Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)
unzufriedener Miene. Der Fürstbischof hatte ihn nicht einmal angesehen.
»Ihr Herren Doctores«, fragte er schließlich unten auf dem Domplatz, »wäre es wohl möglich, den Schreiberlohn ebenfalls um ein Weniges zu erhöhen? Ich will mich noch diesen Sommer verheiraten und muss dann eine Familie unterhalten. Und wie Ihr gut wisst, leide ich unter den gleichen Misshelligkeiten wie Ihr … «
Vasold drehte sich zu ihm um. »Wir wollen sehen, was sich machen lässt, mein Bester.« Er klopfte dem Schreiber jovial auf die Schulter. »Ihr seid ein guter Mann, und wir werden Euch schon mitkommen lassen.«
Förner öffnete derweil droben ein Fenster, um frische Luft hereinzulassen.
»Aus der Gier der Menschen entspringt bisweilen doch etwas Gutes, was sagt Ihr, Eminenz?«
Der Fürstbischof trat zu ihm und sah nachdenklich hinaus. Unter ihm lag die Bürgerstadt, umrahmt von den beiden Armen der Regnitz. In den Straßen und Gassen gingen die Menschen ihren Verrichtungen nach, Kutschen und Wagen rollten geräuschvoll über das Kopfsteinpflaster. Der Stadthirte trieb gerade eine Herde Rindvieh auf den Hutwasen vor der Stadt. Auf dem Fluss zogen langsam die Kähne dahin, beladen mit Bierfässern oder anderer Handelsware, die sie am Kranen eingeladen hatten. Dornheims Blick streifte über die Dächer bis zum Häfnersplätzchen. Da stand es, aus hellen, großen Quadern erbaut: Das neue Malefizhaus, steingewordenes Zeichen für den Kampf gegen das Böse. Dornheim spürte, wie sich der Kopfschmerz, der ihn in letzter Zeit immer wieder plagte, wie ein fester Ring um seine Stirn legte. Er ballte die Fäuste. »Seht hinunter«, sagte er zu Förner, »das ist meine Stadt. Ich werde sie den Fängen des Antichrist entreißen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
Der Weihbischof lächelte. »Dazu seid Ihr auf dem besten Wege, Eminenz. Ihr schlagt den Teufel mit seinen eigenen Mitteln. Je mehr Hexen er für seine düsteren Zwecke anwirbt, desto mehr Geld fließt in die fürstbischöfliche Kasse. Vorausgesetzt natürlich, die Unholden sind keine armen Leute. Und je mehr bedeutende Herren vom Rat als Zauberer sterben, desto stärker sinkt der Einfluss der Bürgerschaft in der Stadt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Kirche aus diesem Kampf als Sieger hervorgehen wird.«
Dornheim atmete tief die nasskalte Luft ein, die vom Fluss hochstieg. Der Kopfschmerz verging wieder. »Wir wollen sehen, ob wir die Sache nicht noch beschleunigen können. Ich werde Anordnung geben, die Druden bei der Vernehmung besonders nach den reichen Bürgern und Räten zu fragen.«
»Ein guter Gedanke, Eminenz. Und nach deren Söhnen und Töchtern. Wir wollen doch möglichst wenig Erben, nicht wahr?«
Die beiden Männer standen noch eine Weile einträchtig nebeneinander am Fenster.
»Übrigens«, brach der Fürstbischof schließlich das Schweigen, »was haltet Ihr persönlich von Teufelsaustreibungen?«
Förner sah Dornheim überrascht von der Seite an. »Nun, ich halte sie für ein probates Mittel bei Besessenheit, Eminenz. Ich selbst habe schon einmal einen Exorzismus durchgeführt, vor vielen Jahren.«
»Berichtet.«
»Damals wurde ich auf die Festung Rosenberg bei Kronach geschickt, wo ein Dämon mit einer Magd sein Unwesen trieb und bereits sechs Menschen auf grässliche Weise umgebracht hatte. Mit Gebeten und heiligen Handlungen gelang es mir, den Dämon auszutreiben, der in Gestalt einer Flamme den Körper der Magd verließ. Warum, Eminenz, wollt Ihr das wissen?«
Dornheim schenkte zwei Pokale mit Wein voll und reichte einen davon dem Weihbischof. »Kann ich mit Eurem Stillschweigen rechnen, Förner?«
»Beim Heiligen Michael, selbstverständlich.«
»Ich habe den Verdacht, meine Bettjungfer könnte einen solchen Dämon in sich tragen.«
»Die Susanna?« Förner riss die Augen auf, er kannte die Kitzingerin ja seit Jahren. »Wie kommt Ihr darauf?«
Der Fürstbischof druckste ein bisschen herum, bevor er zur Sache kam. Er brachte seinen Mund vertraulich nahe an des Weihbischofs Ohr. »Schon einige Monate wollen mir, äh, gewisse männliche Verrichtungen nicht mehr recht gelingen. Ihr wisst schon. Dass es an der Operation nicht liegen kann, ist klar, denn in der Zeit danach hatte ich keinerlei Beschwerden beim leiblichen Werk. Ich habe auch neulich noch einmal diesen jungen Physikus aus der Stadt kommen lassen. Er sagt, es ist alles in Ordnung. Genau das sagt auch mein Leibarzt. Er hat mir gewisse Mittel verabreicht, die wohl eine
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