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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Pfeilspitzen wurden benötigt. Und wenn die alten Verfahren, die der Archivar ausgegraben hatte, noch tauglich waren, konnte man aus der Haut der Kreatur neue Harnische fertigen, die undurchdringlicher wären als die besten Stahlplatten.
    Langsam kniete Colivar vor dem Mädchen nieder. Sie stammelte abgerissene Phrasen in einer fremden Sprache, einer Sprache, die er so viele Jahre nicht mehr gehört hatte, dass er sich anstrengen musste, um die Bedeutung der Wortfetzen zu erfassen.
    »Was sagt sie?«, fragte Ramirus. Irgendwann in den letzten Minuten war er neben Colivar getreten und blickte nun mit unverhohlener Neugier auf das Mädchen hinab.
    »Sie vermisst ihre Kinder«, antwortete Colivar. »Jemand hat sie ihr weggenommen. Sie glaubt, dass wir gekommen sind, um ihre Kinder zu stehlen. Aber sie sagt, man hat bereits alle weggeholt, für uns bleibt nichts mehr.« Er lauschte dem Gestammel mit gerunzelter Stirn, es fiel ihm schwer, daraus klug zu werden. » Königin des Sandes, Königin des Eises … es muss zwei geben. « Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht alles verstehen. Der Dialekt hat sich verändert, seit …« Er zögerte. »Es ist ein Dialekt, den ich nicht kenne.«
    »Was für eine Sprache?«
    Von hinten ertönte Favias’ Stimme. »Kannoket.«
    Colivar nickte.
    Ramirus streckte die Hand nach dem Mädchen aus. Colivar wollte ihn zunächst zurückhalten, doch dann verzichtete er auf jede Einmischung. Schließlich war er nicht ihr Beschützer.
    Über ihrem Kopf entstand ein nebelhaftes Bild. Zunächst war es nur eine wogende graue Wolkenmasse, die an den Rändern orangerot erleuchtet war. Dann lockte Ramirus mehr Schärfe hervor, die Wolken teilten sich, und man sah aus der Vogelperspektive auf eine Gebirgslandschaft. In der Ferne erstreckten sich nach allen Richtungen schier endlose Eis- und Schneefelder, leblos, aber wunderschön. In der Mitte dieser Eiswüste befand sich in einem Tal zwischen mehreren schroffen eisbedeckten Gipfeln eine schmale grüne Insel. Dort standen Häuser aus Grassoden und Dungfladen, und an den Ufern eines klaren schwarzen Flusses weideten Schafherden. An sich wäre es eine friedliche Szene gewesen. Doch die Tiere waren unruhig, und Colivar sah, dass sie sich nervös umsahen, als könnte jeden Augenblick ein Unheil über sie hereinbrechen.
    Die Erde grollte.
    Die Herde setzte sich in Bewegung … die Tiere begannen zu rennen, stoben entsetzt auseinander. Menschen kamen aus den Grassodenhäusern, um nachzusehen, was vorging, und einer von ihnen deutete auf den Berg genau im Norden. Es war ein hoher Vulkan, über die steinigen Hänge schlängelten sich Fußwege, und ganz oben gähnte eine riesige Kaldera. An seinem Fuß dampften heiße Quellen, aus der Kaldera stieg Rauch, und dort blähte sich der Fels kuppelförmig auf.
    Und explodierte.
    Das Mädchen, das von dem Seelenfresser gefallen war, erzitterte heftig, legte den heilen Arm um die Knie, wiegte sich hin und her und stieß schrille Klagelaute aus. Entsetzt und fasziniert zugleich sah Colivar zu, wie sich Ramirus’ Vision mit brodelnden grauen Aschewolken füllte. Dahinter leuchtete orangerot die flüssige Lava. Eine besonders dichte Wolke wälzte sich über die Flanke des Vulkans auf das idyllische Tal zu: eine Wand aus Asche und Feuer, die sich rasend schnell bewegte und alles verbrannte, was sich auf ihrer Bahn befand. Getreide ging in Flammen auf, Häuser färbten sich schwarz, Tiere wurden gebraten wie totes Fleisch. Die Menschen ergriffen die Flucht, doch selbst wenn sie schnell genug hätten laufen können, wohin sollten sie fliehen? Einige rannten zum Fluss, aber sie erreichten ihn nicht rechtzeitig … und in dem kochend heißen, dampfenden Wasser hätten sie ohnehin kaum Rettung gefunden.
    Sekunden später war alles vorbei. Wo einst üppiges Leben gegrünt hatte, herrschten nun Tod und Verwüstung. Außer den brodelnden Wolken am Himmel regte sich nichts mehr. Außer dem Grollen des Berges hörte man keinen Laut.
    Das Bild verblasste.
    Es dauerte eine Weile, bis Colivar die Sprache wiederfand. »Ihre Nahrungsquelle wurde zerstört«, flüsterte er. »Deshalb kamen sie nach Süden. Im Angesicht des sicheren Hungertodes war der Heilige Zorn nicht stark genug, um ihnen standzuhalten. Vielleicht war er ohnehin nie stark genug gewesen, aber niemand hatte ihn jemals auf eine so harte Probe gestellt …«
    »Die Sonnenuntergänge«, sagte Favias leise.
    Colivar wusste, was er meinte. Im Winter hatte sich der

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