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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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alß zu Anfangk. Die Angst war nit mehr so sehr davor, zum Opffer von Hexen Werck zu werden, alß vil mehr davor, daß man selber als Unhold besagt und in Verhafft genommen würd. Ob es daran gelegen, daß sogar der Cantzler als Drudner verprennt worden ist, weiß ich nit. Aber ab da hat sich keiner in der Stadt mehr sicher gefühlt. Es war, alß ob sich ein schwartz Leichen Tuch vom Himmel herab über uns alle gesenckt hätt.
An manch einen und eine Unholdin kann ich mich erinnern, die in dießem Wintter besonderß Aufsehn erregt haben. So ein dreitzehn Jar alts Maidlein, das gesehen worden, alß es zu Epiphania die Hoßtie aus dem Mund genommen. Sie wurd im Drudenhauß verrückt und ißt dortten elendt gestorben. Dann weiß ich noch zu berichtten von der Haus-Gehilffin des Pfarrers Eder, die sich am Tag nach ihrer Einbringungk in den alten Gefenknißturm auß lautter Angst vor der Folther auß dem Turm-Fenßter zu Tode stürtzte. Und am erschröcklichsten war die Geschicht um den Pfarrer selbsten, der um Heilig Dreikönigk herumb seiner geistlichen Würden enthoben und vor die Hexen-Commißare geführt wurde. Er war 22 Jahr alt. Es hieß, auf ernstlichs Zureden hab er ohne Martter gestanden, er sei von der Magd seines Vaters, Anna Wildenbergerin, zur Drudnerey verführt worden. Er hat vil Leutt besagt, etliche vom Rath und andere. Alß man vermeint hat, ihm das Urtheil zu sprechen, hat er sein Gestendnis wiederrufen, gab an, er wolle seine Seel nit beschweren. Dann hat er doch die Tortur zweimal erlitthen, worauff er gestand. Er wollt nit als Zeuge bey andern Processen gerufen werden, hat gesagt, er schäme sich weil er geschoren und gefolttert sey. Er war der Sohn des fürstlichen Secretarius Georgen Eder und ist er zu zwein zusammen mit seiner Mutter am Freitag vor Exurge verprennt worden. Sein Vater, der dann noch späther im selbigen Jar auch als Drudner hingericht wurd, hat für den Brand zwölff Gulden zahlen müßen. Das alles weiß ich so gut, weiln die Schwester des jungen Eder auch eine Braut Christi und meine libe Freundin war und noch ist.
Umb dieße Zeitt sind schon vil Leut aus der Stadt nach Nürnberg geflüchtet, die als Hexen in Verdachtt warn. Denn von dortten hat man niemands ausgeliefert, auch wenn dieß unßer liber Herr Fürßt-Bischoff mit schrifftlichem Ersuchen mehrmalß verlangt hat. Aber ach, die meisten sind ja doch zu Bamberg blieben. Heut mag sich manch einer fragen, warumb. Aber die Armen hetten ja gar nit gewußt, wohin. Und die Reichen, die wollten das Ihre nit im Stich laßen. Denn wer geflohen ist, der hat durch seine Flucht wohl ohne Noth seine Schuldt zugeben, und dem wurden Hauß und Hof und alles eingetzogen. Und er hett nie mehr zurück kommen können. Aber manch einen, der blieben ist und in der Glut geendet hat, den hats wol bitter gereut, daß er nit gangen ist, als noch Zeit war.

Neue Residenz, Gebsattelbau, Februar 1628
    Sier entlang, Ihr Herren.« Ein Mönch führte die drei Malefizkommissare über eine breite Steintreppe in das zweite Stockwerk der Neuen Residenz am Domplatz. Johann Philipp von Gebsattel, der Vor-Vorgänger des Fürstbischofs, hatte die beiden einfachen Flügelbauten vor zwanzig Jahren als Wohnschloss errichten lassen, aber seine Nachfolger hatten es vorgezogen, weiterhin im Geyerswörth zu residieren. Nun nutzte man den Gebsattelbau für Verwaltungszwecke.
    Die Doktoren Herrenberger, Schwarzcontz und Vasold folgten dem jungen Karmeliter schweigend. Sie selbst hatten Dornheim um diese Unterredung gebeten, und in Anbetracht der Wichtigkeit des Gesprächs hatten sie ihre schwarzen Talare eigens mit breiten Spitzenkrägen und blütenweißen Stulpmanschetten aufgeputzt. Hans Schramm folgte ihnen in gebührendem Abstand, eine kleine Aktentruhe mit Unterlagen unter dem Arm. Staunend ließ er seinen Blick durch die getünchten Gänge schweifen, genoss es, wenn die Absätze seiner neuen Stulpenstiefel auf den Steinfliesen klackten. Es war das erste Mal, dass er ein herrschaftliches Gebäude von innen sah. Solch schöne weiße Wände und glatte Böden, dachte er, möcht ich in meinem Haus auch gern einmal haben. Er war schon gespannt auf den Fürstbischof. Bestimmt würde der mächtige Mann in ihm sofort den verlässlichen, treuen Diener erkennen, der er schließlich auch war. Vor einer hohen, doppelflügeligen Tür im oberen Stock gab man ihm allerdings zu verstehen, er solle draußen bleiben, bis man ihn hereinrief. Enttäuscht stellte er sich an ein Fenster

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