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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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einen Ruck. »Passieren!«, rief er dem zweiten Wächter zu, der daraufhin den zweiten Torflügel öffnete, damit die Karre durchfahren konnte.
    Kircher hob die Zügel an und schnalzte mit der Zunge, doch nichts geschah. Ausgerechnet jetzt stellte sein Gaul den Schweif auf und begann seelenruhig zu äpfeln, während der Pater tausend Tode starb vor Angst, der Torwächter könne es sich noch anders überlegen. Endlich dampften die Rossbollen auf dem Boden, und der Wallach schnaubte zufrieden. Kircher atmete erleichtert auf und machte segnend das Zeichen des Kreuzes über dem Kopf des Torwächter. »Du hast recht getan mein Sohn«, sagte er freundlich lächelnd. »Der Herr sei mit dir.«
    »Gelobt sei Jesus Christus, Pater.«
    »In Ewigkeit, Amen.« Mit diesen Worten ließ Kircher die Zügel auf den Rücken des Braunen klatschen und der Karren rollte aus der Stadt.

    Sobald die Silhouette Bambergs hinter einer leichten Bodenerhebung verschwunden war, hielt Kircher an. Nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, dass weit und breit niemand zu sehen war, sprang er behänder vom Bock, als man es ihm angesichts seiner Beleibtheit zugetraut hätte. Hastig schnürte er die Seile auf, mit denen die Fässer festgezurrt waren, und wuchtete eines nach dem anderen schnaufend herunter. Dann zog er mit Hilfe einer großen Greifzange, die er unter seiner Kutte versteckt hatte, die langen Nägel aus den doppelten Bodenbrettern des Karrens und lüpfte die Bretter hoch. Heinrich Flock kletterte heraus, gefolgt von Veronika Junius. »Lieber Gott«, stieß er hervor, »lang hätt ich nicht mehr so eingezwängt liegen können. Ich hab fast keine Luft mehr bekommen.«
    Gemeinsam hoben sie die Fässer wieder an ihren alten Platz. Dann setzten sich die beiden blinden Passagiere hinten auf die Ladefläche und ließen die Beine baumeln, während das Gefährt gemächlich weiter in Richtung Süden rollte.
    Aus den Jahrbüchern des Collegiums der Gesellschaft Jesu zu Bamberg
Item am Montag nach Dionysi wurdt Pater Petrus Kircher auf Geheiß des Collegiums auß der Stadt geschicket. Alleyn er hat nun über 4 Hundertt Drudnern und Druten alß Beichtiger bey gestanden und dieselben in den Todt begleytet. Das gantz Collegium dahier zu Bambergk zweiffelt intzwischen auß besonderen und schwer wigenden Ursachen die Recht-Meßigkeyt der Processe an.
Längst reget sich im Volcke immer mehr Unmuth über das »bambergisch Werck«, wie man es überall nennet. Item schon singen die Kinder auf der Straßen ein Lied, das fanget so an: »Die Pfaffen wurden wolgemuth, sie giengen in der Hexen Pluth als wär’s ein Maientantze … « Dieß wirfft ein Licht auch auf unsren Orden.
Item nun hat sich die Societas Jesu langk mit den Proceßen befaßet, und berümte Brüder wie Paul Layman und Adam Thanner haben ir Meynungk darüber kund gethan. Unßer Collegium hat alles an Rath eingeholt, was es bekommen kunt, und ist in der Ansicht bestärcket worden, daß hier zu Bambergk die Sach nit gut und gerecht geführet wird. Geht die Rede, daß nur die Authorität des Kaisers oder gar des Papsthes etwas außrichten könnt.
Um nit unrecht zu handeln hat nun unßer Rector Hamann vor zweien Wochen umb ein Unterredungk mit dem Fürßt Bischof ersuchet, das war ein Tagk nachdem man wiedrum einen der Bürgermeißter, den Jacob Dietmayer, verprennet hat. Item das war ein merckwürdig Gesprech. Kein guts Zureden, kein wolgemeinter Rath, kein Bedencken hat ihn erweichen können, die Process-Führungk zu endern. Es war im Guthen nichts aus zu richthen. Eintzig konnt unßer Rector mit Hinweiß auf die Jungkfrau Maria alß Beschützerin der Schwangeren erreichen, daß die verhafte Dorothe Flockin, die mit Kind gehet, vom Druden Haus in die Alt Hofhaltungk gebracht wurdt, wo sie zwar in Ketten, aber in beßeren Umständen die Geburth erwartten darff.
Wir sind nun zu dem Schluß gelanget, daß Handeln not thut. Es scheint dem Collegium gebothen, Pater Kircher nun zuerst nach Ingolstat, dann aber weitter nach Hall zu schicken, umb sich mit Pater Tanner zu berathschlagen. Es muß möglich sein, daß die Soc. Jesu zu einer einheytlichen Halttung in den Hexen-Proceßen findt. Die Reise scheinet gerade jetzo kein Aufschub mehr zu dulden, alß ein längers Wartten dazu führen könnt, daß man nit mehr ohn Gefahr gen Süden reisen möcht. Denn der Krieg rücket immer näher an unß heran. Intzwischen ist nemlich eingetrethen, waß man schon langk befürchtet: Der Schwedenkönigk ist mit .

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