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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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ihresgleichen. Colivar war zugleich erstaunt und entsetzt. Glaubte der Mann wirklich, dass er mit Starrköpfigkeit allein gerettet werden könnte?
    Salvator, du verdammter Narr! Du wirst mit allen deinen Leuten hier für deinen schwachsinnigen Glauben sterben. Und wem soll das nützen, außer unserem Feind?
    Plötzlich stieß Gwynofar ihren Speer in die Erde, rannte auf den größten Steinhügel zu und begann, ihn zu erklettern. Salvator rief sie erschrocken zurück, aber sie beachtete ihn nicht. Einer der königlichen Gardisten lief auf sie zu, doch er zögerte einen Moment, nach der Königinmutter zu greifen … und dann war sie außer Reichweite. Er wollte hinterher, trat dabei mehrere große Steine los und verlor den Halt; er schlug hart auf dem Boden auf und regte sich nicht mehr.
    Colivar sah fasziniert zu, wie Gwynofar sich den Steinhaufen hinaufarbeitete. Der Untergrund war tückisch, aber ihre veränderten Muskeln waren genau auf solche Anforderungen zugeschnitten, und verglichen mit dem Monument in Alkal war dies geradezu ein Spaziergang für sie. Selbst im Stahlharnisch und mit dem schweren Schwert auf dem Rücken schien ihr das Klettern kaum Mühe zu bereiten. Binnen weniger Minuten war sie oben angekommen und huschte beinahe so schnell wie ein Tier über die Steine. Colivar verlagerte seinen magischen Blick nach oben und sah, dass an einer Stelle ein Häufchen sonnengebleichter Knochen lag. Darauf strebte sie unbeirrt zu. Bei jedem Schritt knirschten winzige Skelette unter ihren Füßen. Als sie das Zentrum erreichte, richtete sie sich, unbeeindruckt von den Wellen schwächender Macht, die von oben herunterbrandeten, hoch auf. War sie gegen die Macht der Königin so gefeit wie offenbar ihr Sohn, oder war sie lediglich entschlossen genug, sie zu überwinden? Sie war der Ikata in Bezug auf deren Flughöhe kaum näher gekommen, aber Colivar sah aus seiner magischen Perspektive, dass sie sich durch den neuen Standort von den übrigen Morati absetzte, außerdem würde das makabre Knochennest zu ihren Füßen das Auge des Seelenfressers direkt auf sie lenken.
    Sie bot sich als Köder an.
    Zunächst stand sie reglos da, um wieder zu Atem zu kommen. Colivar selbst wagte kaum zu atmen. War ihr klar, was sie da tat, war es ihr vollends bewusst? Oder hatte der blinde Lyr -Instinkt von ihr Besitz ergriffen, und sie ließ sich einfach treiben? Eine Seelenfresser-Königin hatte keinen Grund, auf eine Herausforderung zum Paarungskampf zu antworten, wie sie im Ruf des Heiligen Hüters enthalten war; der Ruf war für die Männchen dieser Art bestimmt. Wenn allerdings ein Weibchen in ihr Revier eindrang, lag die Sache anders. Würde sie Gwynofar als ernst zu nehmende Rivalin anerkennen? So weit, dass sie bei ihrem Anblick von rasendem Zorn erfasst wurde? Nachdem die Hexen und Hexer außer Gefecht gesetzt waren, würde nichts anderes sie mehr herunterholen.
    Gwynofar holte tief Luft und breitete die Arme aus. Und sie begann zu sprechen. Sie schrie aus Leibeskräften, sodass ihre Stimme klar und deutlich vom Wind nach oben getragen wurde. Und ihre Worte waren nicht bloß laut. Colivar sah, dass sie von flimmernder Macht umgeben war, aber es war kein strukturierter Zauber, sondern eine organische, angeborene Kraft. Lyr -Magie? Hatte sie selbst sie beschworen, oder hatte ein Seher in der Gruppe sie auf diese Situation vorbereitet? Falls die Heiligen Hüter eine solche Strategie im Voraus planen konnten, verstanden sie mehr von den Seelenfressern, als Colivar ihnen zugetraut hätte.
    »Dies ist mein Land!«, schrie Gwynofar zum Himmel empor. » Mein Land! Meine Bäume, mein Wasser, mein Himmel! Die Erde hier ist mein, die Nahrung hier ist mein, die Menschen hier sind mein, ich kann nach Belieben mit ihnen verfahren. Hörst du mich, du Seelensauger? Du hast hier keine Rechte. Nicht einmal die Erde will dich haben. Sie würgt dich aus und stößt dich von sich. Selbst der Himmel schmäht dich. Er weiß, wer hier die Königin ist, wer hierher gehört, wer dieses Land besitzt … und wessen Kinder sich davon nähren werden.«
    Colivar schien es, als gerate der Flügelschlag ins Stocken. Die Königin konnte Gwynofars Worte unmöglich verstehen – oder etwa doch? –, aber der Tonfall der Königinmutter ließ keinen Zweifel an ihren Absichten. Die Flugbahn der riesigen Kreatur änderte sich jäh. Sie legte die Flügel an und sank rasch tiefer. Bunt schillernde Muster flossen über ihre Flanken, als sie näher kam. Hypnotisch,

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