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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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übel mitgehen. Der alte Michel hätte sonst wer weiß was in der Stadt herumerzählt. Aber schließlich war morgen auch noch ein Tag. Cornelius konnte es kaum erwarten.

    Während es in der Mohrenapotheke munter zugegangen war, hatten Heinrich Flock und Dorothea einen stillen, glücklichen Abend verbracht. Thea hatte ihm eine ganze Anzahl an Stoffen und Tuchen präsentiert, aus denen sie Kleidchen und Bettzeug für den Säugling nähen wollte, und sie hatten Zukunftspläne für ein ganzes Haus voller Kinder geschmiedet. Seit er von ihrer Schwangerschaft wusste, behandelte Heinrich seine junge Frau wie Glas und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Endlich ein Erbe! Dabei hatte er sich schon darauf eingestellt, Haus und Geschäft einmal in fremde Hände geben zu müssen, und jetzt war plötzlich alles ganz anders. Er konnte sein Glück kaum fassen und platzte vor Stolz. In Gedanken machte er schon eine Namensliste all derjenigen, die er zur Kindstaufe einladen wollte. Es würde das größte und schönste Fest werden, das es seit Jahren in der Stadt gegeben hatte, das schwor er sich. Und bis dahin würde er auf Thea aufpassen wie ein Schießhund, damit sie sich ja nicht übernahm. Schon vor zwei Tagen hatte er eine weitere Hausmagd eingestellt, ein kräftiges junges Ding vom Land, das alle Arbeiten übernehmen sollte, die einer Schwangeren womöglich schaden konnten. Sie sollte auch darauf achten, dass Thea wöchentlich den linken und den rechten Schuh wechselte, weil dies, wie jeder wusste, die Leibesfrucht munter und frisch hielt. Und natürlich darauf, dass die werdende Mutter keine Krüppel, Arm- oder Beinlose oder sonstwie Misswüchsige zu Gesicht bekam, damit das Kind nicht ähnliche Verunstaltungen davontrug. Thea glaubte zwar nicht an diesen Unsinn, hatte ihrem aufgeregten Mann aber dennoch hoch und heilig versprochen, sich an alles zu halten, was er ihr antrug. Sie liebte ihn für seine übertriebene Fürsorge umso mehr. Auch wenn sie laut lachen musste, als er ihr, nachdem sie zu Bett gegangen waren, das Ohr auf den noch flachen Bauch legte, um den Herzschlag des Kindes zu erlauschen. »Das kannst du frühestens an Weihnachten wieder versuchen«, vertröstete sie ihn. »Bis dahin musst du noch ein bisschen Geduld haben.« Eng umschlungen schliefen sie ein.

    Kurz nach Sonnenaufgang erwachte Dorothea, weil sie im Haus laute Geräusche und Männerstimmen hörte. Noch bevor sie aus dem Bett springen konnte, klopfte es und die Hausmagd kam herein, kreidebleich im Gesicht. Heinrich Flock drehte sich mit einem unwilligen Brummen in den Kissen um, setzte sich auf und fuhr sich durch die verstrubbelten Haare. »Hund und Sau, Anni, was sind das für neue Sitten? Was hast du bei uns im Zimmer zu suchen, in aller Früh?«, raunzte er schlaftrunken.
    »Jesusmariaundjosef, Herr, entschuldigt, ich … es ist … «, stotterte die Alte. In ihren Augen stand das blanke Entsetzen, hilflos hob sie die Arme und rang nach Worten. »Die Einfänger!«, brachte sie schließlich heraus.
    »Nein!« Thea schrie auf und klammerte sich an ihren Mann, der, im Nu hellwach, sich fieberhaft nach seinem Mantel umsah. Schon lange steckten in dessen Tasche ein Dolch und eine geladene Pistole, schließlich war sich Flock immer der Gefahr bewusst gewesen, in der er schwebte. Er hatte sich den Plan zurechtgelegt, im Fall seiner Verhaftung die Büttel zu töten und sich in einem ungenutzten Keller am Kaulberg zu verstecken. Die anderen Männer, darunter auch Cornelius, hatten denselben Plan und würden dann zu Hilfe kommen. Sonst nahm er den Umhang nachts immer mit hinauf ins Schlafzimmer, aber ausgerechnet in dieser Nacht hatte Flock ihn im Hausgang hängen lassen …
    Zwei Stadtknechte schoben die alte Magd grob zur Seite und polterten mit gezogenen Waffen ins Schlafzimmer. Heinrich Flock war klar, dass er im Haus keine Chance mehr hatte, zu entkommen. Die Gefahr, dass Thea bei einem Kampf verletzt wurde, war zu groß. »Du musst jetzt stark sein«, beschwor er seine Frau, die verzweifelt schluchzte. »Für dich und das Kind. Es wird alles gut werden, glaub mir. Ich hab für euch vorgesorgt.« Dann wandte er sich an die Büttel. »Steckt eure Schwerter weg, ich werde keine Schwierigkeiten machen. Kann ich mir wenigstens noch etwas überziehen, oder wollt ihr mich im Nachtgewand mitnehmen? Mein Mantel hängt drunten im Flur.«
    Die beiden Wächter sahen sich kurz an. »Euch wollen wir doch gar nicht.« Heinrich war, als lege sich ein eiskalter

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