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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Mädchen, die an ebenso junge Ikati gebunden wurden und Seite an Seite mit ihnen in seliger Ahnungslosigkeit aufwuchsen. Siderea war anders. Eine erfahrene Hexe, die einst über Menschen geherrscht und Könige wie Magister verführt hatte … Kein Wunder, dass Nyuku und die anderen Reiter nicht wussten, wie sie mit ihr umgehen sollten.
    Du glaubst ja gar nicht, wo ich überall Verbündete habe , dachte sie.
    »Wer war es denn dann?«, wollte er wissen. »Wer führte den entscheidenden Stoß?«
    Hatte er ihre Gegenspielerin im Norden geliebt? Waren diese Männer – halb Mensch, halb Ikata – überhaupt zu wahrer Liebe fähig? Die Reiterin der Königin des Nordens musste Nyukus Partnerin gewesen sein, eine Kindbraut, durch die Ikati-Brunst mit ihm verbunden. Nun war sie tot, und er hatte alles verloren. O ja, er war vielleicht immer noch stärker und wilder als alle anderen, und seinem Ikata konnte man wahrscheinlich zwei Flügel auf dem Rücken zusammenbinden, und er würde immer noch jeden Herausforderer besiegen, aber letztlich gründete seine Autorität in seiner Bindung an die Ikati-Königin. Nach dem Tod dieser Königin war er nur einer von vielen in einer Kolonie von bösartigen, streitlustigen Raubtieren, die sich in Dominanzkämpfen zerfleischten, während sie darauf warteten, dass die neue Königin zum Paarungsflug aufrief.
    So viel Macht in einer einzigen Frau! Eine berauschende Vorstellung.
    »Ein Magister hat sie getötet«, antwortete sie. Und sah mit Genugtuung, wie seine Augen bei diesen Worten zornig aufblitzten.
    »Welcher?«
    Sie öffnete den Mund, um den Namen auszusprechen, brachte aber keinen Laut hervor. Der Hass wallte mit solcher Heftigkeit in ihr auf, dass er ihr den Atem raubte. Du hast seine Haare. Sie tröstete sich mit der Erinnerung an jene kostbaren Fäden mitsamt ihrem magischen Potenzial, die sie Colivar gestohlen hatte. Jetzt lagen sie zusammen mit weniger mächtigen Pfändern von weniger mächtigen Magistern in ihrer Schatzkiste und warteten auf den Tag, an dem sie mit ihnen zuschlagen würde. Ihr Hass war also nicht zahnlos. Eines Tages würde sie an den Magistern Rache nehmen, die sie verraten hatten, und allen voran an diesem einen.
    »Colivar hat ihr den Todesstoß versetzt«, sagte sie endlich.
    Sie sah, dass er mit dem Namen etwas verband, obwohl er es zu verbergen suchte. Sie selbst verzog keine Miene, doch ihr Verstand arbeitete fieberhaft. Soeben war ein neues und hochinteressantes Mosaiksteinchen aufgetaucht, und sie wusste noch nicht genau, was sie damit anfangen sollte.
    »Colivar?«, fragte er. »Seid Ihr sicher, dass das der Name war?«
    »Ja. Wieso?« Sie fragte es möglichst beiläufig. »Kennt Ihr ihn?«
    Er stieß zischend wie eine Schlange den Atem aus. »Ich kannte einmal jemanden, der so hieß. Es ist lange her. Aber es kann nicht derselbe Mann sein.«
    Sie zuckte die Achseln. »Der Name ist ungewöhnlich, aber sicher nicht einmalig. Es gibt sicherlich auch andere, die so heißen.«
    »Beschreibt ihn mir.«
    Sein Tonfall war herrisch geworden, und die Ikati-Königin begehrte auf. Siderea beschwichtigte sie mit einem Gedanken. Still. Das ist wichtig. Sie beobachtete Nyuku wie ein Habicht seine Beute, lauerte auf die kleinste Reaktion, die ihr hätte verraten können, was in ihm vorging. »Die Hautfarbe ähnlich wie bei Euch. Kantige Züge, dunkle, leicht schräge Augen. Kein Bart, langes glattes Haar so schwarz wie die Nacht. Vom Aussehen her würde ich ihn auf etwa dreißig Jahre schätzen … aber das hat bei einem Magister natürlich nicht viel zu sagen. Ein Stück größer als Ihr vielleicht.« Und endlich fragte sie – hoffentlich gleichgültig genug: »Könnte das der Mann sein, den Ihr kanntet?«
    In den Tiefen von Nyukus Augen glomm ein düsteres, namenloses Feuer. Siderea hatte plötzlich das Gefühl, keinen Menschen mehr vor sich zu haben, sondern direkt in die Augen seines Ikata zu schauen. Und was sie in diesen Augen sah, verursachte ihr ein Kribbeln im Nacken.
    »Ich habe von ihm gehört«, antwortete Nyuku. Er wich ihr aus.
    »Ich nehme an, er ist kein Freund von Euch?«
    »Ich habe keine Freunde unter den Magistern.« Er beherrschte sich eisern, seine Züge verrieten ihr nichts. Was immer Colivar für ihn bedeutete, er hatte offensichtlich nicht vor, es ihr mitzuteilen.
    Zumindest nicht freiwillig.
    Vorsichtig entzog sie ihrer Konjunkta ein wenig Macht und formte sie um zu einem Werkzeug, das sie sorgsam schärfte: einem magischen Skalpell. Die

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