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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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winzigen Moment nur – glaubte sie, dahinter eine grenzenlose Finsternis zu spüren. Was sie zu sehen bekam, war eine Illusion, für sie geschaffen, in Wahrheit war seine Seele ein verzerrter, schwarzer Schatten, den er niemals jemandem zeigte.
    Er ist gefährlicher als alle anderen , hatte Aethanus sie gewarnt. Nicht weil er über so viel Macht verfügt – was im Übrigen der Fall ist –, sondern weil so viele Schatten seine Seele verhüllen, dass er womöglich selbst nicht mehr weiß, wie sie in Wahrheit aussieht.
    Als Colivar sie kommen sah, schlug er das Buch zu und setzte sich auf. »Kamala. Wie schön, dass du meiner Einladung folgen konntest. Bitte.« Er deutete auf den freien Platz ihm gegenüber. »Mach es dir bequem.«
    Auf dem Tuch standen prächtige Silberplatten mit frischem Obst, exotischem Käse und einer Auswahl an kandiertem Konfekt. Ein starker Geruch nach Honig und Sirup hing in der Luft, und am Rand des Tuches liefen Ameisen hin und her und suchten nach einer Lücke in der Zauberschranke, die sie in Schach hielt. Aus einem zugedeckten Korb lugte der Hals einer Weinflasche, das bernsteinfarbene Glas war so kalt, dass es beschlug. Kamala setzte sich zögernd, und Colivar zog die Flasche mit Schwung unter dem Tuch hervor und präsentierte sie ihr mit großer Geste. In den Korken war der Stempel eines Winzers eingeprägt, aber sie wusste nichts damit anzufangen. Sie überlegte noch, ob sie tatsächlich auf sein Spielchen eingehen sollte, war jedoch viel zu neugierig, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen, und nickte stumm.
    »Der Jahrgang ist hoffentlich nach deinem Geschmack«, sagte er. »Wenn nicht, solltest du keine Hemmungen haben, dir einen anderen zu beschwören.«
    Sein leicht überheblicher Tonfall hätte sie fast dazu verleitet, genau das zu tun … was er zweifellos beabsichtigt hatte. Keine echte Hexe würde ihr Athra auf solchen Firlefanz verschwenden. Stattdessen rang sie sich ein freundliches Lächeln ab und tat so, als wäre es das Natürlichste von der Welt, von einem Magister zum Picknick eingeladen zu werden. »Ich bin ganz zufrieden damit.«
    Tatsächlich war der Wein köstlich, vollmundig und nicht zu trocken. Hatte er einen Glückstreffer gelandet oder einen Zauber an ihrer Abwehr vorbeigeschmuggelt, um herauszufinden, was ihr schmecken würde? Letzteres wäre durchaus möglich gewesen; sie hatte nicht besonders viel Zeit und Energie darauf verwendet, ihre Lieblingsspeisen und -getränke zu verheimlichen.
    Sie nahm sich eine kandierte Dattel von der Platte, ließ aber den Rest der Speisen unberührt. Obwohl sie nicht gefrühstückt hatte und eigentlich ziemlich hungrig war, wollte sie die bizarre Scharade nicht weiter treiben als unbedingt nötig. Noch nicht. »Ihr sagtet, Ihr hättet Informationen für mich?«
    Er lachte leise. »Höfliche Konversation war noch nie deine Stärke, nicht wahr? Das ist mir schon in Alkal aufgefallen.«
    Sie zuckte unwillkürlich zusammen und sah das Interesse in seinen dunklen Augen aufflackern, als er es bemerkte. Was in allen Höllen hatte er denn erwartet? Er wusste doch, dass sie in diesem abscheulichen Land einen Liebhaber verloren hatte. »In Alkal hatten wir andere Sorgen«, erinnerte sie ihn.
    »Gewiss.« Er lehnte sich zurück und stützte sich abermals auf seinen Ellbogen. Die gelangweilte Pose wirkte entwaffnend. »Nun denn, wenn du lieber gleich zur Sache kommen willst … sage mir: Was weißt du über Siderea Aminestas?«
    »Die sogenannte Hexenkönigin?« Kamala suchte fieberhaft auszuloten, wie die Frage zu verstehen sein könnte. Er wollte sie ganz offensichtlich auf die Probe stellen, aber zu welchem Zweck? »Sie gilt als mächtige Hexe. Und als geschickte Verführerin. Man munkelt, sie hätte schon mehr als ein volles Menschenleben hinter sich, ob das allerdings wahr ist, weiß ich nicht.« Und dann warf sie selbst die Angel aus. »Ich habe sogar Gerüchte gehört, wonach sie selbst ein Magister sein könnte.«
    Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. »Ein Magister ist sie nicht. Das kann ich garantieren.«
    »Weil Frauen keine Magister sein können?«, provozierte sie.
    »Weil sie keiner ist.« Er nahm ebenfalls eine Dattel von der Platte. »Jedenfalls bist du nicht auf dem Laufenden. Aminestas hat abgedankt. Genauer gesagt, sie ist verschwunden.«
    Kamala zuckte die Achseln. Sie hatte sich einmal sehr für die Hexenkönigin interessiert. Nach ihrer ersten Begegnung mit Colivar war sie sogar nach Sankara gereist,

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