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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Aber ihr Wissen stammte aus obskuren Prophezeiungen und tausend Jahre alten anatomischen Karten, und wie viel es ihnen tatsächlich nützen würde, wusste niemand.
    Mit einem gellenden Kampfschrei ließ sich die Königin zu ihrer Gegnerin herabfallen.
    Die Bogenschützen setzten ihre erste Salve ab.
    Und Colivars Macht – eine magische Explosion – peitschte auf die Pfeile zu. Heiße Flammen züngelten durch die Luft. Feuerspiralen legten sich um jeden Pfeilschaft. Sie loderten so hell, dass sogar die Bogenschützen den Blick abwenden mussten. So sah kein Moratus die Pfeile erzittern, als Colivars Zauberkraft sie im Flug erfasste und die Bahn bei einigen veränderte, bei anderen stabilisierte. Und sie geradewegs ins Ziel lenkte.
    Keiner ging fehl.
    Kein einziger.
    Die Kobaltspitzen bohrten sich durch die Panzerung der Ikata, wo sie am schwächsten war, und drangen tief ins Fleisch ein. Einige gruben sich in weiche Stellen, die den Heiligen Hütern bekannt waren und auf die sie gezielt hatten, andere waren auf Schwachpunkte umgelenkt worden, von denen nur Colivar wusste. Seine Magie verlieh den Pfeilen das Zehnfache ihrer normalen Geschwindigkeit und trieb sie so weit in den Leib des Seelenfressers hinein, dass die Spitzen mit den Widerhaken die Muskeln bei jeder Bewegung weiter zerreißen würden. Das geheimnisvolle Gift auf den Pfeilspitzen befand sich nun tief im Körper des Ungeheuers und konnte seine Wirkung tun.
    Der Seelenfresser schrie.
    Eine zweite Salve wurde abgeschossen. Diesmal half Colivar nicht. Er hatte so schnell wie möglich derart viele Zauberkräfte freigesetzt, dass er nun unsicher auf den Beinen stand und fürchten musste, eine zweite Welle der Macht nicht mehr kontrollieren zu können. Er war sich undeutlich bewusst, dass Ramirus neben ihm stand. Wenn der andere Magister jetzt auf ihn losginge, hätte er ihm wenig entgegenzusetzen.
    Aber Ramirus’ Aufmerksamkeit war auf Gwynofar gerichtet.
    Sie stand auf einem Granitblock inmitten des Knochenmeers und erwartete, nur mit einem Speer bewaffnet, den Angriff des Ungeheuers. Der Wind peitschte ihr das blonde Haar ins Gesicht. Angst flackerte in ihren Augen, aber ihre Haltung verriet keine Schwäche und kein Zaudern. Seit vierzig Generationen war ihr Geschlecht für diesen Moment ausgebildet – auf diesen Moment hin gezüchtet – worden, und sie würde nicht versagen. Stolz stand sie auf dem schwankenden Untergrund, allein, verletzlich, und sie wandte sich auch nicht um, als neben ihr die Luft zu flimmern begann. Einer der Hexer hatte ein Portal eröffnet, damit sie sich retten konnte, aber wenn sie es benützte, würde sie ihre Aufgabe verraten. Ein Köder war wertlos, wenn er nicht deutlich zu sehen war.
    Allen war klar, dass die Giftpfeile bereits ihr Werk verrichteten. Die beiden Flügelpaare der Königin gerieten zunehmend aus dem Takt, und ihr Flug wurde ungleichmäßig; der lange Schwanz peitschte ziellos hin und her und störte das Gleichgewicht noch weiter. Krämpfe durchliefen ihren Körper, und sie stieß abermals einen Schrei aus, der diesmal von reinem Hass erfüllt war. Die schwarzen Facettenaugen hefteten sich auf die Heiligen Hüter, die ihr solche Qualen bereiteten. Etliche Bogenschützen brachen zusammen; als ihr Blick über sie hinstrich, wurden sie durch die schiere Wucht ihrer Wut gefällt. Colivar sah, dass die wenigen, die noch aufrecht standen, sich kaum auf den Beinen halten konnten und nur mit großer Mühe eine letzte Salve abgaben, bevor ihnen die Gliedmaßen vollends den Dienst versagten. Aber die Spezialpfeile waren aufgebraucht, und die Stahlspitzen schlitterten über die Haut der Kreatur, als hüpften stumpfe Steine über einen Teich.
    Die Ikata schwebte schwankend über dem Knochenfeld und richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf Gwynofar. Colivar dachte schon, sie würde tatsächlich auf die vermeintliche Rivalin herabstoßen – vielleicht sogar auf sie stürzen –, doch offenbar hatten Wut und Zorn ihren Verstand noch nicht vollends vernebelt. Plötzlich peitschte der lange Schwanz mit hörbarem Knall von hinten auf Gwynofar zu. Salvators Mutter zuckte nicht zurück. Sie hielt bis zum letzten Augenblick stand, erst unmittelbar, bevor der tödliche Schlag sie traf, ließ sie sich von dem Felsblock fallen, auf dem sie gestanden hatte, und nützte den massiven Stein als Schutzschild. Die Schwanzspitze sauste pfeifend nur wenige Zoll an ihrem Kopf vorbei, ohne ihn zu berühren.
    Gwynofars scheinbar so verletzliche

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