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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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stieß mit der Frau zusammen, die hinter ihm eintreten wollte.
    Mit einer Hand brachte sie den Priester wieder ins Gleichgewicht und ging um ihn herum in den Raum hinein. Als die Nonne die haarige Erscheinung vor sich in Augenschein nahm, fiel ihr das Kinn nach unten, und ihre Augen weiteten sich.
    »Wilhelmina!«, keuchte Kit.
    Sie beugte sich vor und musterte sein Gesicht. »Kit – bist du das wirklich unter all diesem Haar?«
    »Ich bin es wirklich, Mina.« Er trat mit ausgestreckten Händen vor, um sie zu umarmen. »Ich kann dir nicht sagen, wie froh ich bin, dich zu sehen.«
    Ihre Hände schnellten hoch, und sie taumelte zurück. Kit zögerte.
    »Was trägst du da überhaupt?«, fragte sie. Ihr Gesicht legte sich in Falten. »Was ist denn das für ein Geruch?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Kit. »Was machst du hier? Und wo sind wir überhaupt?«
    »Weißt du das nicht?«
    Er schüttelte seinen Kopf. »Niemand erzählt mir etwas.«
    Der weißhaarige Priester, der seinen Schock überwunden hatte, trat vor. »Wilhelmina, kennst du etwa diesen … diesen Mann?«, fragte er auf Deutsch.
    Mina wandte sich ihm zu, sie grinste freudig und ungläubig zugleich. »Darf ich dir meinen lieben Freund Kit Livingstone vorstellen?«
    Der Priester keuchte ein wenig vor Verblüffung auf. Er starrte Kit an; sein erstaunter Blick wanderte vom Kopf zum Zeh und wieder zurück. »Unglaublich!«, flüsterte er und schüttelte verwundert seinen Kopf.
    »Ich weiß«, pflichtete Wilhelmina ihm bei und betrachtete Kit, als ob er sich plötzlich vor ihren Augen in Luft auflösen könnte. »Es ist unglaublich – aber hier ist er! All diese Zeit, in der wir versucht haben, ihn zu finden … und – voilà! Er findet uns. Unfassbar.«
    Dann drehte sie sich plötzlich um und umarmte Kit stürmisch. »Wo bist du gewesen, mein lieber, verdreckter, wildhaariger Freund?«
    Kit küsste ihre Wange und barg sein Gesicht an ihrem Hals. »O, Mina«, seufzte er und überließ sich ganz der überwältigenden Erleichterung. »Es ist so gut, dich zu sehen. Du weißt ja nicht …«
    »Komm schon«, sagte sie, befreite sich aus der Umarmung und nahm seine Hand. »Lass uns hier rausgehen.« Sie warf einen Blick über ihre Schulter und sagte zu dem Priester etwas auf Deutsch. Er gab eine Erwiderung und streckte Kit die Hand entgegen, der sie daraufhin schüttelte. »Das ist Bruder Lazarus«, sagte Mina auf Englisch. »Er ist der Astronom hier. Wir gehen hoch zu seinem Quartier; da oben können wir reden, ohne dass wir gestört werden.«
    Sie sagte wieder etwas auf Deutsch, und der Priester antwortete mit einem Nicken. Dann erklärte sie Kit: »Bruder Lazarus wird sich um die Details kümmern. Er wird alles mit seinen Vorgesetzten abmachen und die notwendigen Regelungen treffen. Du sollst sein Gast sein.«
    »Okay«, stimmte Kit zu. »Aber könnten wir nicht zuerst etwas essen? Ich habe nichts mehr gegessen, seit … Ich weiß schon nicht mehr, wie lange das her ist.«
    »Klar, ich werde ein nettes Essen für dich organisieren«, versprach sie ihm. »Aber zuerst werden wir uns darum kümmern, dass du badest – und dir, wenn möglich, die Haare geschnitten werden. Und ich muss ein paar Kleidungsstücke finden.« Sie betrachtete Kits Pelzhose und lachte. »Was hältst du von einem Mönchsgewand?«
    Sie gingen in den Korridor, wo ein paar neugierige Mönche sich versammelt hatten, um einen Blick auf ihren ungewöhnlichen Besucher zu erhaschen. Bruder Lazarus rief die Schaulustigen zu sich und führte eine kurze Besprechung mit ihnen durch, während Wilhelmina Kit wegführte.
    »Mach dir keine Sorgen«, flüsterte sie. »Er wird sich um alles kümmern. Er hat ziemlich viel Autorität hier, allein schon aufgrund seines Alters. Sie lieben ihn alle und vertrauen ihm ganz und gar. Auch du wirst ihn mögen.«
    Kit nickte. Sie erreichten den Vorraum und traten in die milde Abendluft hinaus; am Himmel zeigten sich bereits die ersten Sterne der Nacht. Die himmlischen Klänge von Gesang schwebten durch die laue Luft: Die Mönche psalmodierten ihre Abendandacht. Sobald sie nicht mehr von anderen gesehen wurden, hakte sich Wilhelmina mit dem Arm bei Kit unter und zog ihn dicht an sich heran.
    »Bist du jetzt wirklich eine Nonne?«
    Wilhelmina lachte auf; ihre Stimme drückte pure Freunde aus – ein herrlicher Klang in der Abenddämmerung. »Stell dich nicht dümmer als du bist. Das ist bloß eine Rolle, die ich spiele, wenn ich herkomme. Das Habit macht

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