Die Seelenkriegerin - 3
Wissen. In diesem Fall gibt es keinen Unterschied zwischen Begutachtung und Lieferung .«
»Sogar ein Safranhändler überlässt dem Interessenten eine Probe seiner Ware, um ihn zu überzeugen, dass der Rest seiner Bestände den Preis wert ist.«
Er schwieg. Beschwor nur ein wenig Macht, um sein Glas zu füllen. Entzog einer unschuldigen Seele Lebenskraft, um nicht nach der Flasche greifen zu müssen. »Nun gut«, sagte er endlich. »Nur so viel: Es geht um etwas, das viele Magister gerne haben würden. Sie begehren es so sehr, dass du dir, falls du ihnen zuvorkämst, damit … sagen wir … gewisse Gefälligkeiten erkaufen könntest.«
Ihr Herz machte einen Satz. »Das klingt … interessant.«
Er hob das Glas an die Lippen, um ein Lächeln zu verbergen. »Ich dachte mir, dass du es so sehen würdest.«
»Ihr wollt dieses Ding nicht für Euch selbst?«
»Ironischerweise ist es für dich von sehr viel größerem Wert als für mich.« Er nahm einen Schluck Wein und beobachtete sie dabei gespannt über den Rand des Glases hinweg.
»Und wenn ich die Frau tatsächlich finde? Was geschieht dann?« Sie sah ihn scharf an und versuchte, in seiner Seele zu lesen; seine Nüstern blähten sich leicht, als er ihr Eindringen spürte, aber mehr erreichte sie nicht. »Ihr wollt sie töten, nicht wahr?«
Ein Schatten glitt über seine Züge. Für einen Moment – einen kurzen Moment nur – verrutschte die glatte Maske, und sie bekam einen flüchtigen Eindruck von dem, was sich dahinter verbarg. Sie waren ein Liebespaar , erkannte sie. Und er begehrt sie noch immer.
War es das, was ihn antrieb? Konnte es sein, dass dieser mächtige Magister, einer der Ältesten seines Standes, auf einen Seelenfresser eifersüchtig war? Der Gedanke war so absurd, dass sie ihn kaum zu fassen vermochte.
»Die Ikati-Königin muss beseitigt werden«, sagte er ohne jedes Gefühl. »Ich glaube nicht, dass Siderea dabei tatenlos zusehen wird. Deshalb, ja, wird sie wahrscheinlich ebenfalls umkommen.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Und Ihr fürchtet nicht, dass ich mich, falls ich sie fände, für ihre Sache erwärmen könnte? Mich vielleicht sogar mit ihr verbünden gegen die Horde von herzlosen Männern, die sie vernichten wollen?«
Er warf mit einer verächtlichen Handbewegung das Weinglas von sich; es verschwand, bevor es auf dem Boden aufkam. »Sie lebt in Gemeinschaft mit einer Kreatur, die sich von menschlichen Seelen nährt. Du bist für diese Kreatur ein direkter Rivale, sie wird dich in ihrem Revier nicht dulden; Siderea lebt nur für diese Beziehung, eine andere ist nicht möglich. Selbst wenn sie sich zu Verhandlungen mit dir bereitfände – oder wenn sie dich verführen wollte –, wäre das nur ein kurzer Aufschub. Ikati-Königinnen greifen einander zwar nicht sofort an, das heißt aber nicht, dass sie zu Freundschaft fähig wären, wie die Menschen sie verstehen. Früher oder später muss sich Siderea den Instinkten ihrer Partnerin beugen, und von diesem Zeitpunkt an spielt es keine Rolle mehr, welchen Handel du mit einer von beiden geschlossen hast.«
Das konnte wahr sein oder auch nicht , überlegte Kamala. Aber Colivar war nicht dumm, er würde ihr kein solches Angebot machen, wenn er irgendeine Gefahr sähe, dass sie sich mit seinem Opfer verbündete. Das warf weitere Fragen auf, die ebenso spannend waren … aber ohne Gegenleistung würde sie nicht mehr erfahren, darüber war sie sich im Klaren.
Was hatte sie schon zu verlieren?
Sie nickte langsam und zögernd. »Nun gut. Dann werde ich versuchen, sie zu finden. Ich kann Euch nicht versprechen, dass es mir gelingt, aber ich werde mein Bestes tun.« Sie legte den Kopf schief. »Und nun zeigt mir Euer Safran, Magister Colivar.«
Wenn er den anzüglichen Unterton bemerkte, so ließ er es nicht erkennen. »Siderea Aminestas hat ein Kästchen mit Liebespfändern in ihrem Besitz. Sie sind nicht gekennzeichnet, äußerlich handelt es sich um leere Blätter, die vierfach gefaltet sind. Es könnten auch andere Dinge dort gelagert sein … in diesem Fall sind sie wahrscheinlich von ähnlich hohem Wert und sollten ebenfalls mitgenommen werden.«
»Von wem sind die Pfänder?«, fragte sie.
Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Jedes Pfand enthält die Essenz eines Magisters.«
Sie war so überrascht, dass sie hörbar den Atem ausstieß. Die Antwort hatte ihr die Sprache verschlagen. »Wie viele?«, brachte sie schließlich heraus.
»Nach meiner Schätzung
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