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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Croaten, Spanier, Welsche, Frantzosen, Deutsche und Polacken. Alle in iren eignen Kleydungen und mit den jeweilgen Gebräuchen und Sprachen. Bey einem derarthigen Zulauff an Völckern darff man sich gar nit verwundern über die offt verderbten Sitten und darüber, daß eine zehnjärige Persson hier mer weiß alß eine dreißigjärige anderswo. Der Auffzug der Weibspersonen ist ziemlich frech, und es gibt eine übergroße Zahl an Diebs-Gesindel. Darumb haben vil fürnehme Häußer starcke Gatter vor den Fenßtern, um die Lumppen-Kerle abzuwehrn. Ein hießiger Geistlicher hat zu mir gesagt: ›Wenn jeder Dieb ein Glöckel am Halß tragen müßt, entstünd zu Wien ein Geklepper, daß man sein eigens Wortt kaum verstehn könnt. Und wolte man alle Diebe steynigen, man müßt in der gantzen Stadt das Pflaßter auff reißen.‹ Aber es ist ja auch überall ein Gedrengel, das solche Räuberey begünstiget. Dauernd sindt Fest und Feiern mit Musik und Tantz oder Fechtereien, und bald noch mehr geistliche Umzüg mit großen Menschen-Mengen. Man siehet flatternd Fahnen und geschlenkerte Rauchfäßer, Mönche und Nonnen meist von den Bettel-Orden; es riechet nach allem, vom Koth bis hin zum Weirauch.
Mein guthe Hanna, wenn Du Deiner Schweßter ein Nachricht zukomen laßen kannst, so richt Ihr auß, daß unsre Sach hier guthe Aussicht hat. Sie soll starck pleiben und durchhaltten; wir thun das Menschen-Mögliche für sie. Wir haben mächtige Freund gewonnen, die sich für die Gerechtigkeyt einsetzen. Gib auch gut achtt auf die Apothecken, daß nichts verdürbet und schlecht wirdt. Und sag meine Grüß dem Antoni, er soll recht gut und verständig sein.
Dißer Brieff gehet mit der kaißerlichen Reichs-Poßt ab und Du mußt den Boten betzalen. Wenn Du ihme ein Schreiben zurück mit giebst, kannstu genau hineinschreyben was daheim sich zuträgt, denn die Reichs-Poßt ist sicher und wirdt nit von jemand anderß geöffnet. So Gott will, wirdt sich alles zum Guthen wenden.
Es umarmet Dich
Dein Vatter
Geschriben mit eigner Handt zu Wien, den Freitag nach Conversio Pauli ao. 31
    Nachricht des Lorenz Stürmer, Dienstmann und Waffenknecht, an Weihbischof Friedrich Förner, Hall in Tirol, 18.Februar 1631
Ergebensten Dinst zuvor, hochwürdiger erlauchther Herr, und Nachsicht dafür, daß ich nit eher geschriben hab. Doch den gantzen December und Januar über sindt keine Bothen von hier abgegangen, dieweil man zu Tyrol einen solchen Wintter-Einbruch hatte, wie seitt Menschen-Gedencken nit mehr. Das Vihe erfror in den Ställen und die Vögel fieln todt von den Bäumen. Es gab auch nichts Neues zu berichtten. Wie ich in meinem lezten Brieff geschriben, ist die Persson, die ich verfolgen soll, der Jesuit Kircher, zu Anfangk Novembris in Hall eingetrofen. Es gelangk mir, in Erfarungk zu pringen, daß er lang und vil mit dem Profeßor Tanner geredet und etlich Brieff verschicket hat, die ich aber nit in meine Hände bekomen kunnt. Auch sind in der Zeitt bis Weihnachtten vil Schreyben aus Klößtern und Schuln der Jesuiten zu Hall eingegangen, aber weil die Jesuiten diße immer nur von eignen Mönchen befördern haben laßen, ist mir deren Inhaltt unbekannt gepliben. Und dieweiln Ihr mir befohlen habt, unerkannt zu pleiben, habe ich nit eingegriffen und nit die Gefahr einer Entdeckungk auff mich nehmen wolln.
Kurtz von Weinachthen schließlich, so hörthe ich, ist Pater Kircher ernstlich kranck geworden; angeblich ligt er mit Brusthußten darnieder. Ich glaube nun, daß er, sobaldt er wieder geßund ist, Hall verlaßen wird. Denn seitt geßtern ist die Kältt gebrochen, und es ist so warm, daß die Schnee- und Eis-Massen thauen. Bald werden die Wege wiedrum begehbar sein.
Getreu Euren Weißungen werde ich ihme folgen, wohin er auch reiset.
Geschriben von Eurem unterthenigsten Knecht Lorentz Stürmern, den Freitag vor Esto mihi 1631

Bamberg, Ende Februar 1631
    Johanna öffnete den Brief ihres Vaters mit zitternden Händen. Halblaut las sie die Zeilen vor sich hin und atmete auf, als sie am Ende angelangt war. Wenigstens ein bisschen Hoffnung!
    Es war ein trauriges Weihnachten gewesen, so ganz allein mit Toni. Sie hatte trotzdem Christsemmeln gebacken, süße Spitzen und Honigstollen vom Bäcker gekauft und den vom Pfarrer geweihten Weihnachtskuchen aufgetischt, den ihr kleiner Bruder so gern aß. Sie waren gemeinsam zu einem der vielen Weihnachtsspiele gegangen, in denen die Herbergssuche, Christi Geburt und die Anbetung der Heiligen drei Könige

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