Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
Vom Netzwerk:
den Körper unserer Krieger mit Hexenkünsten aufzurüsten. Das kann auf hundert verschiedene Arten zum Nachteil werden. Ich könnte mir denken, dass Ramirus jetzt, in der Geborgenheit Eures eigenen Heims, feststellen lassen will, ob alles in Ordnung ist, um nicht mitten in einer Schlacht eine böse Überraschung zu erleben.«
    »Wie zum Beispiel?«
    Favias drehte den Kopf zur einen und zur anderen Seite. Dank einer soldatischen Lebensweise mit schmaler Kost und viel Bewegung war er gut in Form, aber er war nicht mehr jung, und manchmal merkte man ihm das an. »Die Archive der Heiligen Hüter sind voll mit Geschichten von Kriegern, die mithilfe von Hexenkunst ihre Kampftauglichkeit verbesserten, nur um später zu entdecken, dass solche Tricks nicht so harmlos sind, wie sie dachten.«
    »Glaubt Ihr wirklich, das sei in meinem Fall eine Gefahr?«
    Er trat unvermittelt auf sie zu und schwang die Faust von der Seite gegen ihren Kopf. Erschrocken blockierte sie den Schlag. Einen Augenblick lang verharrten sie in dieser Stellung, Kraft gegen Kraft, er drängte nach vorne, sie versuchte ihn von sich zu stoßen. Ihre Schulter brannte vor Schmerz, aber sie gab nicht nach.
    Endlich ließ er die Hand sinken. »Gwynofar Aurelius … Ihr seid kleiner und zarter gebaut als meine jüngste Tochter. Dennoch könnt Ihr es an Kraft mit meinen besten Männern aufnehmen. Was geschieht mit einem menschlichen Körper, wenn man diese beiden Eigenschaften zusammenfügt? Normalerweise lässt die Natur eine solche Verbindung nicht zu, aber wir haben sie gezwungen, sich auf unsere Bedürfnisse einzustellen. Welchen Preis wird sie dafür fordern?«
    »Ihr sagtet, andere hätten es in der Vergangenheit versucht. Was ist mit ihnen geschehen?«
    Er hob die Lanzen auf, mit denen sie zuvor geübt hatten, und stellte sie in den Ständer zurück. »Bei einem Mann brachen im Kampf die Knochen, sie waren offenbar zu schwach, um die Kräfte auszuhalten, die seine verstärkten Muskeln ausübten. Bei einer Frau versagte das Herz; es war zu klein für den neuen Körper. Und ein Mann, dessen Körper den Anforderungen gewachsen war, soll später den Verstand verloren haben; er wollte die veränderten Gliedmaßen nicht mehr als Teil seiner Person sehen, sondern glaubte, sie gehörten einem Fremden, der ihn in seine Gewalt bringen wollte. Man fand ihn in der Kaserne, er lag mit dem Gesicht nach unten in einer Blutlache. Er hatte versucht, sich selbst die Beine abzusägen.
    Nun kennt auch Ramirus diese Fälle und bezog sie sicherlich in seine Überlegungen ein, als er Eure Kräfte verstärkte. Ich gehe davon aus, dass Euer Herz, Eure Knochen und die wichtigsten Organe an die Muskulatur angepasst wurden. Aber die Warnung bleibt bestehen. Wie viele Elemente des menschlichen Körpers müssen vollkommen im Gleichgewicht sein, damit er Höchstleistungen erbringen kann? Außerdem gibt es einen religiösen Einwand. Wenn man glaubt, dass der Mensch in seiner derzeitigen Gestalt von einem Gott geschaffen wurde, wäre es dann nicht frevelhaft und vermessen, sein Werk noch verbessern zu wollen? Könnte dieser Gott uns nicht dafür bestrafen, um seine Macht zu beweisen?«
    Sie lächelte ein wenig. »Wenn ich mich nicht irre, hält sich nur der Gott der Büßer für unfehlbar.«
    »Ja.« Er lachte leise. »Ein selbstgefälliger Schweinehund, nicht wahr?«
    Als er die letzte Waffe in den Ständer stellte, sah er einen Jungen in Pagenlivree wartend in der Tür stehen. »Ja? Was gibt es?«
    Der Page verneigte sich vor Gwynofar. »Magister Ramirus bittet die Königinmutter und den Obersten Hüter, zu ihm zu kommen. So bald wie möglich, wenn es Euch beliebt.«
    Dass Ramirus sie beide zu sich rief, war ungewöhnlich, normalerweise ließ er seine Ratschläge durch Gwynofar übermitteln. Favias sah sie an. »Habt Ihr eine Ahnung, worum es geht?«
    »Keinen blassen Schimmer.« Ein Schatten ging über ihr Gesicht, während sie die letzten Stücke der Ausrüstung beiseitestellte. »Aber bei einer Aufforderung in dieser Form ist es wohl eher keine gute Nachricht.«
    »Das hängt davon ab, was Ihr unter einer guten Nachricht versteht«, mahnte er. »In Kriegszeiten ist der Unterschied nicht immer so klar.«
    Sie legte die letzten Teile ihres Übungspanzers ab, überließ es den Dienern, sie zu säubern und einzulagern, und kehrte mit Favias zum Wohnturm zurück.
    Der Großkönig war in seinem Arbeitszimmer, als Gwynofar ihn aufsuchte. Einst war es Dantons Arbeitszimmer gewesen. Auf dem

Weitere Kostenlose Bücher