Die Seelenburg
werden durfte.
Dort traf er seine Gegenmaßnahmen
***
Celine ahnte von alldem nichts. Nach wie vor war sie der Meinung, unbeobachtet die Burg verlassen zu haben. Sie hetzte den schmalen Weg hinunter und gelangte auf die Straße, die kurz vor Gunter in die Julierstraße einmündete, die von Chur nach St. Moritz führt.
Celine rannte so schnell wie selten in ihrem Leben. Sie hatte früher Leichtathletik betrieben, das machte sich nun bemerkbar. Inzwischen hätten andere gekeucht oder Seitenstiche bekommen, nicht so Celine.
Sie lief wie ein Uhrwerk, und sie trug zum Glück flache Schuhe, in denen sie gut rennen konnte.
Längst war sie in Schweiß gebadet, aber unermüdlich setzte sie einen Fuß vor den anderen.
In Kehren führte die Straße hinab. Manchmal kürzte Celine ab, spurtete einfach durch den Wald und traf dann wieder auf die Straße, um ihr zu folgen.
Doch ihre Häscher lagen bereits auf der Lauer. Sie waren nicht hinter oder vor ihr, sondern kamen aus der Luft. Gordon Schreibers Reaktion zeigte bereits ihre Folgen.
Wer als Mensch den Dämonen half, dem standen sie auch bei. So war es hier ebenfalls.
Kaum hatte Gordon Schreiber von der Flucht des Mädchens berichtet, da reagierte der wahre Herrscher der Burg.
Der Spuk ließ seinen Diener nicht im Stich, und er schickte die Wesen aus, die für ihn kämpften. Aus den Dimensionen des Schreckens waren die Monster mit den Echsenköpfen gekommen, und sie hockten auf fledermausähnlichen Flugechsen mit langen Schnäbeln, die sich wie gewaltige Drachenflieger in die Lüfte schraubten.
Sie drehten ihre ersten Kreise.
Ihre Befehle waren klar: Sucht und tötet sie!
Zuerst waren die Kreise sehr groß, weil die Wesen alles beobachten mußten, dann jedoch wurden sie enger, und sie näherten sich als gewaltige Schatten der kleinen Straße, über die Celine Wald ihrer Rettung entgegenlief.
Noch ahnte sie nicht, wer da unterwegs war. Sie sah die Echsenwesen nicht und auch nicht deren weit aufgerissene Mäuler, die an die Schnauzen von Krokodilen erinnerten.
Celine rannte nur. Das einzige, was sie hörte, waren ihre Schritte und der eigene keuchende Atem.
Jetzt merkte sie auch die Anstrengung. Längst kürzte sie nicht mehr ab, weil es zuviel Kraft kostete. Sie lief auf der Mitte der Fahrbahn, und es war mehr ein Taumeln und Wanken. Vor ihren Lippen dampfte der Atem, kalter Schweiß lag auf dem Gesicht, aber die Lichter der Stadt waren näher gekommen.
Die Hoffnung wuchs…
***
Bis sie über sich ein Rauschen hörte. Zuerst dachte Celine, es wären die Bäume, doch als sie den Blick hob, da sah sie die beiden Schatten. Sie blieb nicht stehen. Es wäre ihr auch nicht möglich gewesen, weil sich die Beine wie von selbst bewegten, aber sie spürte plötzlich die Gefahr.
Celine warf sich zur Seite. Sie fiel dabei nicht zu Boden, sondern prallte gegen den Hang rechts der Straße. Dafür traf der Flügel des fledermausähnlichen Wesens sie nicht, aber sie konnte das Tier auch nicht an einer Landung hindern.
Celine erstarrte in ihrer Furcht. Ein erstickt klingender Laut drang aus ihrer Kehle. Sie warf den Kopf herum und erkannte, daß ein zweites Flugtier hinter ihr gelandet war.
Man hatte sie eingekesselt!
Die Tiere trugen Reiter. Zwei schrecklich anzusehende Wesen mit weit aufgeklappten Echsenmäulern stiegen von ihren Rücken. Dies sah Celine trotz der Dunkelheit.
Da wußte sie, daß sie verloren hatte.
Und dabei war die Einmündung zur Julierstaße nicht einmal zehn Meter entfernt.
Zehn Schritte nur.
Eine lächerliche Distanz, für sie jedoch eine Strecke weiter als bis zum Mond.
Celine zitterte vor Angst. Diese Wesen hatte sie nie gesehen und auch noch nie von ihnen gehört, aber sie wußte, daß sie im Zusammenhang mit Gordon Schreiber stehen mußten. Und seltsamerweise dachte Celine nicht an verkleidete Menschen, sondern an richtige Monster. Und auch die Tiere mit ihren langen Schnäbeln und den ungewöhnlichen Spannbreiten der Flügel durfte es einfach nicht geben. Das waren Wesen aus dem Fabelreich, aus Märchen oder Sagen, wie Celine sie in ihrer Kindheit und frühen Jugend gelesen hatte.
Sie drehte den Kopf.
Auch die zweite Bestie war von ihrem Flugtier abgestiegen. Und beide kamen jetzt auf Celine Wald zu.
Da drehte das Mädchen durch. Trotz der Gefahr und trotz ihrer Angst wagte sie den Durchbruch.
Bevor der Echsenköpfige sich versah und eingreifen konnte, war Celine bereits an ihm vorbei. Sie mußte nur noch das Tier passieren, dann war
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