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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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und wartete.

    Als die Hexendoktoren in das fürstbischöfliche Besprechungszimmer traten, saß Dornheim hinter einem riesigen geschwungenen Intarsienschreibtisch, dessen Füße zu Löwenpranken geschnitzt waren. Er blätterte in einem dicken, ledergebundenen Folianten, während Friedrich Förner, der Weihbischof, halb über ihn gebeugt dastand, einen Gänsekiel in der Hand. Die beiden ließen sich nicht stören und besprachen sich mit halblauter Stimme weiter, bis endlich Dornheim das Buch zuklappte und die Juristen näherwinkte.
    »So, die Herren Kommissäre! Ihr habt um ein Gespräch nachgesucht, das Wir Euch gerne gewährt haben. Also tretet heran, Ihr guten Doctores, und frei heraus mit Eurem Begehr.«
    Dornheim sah schlecht aus. Er hatte einiges an Gewicht verloren, und seine sonst rötliche Gesichtsfarbe war einem fahlen Grau gewichen. Obwohl sein Leibarzt ihm immer wieder versicherte, er sei kerngesund, fühlte er sich seit Monaten irgendwie unwohl. Und was ihm am meisten Sorgen machte: Seine Manneskraft war trotz der Spanischen Fliege nicht zuverlässig zurückgekehrt. Der Teufel gab nicht nach.
    Die drei Juristen verbeugten sich ehrerbietig, dann ergriff Schwarzcontz als der Älteste das Wort. »Hochverehrungswürdigste Eminenz, wir danken Euch untertänigst für Eure Zeit. Wir würden Euch selbstverständlich nicht incommodieren, wäre unsere Sache nicht eine dringende und schon lange aufgeschoben.« Er machte eine Pause und befeuchtete die Lippen, während Dornheim ihn mit einer ungeduldigen Geste zum Weiterreden aufforderte.
    »Nun, Euer Liebwürden, wie Ihr wisst, gehen wir Malefizkommissare nun schon seit mehr als einem Jahr unserer wenig angenehmen und gefährlichen Aufgabe nach. Waren es zu Anfang noch wenige Fälle, die wir zusätzlich zu unseren täglichen Rechtssachen übernommen haben, so sind es inzwischen so viele geworden, dass unser dreier Zeit seit langem schon nicht mehr ausreicht. Wir müssen unser sonstiges Werk verabsäumen, unsere Gesundheit über die Maßen beanspruchen, auch unsere Kleider und Schuhe abnutzen. Daher findet sich, obwohl ja nach weiteren Commissären Umschau gehalten wurde, auch niemand außer uns, der diese Arbeit machen will.« Schwarzcontz räusperte sich und sah beifallheischend seine beiden Kollegen an. Die nickten zustimmend, und so fuhr er fort. »Dazu kommt noch, hochwürdigste Eminenz, dass die Drudenuntersuchungen höchst beschwerlich sind. Wir Examinatores müssen mit den beschuldigten Personen oft vier oder fünf Stunden in loco torturae bleiben, und die Befragungen sind oft von derartig unangenehmer Art, dass es uns leibliches Unbehagen bereitet. Der Teufel gibt den Leuten außerdem allerhand Geschmäcker und Ungelegenheiten ein, die für einen anständigen Christenmenschen schwer auszuhalten sind. Wenn Ihr es wünscht, kann ich gerne Einzelheiten berichten … «
    Dornheim winkte ab. Das wollte er nun wirklich nicht hören. »Was ist nun Euer Begehr, Doctor? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Schwarzcontz schnüffelte leise und zupfte dabei mit zwei Fingern an seiner dicken Nasenspitze, was er immer tat, wenn er nervös war. »Ja, also, hochfürstliche Eminenz, ein Examinator bekommt für jedes getätigte Verhör, egal wie lange es dauert, einen Gulden. Damit sind auch vorherige Kundschaftungen und Inquisitionen, Zeugenbefragungen et cetera et cetera abgegolten. Dies nun scheint uns in Anbetracht der großen Schwere und Langwierigkeit unserer Aufgabe zu wenig.«
    Der Fürstbischof zog die Augenbrauen hoch. So etwas hatte er schon befürchtet. Immer ging es ums Geld. Dabei war diese Hexenverschwörung weiß Gott von ganz anderer Dimension als der eines Sacks voller Taler! Aber das begriffen diese Juristen natürlich nicht. Ungehalten sah er zu Förner auf, der immer noch schräg hinter ihm stand. »Wie verhält es sich mit den bisherigen Prozesskosten?«
    Der Weihbischof kratzte sich am Bart. »Nun, Eminenz, wie bei allen Rechtssachen üblich, kommen die Delinquenten beziehungsweise ihre Familien oder Erben für alle anfallenden Kosten auf – für Verpflegung, Kleidung und Licht während der Haft, für den Lohn der Kommissare und Schreiber, für Wächterlohn, für Henker und Knechte bei Tortur und Hinrichtung, das Gerichtsmahl nach dem Brand. Zur vollständigen Verbrennung eines menschlichen Körpers braucht es außerdem große Mengen Brennholz; auch dies muss von den Hinterbliebenen bezahlt werden.«
    »Deshalb«, fiel jetzt Herrenberger ein, »wird

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