der Flockin gethaufft worden ...
 
Maleficium: Sie hett ein Tranck gesiedet, zusammen mit der jungk Flockin, die ihr beigepracht, wie sie’s machen müßt. Die hett gesagt:
Rühr des Froschlaichs immerdar, biß sich die schwartzen Äuglein verlieren, tu Kelleraßeln hinein, dann getrocknet Moos, das auff eim Menschen Schedel gewachsen ist. Auch nimm ein Stückleyn vom Fleysch eines Gehengkten, Galle vom Ochsen, drey Tröpfleyn vom Blut eines blinden Säuglings, ein Finger Hutt Krötengift, dartzu schwarzen Dreck auß einem Grab. Gibs hin. Trinckts ein Mann, so verdörret sein Gliedt zu eim trocknen Ästlein, reibt mans einem Neugebornen auff den Leyb, so stirbts am Kopfkrampff.
Alßo hett sie’s ihrm Mann geben, weiln sie kein Kinder mer von ime wollt. Der hat ihr darauffhin ein Jar langk nimmer beywonen können ...
 
Sie hett mit der Flockin offtmals und vil Hagel gesotten, den Weinwuchß erfriern laßen und den Kühen die Blutsucht angehext. Sey auch mit ihr des Nachts zum Tantz in der Ratsstuben geflogen, wo vil Rät und große Herrn mit ihren Weibern geweßen …
 
CONFESSIO EST REGINA PROBATIONUM

Flock’sches Haus in der Judengasse,
am Vormittag nach Dorotheas Verhaftung
    Heinrich, o Gott, was sollen wir nur tun?« Johanna fiel ihrem Schwager um den Hals, kaum dass er die Tür geöffnet hatte. Den ganzen Weg von der Apotheke bis in die Judengasse war sie gerannt. Sie hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, ihr Schultertuch umzulegen, und Strähnen ihres braunen Haars lugten unordentlich unter der weißen Haube hervor. Heinrich hielt sie mit der Kraft eines Verzweifelten fest. Er sah aus wie der leibhaftige Tod, alt, bleich und unrasiert, das Gesicht verquollen. »Komm herein«, sagte er mit belegter Stimme. »Pater Kircher ist auch schon da.«
    Kircher saß auf der Ofenbank, die Hände im Schoß verschränkt. Eine Bibel lag neben ihm, mit deren Hilfe er vergeblich versucht hatte, dem verzweifelten Freund Trost zu spenden.
    »Sie wird auf Schwangerschaft plädieren«, sagte der Jesuit, nachdem er Johanna mit einem tröstlichen, festen Händedruck begrüßt hatte. »Das gibt ihr und uns Zeit.«
    Hanna wusste, dass die Karolinische und auch die Bambergische Rechtsordnung es verbot, Schwangere zu foltern. Werdende Mütter durften weder terriert noch torquiert werden, um der unschuldigen Leibesfrucht keinen Schaden zuzufügen. Diese Schonfrist galt bis zwei Monate nach der Geburt; früher wagte man ein Neugeborenes nicht von der Muttermilch zu entwöhnen. Über dieses uralte Gesetz würde sich der Fürstbischof nicht hinwegsetzen – ein Ungeborenes war eine reine Seele, die es in Christi Namen zu retten galt.
    »Wir haben also ungefähr zehn Monate«, fuhr Kircher fort, »zehn Monate, in denen ihr nichts geschehen kann.«
    Heinrich Flock lachte bitter auf. »Fast ein Jahr im Kerker? Wie soll eine Schwangere das durchstehen? Und wenn überhaupt, dann wäre es, so wie die Dinge liegen, auch nur eine Verlängerung der Leidenszeit, weiter nichts.«
    Der Jesuit senkte den Kopf. Er wusste, dass Flock recht hatte.
    »Herrgott«, sagte Johanna unter Tränen, die Hände zu

Weitere Kostenlose Bücher