Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
Vom Netzwerk:
Position war also strategisch durchdacht gewesen, stellte Colivar fest. Allmählich konnte er verstehen, warum Ramirus so große Stücke auf sie hielt.
    Ein langer Schatten raste nun von der Seite auf die Königin zu. Der Speer traf die Gestalt an der rechten Schulter und bohrte sich tief ins Fleisch. Die oberen Flügel verkrampften sich, sie konnte ihren Flug kaum noch steuern. Verzweifelt ließ sie sich in Richtung Hügel fallen und streckte die Klauenfüße nach seiner Flanke aus. Zunächst schien sie auf dem lockeren Hang keinen Halt zu finden, doch dann ertastete sie eine massive Felsnase und konnte sich daran bis zur Kuppe emporziehen.
    Urängste ließen Colivar das Blut gefrieren, als er sie auf dem Boden sah. Die Hexenkrieger in ferner Vergangenheit hatten gewusst, dass das erste und oberste Ziel im Kampf gegen einen Seelenfresser lautete, ihn auf Augenhöhe mit dem Krieger zu bringen. Ein Seelenfresser, der nicht fliegen konnte, war langsam und unbeholfen, immer noch tödlich, weil er den Männern die Kraft aus der Seele saugen konnte, aber physisch so verwundbar wie jedes andere große Tier.
    Was nicht bedeutete, dass diese Bestie nicht viele Menschen in den Tod reißen konnte, bevor sie selbst ihr Leben aushauchte. Die ganze Gruppe könnte ihr zum Opfer fallen.
    Das Portal neben Gwynofar flimmerte immer noch. Der Hexer, der es beschworen hatte, wendete ungeheure Mengen von Energie auf, um es offen zu halten. Wenn ihm die Macht des Seelenfressers nur etwas von seiner Kraft entzogen hatte, könnte es zur Todesfalle werden. Tritt hinein , drängte Colivar im Geiste. Deine Aufgabe ist erfüllt. Überlass den Rest des Kampfes stärkeren Männern.
    Doch bevor er den Gedanken zu Ende geführt hatte, erinnerte er sich an andere Frauen, die, schwer gepanzert und verzweifelt, vor diesen Kreaturen gestanden hatten und nicht gewichen waren. Frauen, die ihre gefallenen Männer rächen wollten. Mütter, die ihre Kinder rächen wollten. Hexen, die ihre Welt schützen wollten. Es waren die ersten Lyr , die Begründer der nordischen Blutlinien, deren Mut – und deren Starrsinn – nun auch in Gwynofar brannten.
    Sie wich nicht von der Stelle.
    Der Schlangenkopf schoss auf sie zu. Sie blieb, wo sie war, den Speer gezückt, zum Stoß bereit, sobald sich ein geeignetes Ziel bot. Wahrscheinlich würde sie nur eine einzige Chance bekommen, die musste sie nützen. Die Ikata schien das zu wissen, denn sie hielt im letzten Moment jäh inne und zischte vor Wut und Enttäuschung. Colivar sah, dass sie allmählich langsamer wurde, das Gift versteifte die Halsmuskeln und machte jede neue Bewegung schmerzhaft und unbeholfen. Doch sie war immer noch eine gefährliche Gegnerin.
    Dann griff sie an. Die Bewegung war blitzschnell, und Colivar erkannte grimmig, dass sie ihre Schwäche nur vorgetäuscht hatte. Gwynofar wurde überrascht und stieß mit dem Speer zu. Die Kobaltspitze bohrte sich in den dicken Halsmuskel der Königin und wurde durch die Eigenbewegung noch weiter hineingetrieben. Das Maul mit den messerscharfen Zähnen schnappte zu und verfehlte Gwynofars Kopf um wenige Zoll. Der Speer wurde ihr aus der Hand gerissen, somit war der Stoß nahezu wertlos. Mit der Zeit würde das Seelenfresser-Gift zwar seine Wirkung tun, aber Gwynofar hatte kein lebenswichtiges Organ und keine Arterie getroffen. Nichts würde die Königin von einem weiteren Angriff abhalten … und sie selbst hatte nur noch ihr Schwert, um sich zu verteidigen.
    Colivar warf einen Blick auf Ramirus. Der Magister presste die Kiefer fest aufeinander, die Hände hatte er an den Seiten zu Fäusten geballt. Sobald Ramirus Gwynofars Befehl missachtete und seinen Kontrakt brach, würde die menschliche Verbindung durchtrennt, die ihn befähigte, sich zu beherrschen. Sicherlich war er alt genug, um das zu begreifen. Sicherlich war dies der einzige Grund, warum er sich noch zurückhielt, obwohl ihn das so viel Überwindung kostete, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    Wieder stürzte sich die Königin auf Gwynofar. Salvators Mutter hob ihr Schwert, doch das war nur eine symbolische Geste; bis sie die Ikata mit ihrer Klinge erreichen könnte, wäre es zu spät, um den mächtigen Körper aufzuhalten. Allein die Wucht des Aufpralls würde sie zermalmen.
    Da trat eine Gestalt durch das Portal.
    Es ging so schnell, dass Colivar sie nicht sofort erkannte. Kaum hatte sie das Flimmern verlassen, als sie dem Ungeheuer auch schon den Speer in die Seite stieß. Tief, tief bohrte

Weitere Kostenlose Bücher