Die Seelenkriegerin - 3
mehrere Dutzend. Die Dame führte … ein ausschweifendes Liebesleben.«
Liebespfänder von so vielen Magistern! Die Vorstellung war überwältigend. »Wie ist sie an diese Dinge gekommen?«
»Es waren Geschenke, aus Dankbarkeit für ihre Dienste. Damals schien das noch ein sicheres Geschäft zu sein. Doch seit sie kein Mensch mehr ist …« Er spreizte die Hände, eine Aufforderung an sie, den Gedanken selbst zu Ende zu führen.
In Kamalas Herz flammte Misstrauen auf. »Und warum habt Ihr nichts dagegen, wenn ich sie in die Hand bekomme?«
»Sie tragen keinerlei Kennzeichnung und würden durch jeden Zauber zerstört, den du anwenden könntest, um herauszufinden, zu wem sie gehören. Deshalb kannst du oder ein anderer Dieb wenig damit anfangen. Siderea weiß natürlich, welcher Magister mit jedem Pfand in Verbindung steht, und seit sie kein Mensch mehr ist, ist ihr Wissen … unbequem geworden.« Ein schmales, kaltes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Wenn du allerdings alle Unterpfänder hättest, könnte sich kein Magister jemals sicher sein, dass du nicht auch erfahren hast, was Siderea weiß. Sie würden sicherlich heftig feilschen, um ihre Gaben zurückzubekommen. Für alle Fälle.«
Wie ich mit den anderen Magistern umspringe, kümmert dich wohl gar nicht? Sie wusste, dass die Zauberer nicht viel füreinander übrig hatten, doch selbst wenn man das berücksichtigte, war das Angebot bemerkenswert. Es war unter Magistern nicht üblich, Standesgenossen an Außenstehende zu verraten.
Aber sie stand ja genau genommen gar nicht außerhalb, richtig? Sie gehörte jetzt zum Spiel, sie war keine Figur mehr, sondern spielte selbst mit. Das wusste er. Und er hatte es akzeptiert.
Die Erkenntnis ließ ihr das Blut ins Gesicht schießen.
»Ich brauche einen Anker«, flüsterte sie.
»Natürlich.« Mit lässiger Eleganz bewegte er die Hand über das weiße Tuch. Ein Holzkästchen erschien zwischen ihnen, geschnitztes Ebenholz mit einem gewölbten Deckel. »Dies ist ein Duplikat des Kästchens, in welchem sie in Sankara ihre Liebespfänder aufbewahrte.« Er öffnete den Verschluss, hob den Deckel an und zeigte ihr den Inhalt.
Bunte Tücher, funkelnde Armbänder und eine lange Kette aus fliederfarbenen Perlen lagen scheinbar wild durcheinander. Ein kleines Vermögen. Und wenn auch nur einem dieser Stücke eine deutliche Spur der persönlichen Resonanz der Hexenkönigin anhaftete, wäre der wahre Wert nicht zu ermessen.
Kamala begriff zum ersten Mal in vollem Ausmaß, was man von ihr verlangte … und was sie gewinnen konnte, wenn sie Erfolg hatte.
Colivar nahm die fliederfarbenen Perlen heraus. Als das Sonnenlicht darauffiel, glänzten sie wie Wasser. »Das sind lauter Lieblingsstücke von ihr. Ihr ganz persönlicher Schmuck, wenn du so willst. Du solltest aber bedenken, dass die jüngsten Ereignisse die Verbindung zu früheren Ankern belastet haben könnten. Sie ist nicht mehr das Wesen, das sie einst war. Wie sich das metaphysisch gesehen auswirken wird, bleibt abzuwarten.«
Kamala strich mit der Hand über ein scharlachrotes Seidentuch. Sie spürte seine Vitalität, die warmen Schwingungen eines anderen Frauenlebens unter ihren Fingerspitzen. Erinnerungen an Düfte stiegen ihr in die Nase, exotische Blumenparfüms mit einem Unterton von Moschus. Sie widerstand der Versuchung, die Augen zu schließen, den Geruch einzusaugen und sofort nach den Elementen in den Ankern der Hexenkönigin zu suchen, an denen sie ihre Magie festmachen konnte. Nach Spuren, mit denen sich eine Verbindung zu jener Kernessenz der Frau herstellen ließe, die selbst ihre neue Gemeinschaft mit einem Seelenfresser nicht auslöschen konnte.
Vielleicht ist das der Grund, warum die anderen Magister sie nicht finden können , dachte sie plötzlich. Vielleicht verstehen sie zu wenig von der weiblichen Seele und wissen nicht, wonach sie suchen sollen.
»Das müsste genügen«, sagte sie und ließ das Tuch in den Kasten zurückfallen. Als sie den Deckel schloss, strich ein leichter Wind über ihr Gesicht. Die Dufterinnerung verflog. »Habt Ihr einen Vorschlag, wo ich mit der Suche beginnen könnte?«
»Ich habe ein paar Ideen, aber ich möchte im Moment noch nicht darüber sprechen. Du darfst keine vorgefasste Meinung haben, damit du für alle Möglichkeiten gleichermaßen offen bist. Die Fehler von anderen dürfen dich nicht beirren.«
Ein Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Von Männern.«
»Brauchst du sonst noch etwas? Abgesehen
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