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Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Seelenfischer (Seelenfischer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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Rabea ist keine Tochter Eva, sie
ist die Schlange selbst. Und wenn schon Adam im Paradiese auf sie
hereingefallen ist, wie solltest du ihr dann widerstehen? Möge Gott dir
beistehen. Ich kann es nicht. Wie du siehst, habe ich selbst alle Hände voll
mit ihr zu tun. Arrivederci Lukas, ich melde mich später."
    Rabea
wartete bereits im Flur auf ihn. Den handlichen Laptop hatte sie in ihrer
geräumigen Krokotasche verstaut. Lukas folgte den beiden noch bis zur
Wohnungstür. Dort endete sein Grenzbezirk in Form eines Sergeanten der Polizei.
Wehmütig sah er Rabea und Simone nach, bis sie im Niemandsland des
Treppenhauses verschwanden. Er hatte ein ungutes Gefühl, die beiden alleine
ziehen zu lassen.
    Weil
er keine Lust verspürte, sich zu seinem Vater und dem Anwalt im Wohnzimmer zu
gesellen, beschloss er, kurz bei seiner Schwester nach dem Rechten zu sehen.
Zuvor wechselte er einige belanglose Worte mit dem postierten Bodyguard, dann
öffnete er vorsichtig Lucies Schlafzimmertür. Der Raum lag durch die geschlossenen
Läden völlig im Dunkeln, jedoch konnte er in dem vom Flur einfallenden
Lichtstrahl sehen, dass seine Schwester zusammengerollt im Bett lag. Sie rührte
sich nicht und ihr Atem ging beruhigend tief und gleichmäßig. Stellina wachte
zu Füßen ihres Bettes. Bei seinem Eintreten hob sie kurz den Kopf, um ihn
gleich wieder beruhigt auf ihre Vorderpfoten sinken zu lassen. Lukas betrat das
Zimmer und schloss behutsam die Tür. Er setzte sich in den weichen Sessel neben
dem Fenster, um über Lucies Schlaf zu wachen.
     
    Das
abhörsichere Satellitentelefon des Protektors klingelte.
    "Ja?"
    "Soeben
verlassen die Journalistin und der dicke Pater-Freund die Wohnung. Sollen wir
ihnen folgen?"
    "Tragen
sie irgendetwas bei sich? Eine große Tasche oder einen Rucksack?"
    "Nicht
direkt. Die Frau trägt ihre übliche Handtasche, sonst nichts."
    "Gut,
dann bleibt, wo ihr seid. Von Stetten hat die Unterlagen. Der ganze verdammte
Palazzo gehört seiner Familie. Es finden sich dort tausend Möglichkeiten, die
Dokumente vor der Polizei zu verstecken. Noch etwas?"
    "Ja,
zusätzlich zu dem postierten Polizeibeamten sind jetzt noch vier private
Gorillas im Weg. Zwei oben in der Wohnung, zwei unten in einem Wagen. Hat der
Alte für sein Junges mitgebracht. Wir brauchen für heute Nacht unbedingt
weitere Verstärkung."
    "Ich
kümmere mich darum. Haltet bis dahin die Augen offen."
     
    Eine
knappe Stunde später betraten Rabea und Pater Simone das kleine Appartement
seines Bruders Filliberto in der Nähe des Trevi-Brunnens. Ohne Umschweife
begannen sie mit dem Einscannen. Eine mühevolle Aufgabe. Allein Pater
Bentivoglios gebundene Notizen umfassten mehr als fünfzig Seiten, die alle
einzeln auf den Scanner gelegt werden mussten. Zusätzlich waren da die
Dokumente aus der Kassette. Während der eine scannte, arbeitete der jeweils
andere an der Übersetzung von Bentivoglios lateinischen Aufzeichnungen. Rabea
hatte zwar das große Latinum erfolgreich absolviert, aber ihre Kenntnisse darin
waren ziemlich eingeschlafen und bald gingen sie dazu über, dass Rabea die Übersetzung
des Lateinischen ganz Pater Simone überließ, da dieser mit seiner Praxis viel schneller
voran kam. In stillem Einvernehmen hatten die Atheistin Rabea und der
konservative Jesuit Simone einen vorübergehenden Waffenstillstand geschlossen.
Rabea unterbrach das monotone Scannen und ließ Pater Simone wieder für eine
Weile ran. Sie selbst überflog nochmals die Dokumente aus der Kassette. Nicht
alle Umschläge enthielten endlose Zahlen- und Buchstabenkolonnen, sondern es
befanden sich auch kurze Notizen und Quittungen darunter, zum Teil in
Italienisch und manche datiert. Plötzlich fiel ihr auf, dass der Scanner
schwieg und wandte sich Pater Simone zu. Offenbar hatte er seine Neugier nicht
länger zügeln können und widmete sich bereits den Schriftrollen, die sie den beiden
ledernen Behältern entnommen hatten. Eigentlich hatten sie wegen deren Größe
anfangs vereinbart, sich deren Einscannen bis zum Schluss aufzuheben. Aber
Pater Simone hatten sie seit geraumer Zeit wie magisch angezogen. Noch dazu
schien von einem der beiden eine unerklärliche Hitze auszugehen, trotz des
dicken Segeltuches, in das es eingeschlagen war. Er hatte die kostbare Schriftrolle
mit äußerster Vorsicht auf seinem Schreibtisch ausgerollt. Das unbeschriftete,
obere Ende hielt er mit den Fingern fest. Er wagte nicht, sie mit Büchern zu
beschweren, aus Angst das vergilbte Pergament

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