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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Reiter, denen sie bisher begegnet war, hatten sich nicht als starke Hexer erwiesen. Sie konnten zwar von ihren geflügelten Konjunkten Athra beziehen, verwendeten es aber offenbar nur zur Nahrungssuche und bei ihren Kämpfen gegeneinander. Es wäre allerdings töricht anzunehmen, dass das auch für Nyuku Gültigkeit hatte. Immerhin war er der Anführer und schien sehr viel klüger zu sein als die anderen.
    Sie streckte einen Fühler ihrer Macht nach ihm aus. Er traf nicht auf Widerstand. War er bloß nicht gewöhnt, dass andere versuchten, in seine Gedanken einzudringen, oder verfügte er tatsächlich nicht über die elementaren Abwehrfähigkeiten eines Hexers? Dabei wurden ständig die Energien eines ganzen Menschenlebens in seine Seele geleitet, und es stand ihm frei, nach Belieben damit zu hexen … es war unfassbar.
    Behutsam, sehr, sehr behutsam drang sie in sein Bewusstsein ein und suchte nach der Wahrheit über ihn und Colivar …
    … und plötzlich durchwallte sie die Macht mit lautem Tosen wie glühendes Magma. Sie wogte nicht nach innen und trug ihr sein geheimes Wissen zu, wie sie es beabsichtigt hatte. Nein, die Macht strömte nach außen, aus dem Innersten ihrer Seele heraus und geradewegs zu ihm. Lavaströme von Energie rauschten ihr aus allen Poren, Seelenfeuer verbrannte ihr die Haut und versengte ihr die Seele. Sein unersättlicher Hunger entzog ihr die Macht. Riss sie aus ihr heraus. Kälte und Finsternis umfingen sie und sogen ihr die Seele aus. In der Ferne hörte sie ihre Ikata entsetzt aufheulen, ihre blanke metaphysische Panik überschwemmte Sidereas Denken und erstickte alles außer dem verzweifelten Überlebenswillen.
    Irgendwie gelang es ihr, sich zu befreien. Die Verbindung zu durchtrennen. Dabei – sobald sie sich so weit erholt hatte, dass sie ihre unmittelbare Umgebung wieder wahrnehmen konnte – wurde ihr klar, dass sie zusammengebrochen war. Nyuku hatte sie aufgefangen und sie möglicherweise davor bewahrt, sich zu verletzen. Aber er ließ sie auch jetzt nicht los, und das konnte Sidereas Ikata nicht ertragen. Ihre Wut erfasste ihrer beider Seelen, und Siderea hätte mit ihren Klauen – oder Fingernägeln? – nach Nyuku geschlagen, wären die Gardisten nicht schneller gewesen und hätten ihn unsanft von ihr weggezogen. Für einen Moment erstarrte das Bild, alle vier sahen sich an, niemand regte sich. In Nyukus Augen erkannte sie deutlich die flammende Wut und Empörung des Seelenfressers. Was erdreisteten sich diese Menschen, sich zwischen ihn und eine Königin zu stellen! In dieser Sekunde erkannte sie, wie schwer es für seinen menschlichen Teil war, die zivilisierte Fassade aufrechtzuerhalten und nicht auf die Männer loszugehen, wie es sein Seelenfresser so gerne getan hätte.
    Langsam erhob sie sich und sammelte die Reste ihrer Würde ein. Was in allen Höllen war eben geschehen? Sie hatte ihre Hexenkünste schon einmal in ähnlicher Absicht gegen Amalik eingesetzt, und damals war nichts geschehen. Inwiefern war Nyuku anders? Oder hatte die Tatsache, dass sie inzwischen selbst an einen Seelenfresser gebunden war, ihre Hexenkräfte so verändert, dass sie sie nicht mehr gegen diese Männer richten konnte, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen?
    »Lasst ihn los«, befahl sie.
    Die Gardisten gaben Nyukus Arme frei. Er regte sich nicht, aber der Zorn strahlte von ihm aus wie die Hitze vom Wüstensand.
    »Ihr habt es gut gemeint«, sagte sie kalt. »Aber fasst mich niemals wieder unaufgefordert an.«
    Er starrte sie lange an. Dann neigte er steif den Kopf zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
    Sie entließ die Gardisten mit einer Handbewegung. Als sie sich auf ihre Posten zurückgezogen hatten, umhüllte sie sie abermals mit ihrer Macht, um zu verhindern, dass sie ihre nächsten Worte mitbekämen. Aber sie waren jetzt doppelt misstrauisch geworden, und ihre Sinne ließen sich nicht mehr so leicht kontrollieren.
    »Colivar ist mein Feind«, erklärte sie schlicht. »Ich will ihn vernichten. Wenn das auch Euer Ziel ist, können wir gemeinsame Sache machen. Wenn nicht …« Sie zuckte die Achseln.
    Es war ein starker Köder. Die meisten Reiter würden einen Mord begehen, um ihre Verbündeten werden zu können, sie bemühten sich geradezu verzweifelt um ihre Gunst, weil sie sich davon irgendwelche Vorteile erhofften, wenn die Königin zu ihrem ersten Flug aufstieg. Fast alle waren erbärmliche Kreaturen. Doch der hier, der hier war anders. Der hier war mehr als die

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