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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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beiden Banditen nieder.
    Ich bin kein Richter , dachte er endlich und ließ die Eisenstange sinken.
    Er riss Streifen aus ihrer Kleidung und fesselte sie. Auf diese Weise würden sie genügend Lärm machen, um ihn zu warnen, falls sie erwachten, solange er noch in ihrem Lager zu tun hatte. Danach würde er sie der Gnade der Wälder überlassen … und das hieß, der Gnade der Götter. Wenn die Gottheiten dieses Waldes den Gottheiten der nördlichen Wälder auch nur im Geringsten ähnlich waren, hätten die Räuber nicht mehr lange zu leben. Schon jetzt raschelten im Dickicht kleinere Tiere, die der Geruch des frischen Blutes angelockt hatte. Bald würden sich auch die größeren, gefährlicheren Raubtiere einfinden, und dann hätten die Diebe andere Sorgen, als sich mit ihm zu befassen.
    Er sammelte ihre Vorräte ein, sortierte unter ihren Habseligkeiten die wenigen Wertgegenstände aus, machte alle Waffen unbrauchbar, die er nicht mitnehmen konnte, und ritt mit seinem Pferd zur Straße zurück. Bald verloren sich seine Spuren zwischen den vielen anderen auf der ausgetretenen Fahrbahn. Niemand würde seiner Fährte folgen können.
    Einer der Brüder war in der Blockhütte, als Andovan zurückkehrte, und auch das Mädchen war da. Jetzt im vollen Sonnenlicht sah er, dass das Haus zwar solide gebaut war, aber im Lauf der Zeit und durch unsachgemäße Ausbesserungen gelitten hatte. Diese Familie hatte es vermutlich weder errichtet noch gekauft, sondern war einfach eingezogen, als sich die Gelegenheit bot. Vielleicht hatte sie sogar die eigentlichen Besitzer getötet.
    Als er Deas Bruder in die Augen schaute, entdeckte er darin jenes Funkeln, das den jungen Mann unter anderen Umständen veranlasst hätte, im Wald mit Dieben und Räubern auf die Vergewaltigung einer Frau zu trinken. Seine Hand legte sich fester um den Griff seines Messers, und sein Unterkiefer spannte sich. Er musste sich zur Ruhe zwingen.
    »Ich bin Talesin«, sagte er. »Ich denke, ich bin euch einiges schuldig.«
    Die Augen des anderen begannen gierig zu glitzern. Andovan sah, wie er Dea einen Blick zuwarf und das Mädchen scheu den Kopf abwandte. Nein, das war keine Scheu. Sie wollte etwas verbergen. Andovan krampfte sich der Magen zusammen. Hatte einer der Männer sie geschlagen? Vielleicht wegen der Dinge, die er sich ausgeliehen hatte? Hatten sie etwa geglaubt, er hätte sie einfach gestohlen, und ihr die Schuld daran gegeben? Wollte sie einen frischen Bluterguss vor ihm verstecken?
    Übelkeit erfasste ihn. Und Zorn. Am liebsten hätte er sie alle getötet.
    »Hier.« Er zog eine schwere Börse aus dem Gürtel: Sie enthielt die Beute der Diebe, ein Säckchen mit Münzen, etliche Schmuckstücke und sogar einen bestickten Damenfächer. Die Geschwister würden davon nicht reich werden, aber sie konnten lange sorgenfrei leben. »Nehmt das zum Dank.«
    Er reichte dem Bruder den Beutel, der wog ihn in der Hand, schüttelte ihn, dass die Münzen klirrten, und grinste. »Stets zu Diensten«, sagte er.
    Andovan wandte sich dem Mädchen zu, aber sie erwiderte seinen Blick nicht. Der Kopf blieb so weit zur Seite gedreht, dass er die eine Gesichtshälfte nicht sehen konnte.
    Du kannst einen Mann, der dir das Leben gerettet hat, nicht schlagen , sagte sich Andovan. So sehr er es auch verdient.
    Er griff unter sein Wams und holte aus der kleineren Börse, die er dort versteckt hatte, eine Handvoll seiner eigenen Münzen. Es war ein großer Teil dessen, was er von zu Hause mitgenommen hatte, und ohne dieses Geld würde seine Reise um einiges beschwerlicher werden, aber das war nicht zu ändern.
    Er hielt die Geldstücke in die Sonne, damit die beiden den Goldglanz und die kunstvolle Prägung sehen konnten: Dantons Konterfei auf der einen, das von Gwynofar auf der anderen Seite. Ob sie die Ähnlichkeit wohl erkennen würden?
    »Hiermit kaufe ich dir die Jungfräulichkeit deiner Schwester ab«, erklärte er. »Ich verzichte auf meinen Anspruch, wenn sie in Ehren verheiratet wird, wenn nicht, ist es meine Entscheidung, ob ich sie entjungfere oder nicht.« Er reichte dem Bruder die Münzen und glaubte zu sehen, wie der zusammenzuckte. Gut. Er hatte unbewusst mit der »Gebieterstimme« gesprochen, wie sein Vater es nannte, und selbst wenn die Leute seinen wahren Rang nicht kannten, spürten sie doch seine natürliche Autorität … und die Entschlossenheit hinter seinen Worten. »Wenn du meine Rechte nicht achtest, wenn du deine Schwester an einen anderen Mann

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