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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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ist!« Er hatte Förner am Kragen gepackt und geschüttelt; jetzt ließ er ihn los, schnaufte schwer und ruderte mit beiden Armen, als ob er das Gleichgewicht halten müsse.
    »Es steht Euch frei, mich jederzeit zu entlassen«, zischte der Weihbischof und zog seinen Kragen wieder zurecht.
    »Das hätte ich schon vor Jahren tun sollen!«
    Förner lachte schrill. Er wusste, dass er diese Auseinandersetzung gewinnen würde. »Zu spät, Eminenz, zu spät! Und ich fürchte, meine Entlassung zum jetzigen Zeitpunkt würde Euch auch nichts helfen. Ganz im Gegenteil, das Aufsehen würde Euch noch mehr schaden. Man würde Fragen stellen. Fragen nach dem Grund für meine Entlassung, zur Rechtmäßigkeit der Hexenprozesse, zu der Rolle, die Ihr dabei gespielt habt. Und ich würde diese Fragen beantworten. Kurzum, Eminenz, ich glaube, wir beide sind aufeinander angewiesen.«
    Der Fürstbischof riss sich die Kappe vom Kopf und fuhr sich durch die spärlich gewordenen Locken. Dann ließ er sich wieder auf die steinerne Bank plumpsen. Förner hatte recht. Er, Dornheim, brauchte ihn, hatte ihn immer gebraucht. Jetzt erst wurde ihm mit aller Deutlichkeit klar, wie sehr er sich in die Hand seines Weihbischofs begeben hatte. Lange Zeit schwieg er, was sollte er auch noch erwidern. »Geht«, sagte er irgendwann müde. »Ich habe das Bedürfnis zu beten.«

    Später kniete er in dem kleinen Betstuhl in seinem Schlafzimmer, in tiefe Verzweiflung versunken, als Caspar ihm ein frisch aus Wien eingetroffenes Schreiben brachte. Er stand auf und erbrach das Siegel. Es war nur eine kurze Nachricht, die besagte, dass der Reichshofrat die Absicht hatte, in seiner nächsten Sitzung ein Poenalmandat über ihn zu verhängen.
    »Wein!«, schrie Dornheim. »Ich will Wein!«
    Den ersten Becher stürzte er so schnell hinunter, dass ihm mehr von der goldfarbenen Flüssigkeit in den Kragen als durch die Kehle lief. Es hat keinen Sinn mehr, dachte er. Der Teufel hat seinen Feldzug gewonnen. Dornheim wollte nicht mehr da sein, nicht mehr denken, sich nicht mehr wehren müssen.
    »Mehr Wein«, brüllte er.
    Nach zwei Stunden war der Fürstbischof so betrunken, dass er nicht mehr gerade stehen konnte. Und sein Elend hatte ein Ausmaß erreicht, das alles Maß überstieg. Die Melancholie hatte wieder Besitz von ihm ergriffen wie in seinen schlimmsten Zeiten. Er wimmerte leise vor sich hin, in grenzenloses Selbstmitleid versunken. Irgendwann begann er, Rotz und Wasser zu heulen. Es schüttelte ihn am ganzen Körper. Ein Diener kam herein und versuchte vergeblich, ihm vom Boden aufzuhelfen, wo er auf allen vieren kroch. Dornheim wollte nicht aufstehen, er wehrte sich wie ein bockiges Kind.
    »Eminenz«, sagte der Lakai höflich und packte ihn am Arm. »Seid doch so gut und lasst Euch zu Bett bringen. Es ist spät, und Ihr habt getrunken.«
    Der Fürstbischof schlug wild um sich, lallte und sabberte. Schließlich rief der verzweifelte Diener um Hilfe.
    »Hinaus!« Die Stimme des Fürstbischofs überschlug sich, er war kaum zu verstehen. »Alle! Weg mit Euch! Teufel! Hexen! Bleibt mir vom Leib!« Seine Hand ertastete eine leere Silberkaraffe, die neben ihm auf dem Boden lag; er hob sie auf und schleuderte sie mit aller Kraft in Richtung des Lakaien, der entsetzt vor ihm zurückgewichen war. Der Diener wich geistesgegenwärtig aus, die Karaffe flog an seinem Kopf vorbei und traf den Rahmen des Heiligenbildes über Dornheims Bett. Etwas löste sich und fiel auf das bischöfliche Kopfkissen. Der Lakai nahm den Gegenstand und betrachtete ihn mit weit aufgerissenen Augen.
    Inzwischen war der Fürstbischof zum Bett gewankt und riss seinem Diener das Ding aus der Hand. Dornheims Aufschrei war bis zum anderen Ufer der Regnitz zu hören. Wie vom Blitz getroffen brach er neben seinem Prunkbett zusammen.

    Caspar lag derweil im Bett und grübelte. Sein Herr hatte wieder alle Anzeichen dieser schrecklichen Krankheit gezeigt, die er schon überwunden geglaubt hatte. Der Mohr hatte Angst, dieselbe Angst, wie sie wohl ein Sohn empfinden würde, wenn er seinen Vater im Siechtum wusste. Seit so vielen Jahren war der Fürstbischof der einzige Mensch, zu dem Caspar gehörte. Seine Familie, die er liebte. Seine Heimat, wo er sich geborgen fühlte. Oh, Caspar spürte genau, wie es seinem Herrn ging. Er hatte dessen unfassbare Panik vor dem Teufel gespürt, die unsägliche, schwarze, todestrübe Traurigkeit. Und in den vergangenen Wochen die letzte, trotzige Auflehnung gegen den

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