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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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gefälliges Gemeinschaftswerk der Rom hörigen
Bischöfe auf ihrem ersten großen Konzil 325 in Nizäa in der Türkei.
Auftraggeber: der römische Kaiser Konstantin. Was würde passieren, wenn zwei
Jahrtausende später authentische Schriften aus dem 1. Jahrhundert auftauchten,
die beweisen würden, dass damals eine feindliche Übernahme der Jesus AG durch
den neuen römischen Klerus stattgefunden hat? Diese vielleicht sogar bestätigten,
dass es eine Frau Jesus gab? Wobei ich anmerken möchte, dass es völlig egal
ist, ob Jesus nun verheiratet war oder nicht, weil eine Ehe einen Mann nicht
automatisch zu einem guten Ehemann, noch zu einem Befürworter der
Gleichberechtigung macht. Viel gefährlicher für die Staatskirche wäre es, wenn
herauskäme, dass den Gläubigen das einzig wahre Vermächtnis Jesu` zugunsten der
alleinigen Vormachtstellung der katholischen Kirche vorenthalten wurde. Das
nenne ich kirchenfeindlich, aber nicht gläubigenfeindlich."
    Rabeas
Erklärung rang Simone nur ein müdes Lächeln ab. Sie schien mit der Materie
nicht besonders vertraut zu sein. Wahrscheinlich konnte sie nicht einmal die
Namen der vier großen Evangelisten nennen. Außerdem hatte sie sich verraten.
Ihr ging es nur um die uralte Frage, dass Priester nicht heiraten durften.
Darin lag der Hund begraben. Sie wollte Lukas für sich. Simone wirkte beinahe
enttäuscht. Also doch kein theologischer Diskurs. Bedächtig aß er seinen Toast
zu Ende und setzte dann zu einer Erwiderung an: "Mein liebes Kind. Du solltest
dir nicht den Kopf über Dinge zerbrechen, von denen du keine Ahnung hast. Ich
glaube kaum, dass es sich bei den Dokumenten um Schriften handelt, die mit der
heiligen Kirche oder dem Christentum zu tun haben. Wenn sie so alt sind, wie du
behauptest, werden sie vielmehr jenen aus den Höhlen von Qumram ähneln, die den
Essenern, einer gnostischen Sekte, zugeordnet werden. Die Qumramrollen stammen
bekanntlich aus dem 1. Jahrhundert, haben jedoch nichts mit unserem Heiland zu
tun, sondern beinhalten unter anderem eine vollständige Abschrift des Buches
Jesaija aus dem Alten Testament. Eine Abschrift, die übrigens beinahe eins zu
eins mit dem heutigen Buch Jesaija übereinstimmt, was beweist, wie genau gerade
die Kopisten seit jeher gearbeitet haben. Diese Sorgfalt wurde sicherlich nicht
bei den Abschriften der Evangelien vernachlässigt. Nein, ich bin mir sicher,
dass es sich bei den Tätern tatsächlich um eine gut organisierte militante
Räuberbande von Schatzjägern handelt. Es ist kein Geheimnis, dass es einen
lukrativen Schwarzmarkt für Kirchenantiquitäten und alte Schriften gibt. Ein
Jammer, aber wer weiß, wie viele verschollene Handschriften inzwischen in gut
gesicherten Privatmuseen verschwunden sind?"
    Lukas
sah bereits bei Simones herablassenden Worten, mein liebes Kind, eine Welle
Ärger auf sie zu schwappen. Aber richtig übel wurde ihm bei Simones selbstgefälligem
Satz, dass sich Rabea nicht den Kopf über etwas zerbrechen sollte, wovon sie
keine Ahnung hatte. Einer fleischgewordenen Enzyklopädie wie Rabea, die jedes
Thema akribisch vorbereitete und recherchierte, zu unterstellen, dass sie keine
Ahnung hatte, worüber sie sprach... Lukas war sich beinahe sicher, dass er
gehört hatte, wie die Falle über Simone zugeschnappt war. Hoffentlich nahm
Rabea nun ihrerseits seinen Freund nicht zu ernst. Beunruhigt beobachtete er
sie, bereit, sich jederzeit für ihn als Parlamentär in die Bresche zu werfen.
    Mit
zuckersüßem Lächeln servierte Rabea den beiden je eine weitere Toasthälfte und
rieb sich ihre Hände an einem Küchenhandtuch sauber. "Noch mehr?",
fragte sie nach. Lukas nutzte seine Chance, die weiße Fahne zu schwenken. Er
war sich sicher, dass sie die Doppeldeutigkeit seiner Antwort verstehen würde.
"Bitte nicht, Rabea. Es reicht." Zur Untermauerung sandte er ihr einen
bittenden Blick zu, seinen Freund zu schonen. Der Hunger war ihm vergangen.
    "Vielen
Dank. Ich nehme noch einen. Sie schmecken sehr gut“, lobte indessen der
ahnungslose Simone. Er hatte die ihm eingangs von Rabea verhagelte Petersilie
längst verdaut. Bequem in dem gemütlichen Korbsessel ausgestreckt, wirkte er
eitel vergnügt, wie ein Hilfslehrer, der plötzlich unvermittelt zum Rektor
befördert worden war.
    Rabea
angelte zwei Scheiben Weißbrot aus der Plastikhülle. In ihrem Mundwinkel zuckte
ein winziges Lächeln und in ihren Augen glitzerte es unternehmungslustig. Lukas
verstand. Sie würde den Fehdehandschuh aufnehmen. Zum

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