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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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alle seine Vorgänger?«
    Er trat hinter sie und legte ihr sanft die Hände auf die Schultern. Als sie sich nicht dagegen sträubte, zog er sie an sich, bis ihr Kopf an seiner Brust ruhte. »In deinen Adern fließt das Blut der Protektoren«, sagte er leise. »Darin liegt eine Magie, die wir nicht begreifen, wir wissen nur, dass sie uns zu unserem Schutz von den Göttern geschenkt wurde. Vertraue darauf, sie wird dich führen.«
    »Sie halten uns für unwissende Barbaren.« Heftige Bitterkeit klang aus ihrer Stimme. »Keiner spricht es offen aus, nicht einmal Danton, aber ihr Schweigen sagt mir genug. Für sie sind wir abergläubische Wilde mit seltsamen Blutritualen, die Felsen anbeten und mit Bäumen sprechen wie die Menschen in den Finsteren Zeiten. Danton hätte nie um meine Hand angehalten, hätte er nicht befürchtet, die Erzprotektoren könnten seine Expansionsgelüste im Norden mit Unwillen betrachten … die Heirat mit mir bescherte ihm einen Grenzvertrag, der es ihm gestattet, so viele Staaten zu schlucken, wie es ihm gefällt, solange er die Protektorate in Frieden lässt.« Sie rümpfte die Nase. »Offenbar war ihm das die Ehe mit einer Barbarin wert.«
    »Für Verträge verschachert zu werden ist das Los vieler Königskinder«, sagte er ruhig. »Besonders der Töchter. Das weißt auch du.«
    Er spürte, wie sie erschauerte, und legte die Arme um sie. »Ich weiß es«, gab sie zurück.
    Er küsste sie sanft auf den Scheitel und seufzte. »Ach Gwyn, ich wünschte, ich könnte länger bleiben, nicht nur wenige Tage. Du brauchst eine Weile Gesellschaft aus deinem eigenen Volk … selbst ich habe nicht geahnt, wie sehr. Aber es kann nicht sein.«
    Sie nickte schweigend. »Das verstehe ich. Ich habe meine Pflichten als Protektorentochter, ich muss mich in fremde Länder verkaufen lassen, um das Herrschaftsgebiet meines Vaters zu sichern … du hast die Pflicht, dafür zu sorgen, dass der Heilige Zorn niemals wankt.« Sie seufzte. »Hättest du mir zuvor nicht diese Geschichte erzählt, ich würde dich vielleicht bitten, es dir noch einmal zu überlegen … aber seither kann ich das nicht mehr.«
    »Wir sind beide Gefangene unserer Pflichten, nicht wahr?« Er gab sie behutsam frei. »Ich rechne allerdings nicht damit, dass ein ›zivilisierter‹ König das begreift.«
    Damit hatte er ihr ein leises, trauriges Lächeln entlockt.
    »Ich werde Vater fragen, ob er dir nicht noch einige Diener von zu Hause schicken kann«, versprach er. »Du brauchst den Klang deiner eigenen Sprache und solltest von Menschen umgeben sein, die man unsere Sitten und Gebräuche nicht erst zu lehren braucht. Von Dienern, die nur schweigen, wenn sie es so wollen.«
    »Ich würde das nie von ihm verlangen, Rhys.«
    »Ich weiß, Schwesterchen. Dafür bist du viel zu stolz … und viel zu eigensinnig. Deshalb werde ich ihn an deiner Stelle darum bitten.«
    Er kniete sich in die feuchten Kiefernnadeln, die den Boden bedeckten, und zog darunter einen schmalen weißen Gegenstand hervor, den sie hatte fallen lassen. Es war ein Stück Knochen, verziert mit altertümlichen Darstellungen von Wesen, deren Namen längst vergessen waren. »Du wolltest ein Opfer darbringen.«
    »Ja.«
    Er gab ihr die Nadel zurück. »Dann sag mir, ob die Götter auch das Opfer eines Halbbluts annehmen.«
    Sie legte die Hand auf die seine und sah ihm in die Augen, die jetzt nicht mehr finster waren, sondern vertraut und tröstlich. »Die Götter werden sich über das Opfer eines Heiligen Hüters freuen«, sagte sie sanft. »Und ich freue mich über das Opfer meines Bruders.«
    Im Schein der beiden Monde, im Kreis der Vorfahren des Hauses Keirdwyn opferten sie jedem der Steine einen Tropfen Blut und beteten, dass die Welt kein zweites Mal zerstört werden möge.

Kapitel 16
    »Seid Ihr die Hexe aus der Schenke?«
    Kamala drehte sich erschrocken um. Sie erwartete fast, einen Vertreter der hiesigen Behörden zu sehen, vielleicht mit einigen Gardisten zur Unterstützung, und stellte sich darauf ein, so viel Macht wie möglich freizusetzen, um sie auf Abstand zu halten. Aber es war nur ein einzelner Mann, und der war nicht einmal bewaffnet. Sie blinzelte überrascht, doch kein Gardist zeigte sich. Auch in der Nähe lauerte niemand, der ihr hätte gefährlich werden können.
    »Wer bist du?«, fragte sie. »Und warum willst du das wissen?«
    Der Mann fühlte sich hier, in einer der übelsten Gegenden des »Viertels«, sichtlich unwohl und schaute immer wieder über die

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