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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Papstes ist – wer bin ich, mich seinen Wünschen zu widersetzen? Und Ihr habt es neulich selber gesagt: Mit dem Prozess dieser Dorothea Flock steht oder fällt alles. Ein Freispruch für diese Hexe kommt einem Schuldspruch für mich gleich.«
    »Nur, wenn dieses Mandat Bamberg auch erreicht«, lächelte Förner schlau und zupfte beiläufig an seinem kohlschwarzen Spitzbärtchen. »Und das wird es nicht.«
    Dornheim sah hoch. »Wie meint Ihr das?«
    »Nun, der Weg von Rom über die Alpen ist lang und beschwerlich. Und nicht ohne Gefahren. Wie schnell kann etwas Unvorhergesehenes geschehen … «
    »Was habt Ihr vor?«
    »Einer meiner Leute hat bereits Anweisung erhalten, dafür zu sorgen, dass dieser lästige, fette Jesuit die Heimat nicht mehr wiedersieht. Vermutlich liegt er jetzt schon irgendwo auf dem Grund eines Sees oder zwei Klafter tief unter der Erde. Der Mann, den ich hinter ihm her geschickt habe, ist äußerst zuverlässig.«
    Dornheim schüttelte ungläubig den Kopf. »Ihr seid ein Teufel, Förner. Gütiger Himmel, das ist ein Mandat des obersten Hirten der Christenheit. Sein Wille.« Er schauderte. »Mir graut vor Euch. Habt Ihr nicht Angst, Eure Sünden könnten auf Euch zurückfallen?«
    Förners Kiefer mahlten, wie immer, wenn er wütend wurde. »Eminenz«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich tue das alles für Euch.«
    Der Fürstbischof winkte ab. »Rechnet Ihr mit meiner Dankbarkeit? Ei, Förner, ich kenne Euch. Nein, Ihr tut das nicht für mich. Ihr seid Euch nur allzu bewusst, dass Ihr mit mir stürzt, wenn ich falle.«
    »Oder umgekehrt.« Förners Lippen waren nur noch ein dünner, blutleerer Strich.
    Dornheims Kopf fuhr hoch, seine fleischigen Wangen bebten. »Wollt Ihr mir drohen?«
    Der Weihbischof stand ruckartig auf. In ihm brodelte es. Ja, auch seine Nerven lagen blank! Erst die kaiserliche Einmischung, dann die des Papstes, und ein Poenalmandat aus Wien würde wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen! Es ging ihnen an den Kragen, und zwar bald! Und wenn er, Förner, bei all dem nicht einen kühlen Kopf bewahrt hätte, wären sie schon längst erledigt gewesen. Und dafür machte ihm der Fürstbischof Vorwürfe? Was erlaubte sich dieser verweichlichte, jämmerliche Wicht auf seiner Bank eigentlich?
    »Glaubt Ihr, mir macht dies alles Spaß?« Förner platzte beinahe; mit zornigen kleinen Schritten hinkte er vor den Blumenbeeten auf und ab und sah dabei aus wie eine verletzte Krähe. »Glaubt Ihr, ich lege keinen Wert auf ein reines Gewissen? Und wenn Euch vor mir graut, Eminenz, dann denkt doch einmal daran, wo Ihr heute ohne mich wärt! In der Stadt wagt kein Ratsherr mehr, gegen Euch aufzumucken; mit der bürgerlichen Opposition ist es aus! Die Kassen sind besser gefüllt als je zuvor! Eure Herrschaft ist unumschränkt, und das alles nur wegen der Hexenprozesse, die Ihr auf meinen Rat hin vorangetrieben habt … «
    »Auf Euren Rat, jawohl!« Die Stimme des Fürstbischofs überschlug sich. »Und was habt Ihr dabei aus meiner schönen Stadt gemacht? Ein Leichenhaus! Seht Euch doch um: Wie viele Häuser sind verlassen, wie viele Geschäfte sind verwaist? Es liegt eine Stille über den Straßen wie auf einem Kirchhof. Es gibt keine Wehfrauen mehr, keine Musikanten, keine Feste, keine Fröhlichkeit. In der Stadt ist es wie in einem Grab! Ohne Euch hätte ich es niemals so weit kommen lassen, Förner. Ihr seid mein böser Geist!«
    Der Weihbischof verzerrte sein Gesicht zur Fratze. »Ach, Euer böser Geist? Seht Ihr Euch doch um: Wer von all den alten Speichelleckern ist denn noch an Eurer Seite? Keiner! Aber wer hat Euch nicht verlassen all die Zeit über, als Ihr mit dem Teufel fochtet und er Euch beinahe zerstört hat? Wer hat Euch die Treue gehalten, für Euch gehandelt, als Ihr wie ein greinendes Waschweib monatelang in Selbstmitleid versunken wart? Als ganz Bamberg, ach was sage ich, alle Welt Euch nur noch verächtlich einen gemütskranken Jämmerling nannte?« Der Weihbischof kam ganz dicht an Dornheim heran, er überragte den sitzenden Mann kaum um Haupteslänge. »Ihr habt mich immer gebraucht, und Ihr braucht mich noch, Eminenz«, fauchte er. »Ohne mich seid Ihr verloren. Und das wisst Ihr auch.«
    Der Fürstbischof schnappte erst einmal nach Luft. Dann stand auch er auf. Und er brüllte. »Dass Ihr Euch ja nicht täuscht. Ich brauche Euch nicht, Förner. Niemand braucht impertinente, von Ehrgeiz zerfressene Emporkömmlinge in der Dienerschaft, die nicht wissen, wo Ihr Platz

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