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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Boden war kein Blut mehr, aber Salvator spürte, wo es einst über die Holzdielen gespritzt war und sich unter dem Körper seines Vaters gesammelt hatte. Und unter den Körpern seiner Brüder. So viele Tote an jenem Tag, nur wegen eines einzigen Verräters. Es stellte seine Büßergesinnung auf eine harte Probe, sich nicht auszumalen, was er mit Kostas anstellen würde, wenn er ihn in die Finger bekäme. Wie es sich anfühlen würde, die bloßen Hände um den Hals dieser Echse zu legen und so lange zuzudrücken, bis die ruchlose Kreatur ihren letzten Atemzug tat.
    Hass vergiftet die Seele , ermahnte er sich.
    Aber Rache heilt den Geist , hätte sein Vater gekontert. Nimm deinen Zorn in dich auf. Gib ihm ein Ventil. Die Selbstverleugnung ist ein Vampir, der einem Mann die Kräfte aussaugt.
    Damit war in wenigen Worten zusammengefasst, warum sein Vater niemals Büßer hätte werden können.
    »Verzeiht mir, Majestät.«
    Salvator schaute von seinen Papieren auf und sah den Diener an.
    »Die Großkönigin Gwynofar wünscht Euch zu sprechen.«
    Salvator nickte überrascht und bedeutete dem Mann mit dem Federkiel, sie hereinzuführen. Es war noch früh am Tag, und eigentlich hätte sie jetzt ihre Übungsstunde bei Favias ableisten müssen. Hatten sie das nicht so vereinbart? Was mochte so dringend sein, dass es nicht bis später warten konnte?
    Man sah ihr an, dass sie tatsächlich mit Favias die Klingen gekreuzt hatte. Dünne Strähnen ihres Blondhaars klebten ihr an Stirn und Wangen, und die derbe Soldatenkleidung hatte tiefe Falten, wo der Übungspanzer den Stoff an den Körper gepresst hatte. Aber das Gesicht war trocken, und sie atmete nicht so schwer wie sonst unmittelbar nach dem Unterricht. Sie war also nicht gleich zu Salvator gekommen. Die Sache wurde immer eigenartiger. Sorgenfalten gruben sich in seine Stirn, er legte den Federkiel auf seine Arbeit und stand auf, um sie zu begrüßen.
    Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Irgendetwas musste sie tief erschüttert haben.
    Endlich sagte sie: »Im Großkönigreich befindet sich ein Seelenfresser.«
    Sein Herz machte einen Satz. Der Verdacht war eine Sache, ihn bestätigt zu hören, war dennoch schockierend. »Woher weißt du das?«
    »Ramirus hat uns die Nachricht gebracht.« Ein Hauch von Trotz sprach aus ihrem Tonfall, als warte sie nur darauf, dass er an der Quelle zweifelte. »Ein anderer Magister hatte die Fährte aufgenommen. Sie glauben, es könnte eine Königin sein. Ein Weibchen.« Ihre klaren Augen hefteten sich auf ihn. Er spürte, wie sie versuchte, in seinen Zügen zu lesen, und achtete darauf, seine Fassung zu bewahren und ihr keine Anhaltspunkte zu liefern. »Und die Hexenkönigin selbst könnte mit im Spiel sein.«
    »Wir wussten, dass sie irgendwo sein musste«, stellte er ruhig fest, ohne zu verraten, was in ihm vorging.
    »Du bist nicht überrascht.« Das war eine Frage.
    »Ich hatte es … vermutet.«
    »Davon hast du mir nichts gesagt.«
    »Was hätte ich dir denn erzählen sollen? Dass ich davon träume, der Feind sei in mein Reich eingedrungen? Dass ich mir spät nachts manchmal einbilde, die Kreatur zu riechen …«
    Er unterbrach sich, aber es war zu spät.
    »Woher willst du wissen, wie sie riecht?«, fragte sie. »Kostas’ Seelenfresser war längst tot, als du nach Hause kamst. Und seither bist du keinem Ungeheuer begegnet, dessen Geruch du hättest aufnehmen können.« Sie hielt inne. »Oder doch?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wie dann …?«
    Was sollte er darauf sagen? Dass ihn der Geruch in seinen Träumen heimsuchte? Dass ihm Siderea einmal erschienen war und diesen seltsam verwirrenden Duft verströmte, einen Duft, von dem er irgendwie geahnt hatte, dass er nicht zu einem Menschen gehörte?
    »Träume, Mutter. Ich habe Träume. Das ist alles.« Er wehrte die Frage mit einer Handbewegung ab. »Wo versteckt sich dieser Seelenfresser?«
    »Im Norden in den Spinas-Bergen.«
    Er holte scharf Luft.
    »Was hast du, mein Sohn?«
    Anstelle einer Antwort beugte er sich über seinen Schreibtisch und durchblätterte einen Stapel Briefe auf der Suche nach einem bestimmten Schreiben von einem seiner Gewährsleute unter den Büßermönchen. Er überflog es noch einmal, wobei seine Augen immer schmaler wurden, dann las er laut vor:
    … da du befohlen hast, dir alles zu melden, was uns ungewöhnlich vorkommt, muss ich von einer Reihe von Ereignissen berichten, für die niemand hier eine Erklärung hat. In unserer Gegend kommen seit

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