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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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aktives Mitglied in unserer Gesellschaft zu werden. Sie sollten an unserer letzten Versammlung teilnehmen.«
    Erneut glitt ein Schatten über die Gesichter der beiden Älteren. Sie schauten sich gegenseitig besorgt an.
    »Wir freuten uns darauf, den jungen Mann kennenzulernen«, berichtete Mrs Peelstick. »Doch wir scheinen den Kontakt mit Cosimo vollständig verloren zu haben. Es wird befürchtet, dass sie uns möglicherweise genommen wurden.«
    »Sie werden vermisst«, korrigierte Brendan sie. »Bei unserer letzten Verbindung mit Cosimo ist angedeutet worden, dass er und Sir Henry Fayth, unser teurer Freund, auf einer Mission waren; und wir glauben, dass Kit bei ihnen gewesen ist. Dies ist ein Anlass zu großer Sorge, denn sie sind Säulen unserer Gesellschaft. Was aus ihnen geworden ist, muss noch ermittelt werden.«
    Cass hatte eine schlimme Vorahnung, die ein übles Gefühl in ihrer Magengrube verursachte. »Genommen wurden?«, rief sie aus. Dann wandte sie sich Mrs Peelstick zu und fragte: »Sie haben gerade den Ausdruck ›genommen wurden‹ benutzt – was bedeutet das?«
    »Ich habe eine unpassende Bemerkung gemacht.«
    Brendan blieb plötzlich stehen und schaute sich um. Der dämmrige Himmel hatte sich tintenblau verfärbt und ließ die Schatten in den Straßen noch dunkler erscheinen. Sie standen direkt vor dem Tor einer kleinen Kirche. Auf einem Schild neben der Pforte stand auf Englisch Chaldäisch-christliche Kirche .
    »Sollen wir hineingehen? Sie verdienen eine vollständige Erklärung, und die kann am besten verkraftet werden, wenn man sitzt.« Brendan öffnete das Tor, und sie gingen durch den Hof zur Tür der Kirche und traten ein.
    Im Innern war es dunkel und still, und die Luft duftete nach abgebranntem Weihrauch. Das einzige Licht kam von Kerzen; sie brannten auf Ständern, die rund um den Altarbereich unter bestimmten Ikonen aufgestellt waren. Cass empfand es so, als ob sie eine Höhle betreten würde – oder vielleicht einen Mutterleib. Am fernen Ende des Chorraums befand sich ein Altar mit einem einfachen Goldkreuz, an dessen beiden Seiten jeweils eine riesige Kerze aus Bienenwachs stand. Die kurzen Bankreihen waren leer; weder Priester noch Kirchenbesucher waren zu sehen.
    »Ich komme manchmal hierher, um nachzudenken«, sagte Brendan. »Es ist ein sicherer Ort, und man wird uns nicht stören. Setzen Sie sich.« Er führte Cass zu einer Bankreihe.
    Rosemary Peelstick ging jedoch weiter zum vorderen Bereich des Altarraums. Sie hielt inne, beugte das Knie vor dem Altar und schritt dann zu einem kleinen Ständer, den man an einer Seite aufgestellt hatte. Aus einem Bund Kerzen nahm sie eine heraus. Sie zündete sie an einer der bereits brennenden Kerzen an und setzte sie in eine Halterung zu den anderen. Sie beugte den Kopf, bekreuzigte sich und trat zu der Bankreihe, wo Cass und Brendan saßen.
    Cass blieb still und ließ die friedliche Atmosphäre auf sich einwirken.
    Nach einem Augenblick forderte Mrs Peelstick ihren Kollegen auf: »Fahren Sie fort, Brendan.«
    »Womit soll ich beginnen … Das ist die Frage.« Er runzelte die Stirn und starrte auf seine ineinander verschränkten Hände hinab.
    »Alberner Mann«, schalt Mrs Peelstick. »Sie verängstigen das arme Mädchen mit Ihrer Theatralik. Wenn Sie es ihr nicht geradeheraus erzählen, werde ich es tun.« Als Brendan nickte, fuhr sie fort: »Es läuft darauf hinaus: Es gibt Kräfte, die sich nicht darum scheren, dass unsere große Suche erfolgreich ist. Sie sind gegen uns und versuchen, uns zu behindern, wann immer und wo immer sie können. Sie stellen eine extrem mächtige Bedrohung und eine sehr reale Gefahr für Leib und Leben dar.« Sie beendete ihre Ausführungen mit einem grimmigen Lächeln. »Da haben Sie’s! Das war doch nicht so schlimm, oder?«
    Cass dachte darüber nach. »Sie haben gerade das Wort ›Kräfte‹ benutzt. Meinen Sie damit Menschen?«
    »Menschliche Agenten, ja«, antwortete Brendan, der sich abermals aus seinen Gedanken riss. »Aber ebenso spirituelle Agenten – auf dass wir es niemals vergessen mögen. Wie unser heiliger Paulus es ausgedrückt hat: ›Wir haben ja nicht gegen Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Mächte, gegen die Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die Geister des Bösen im Reich der Himmel.‹«
    »Jetzt jagen Sie ihr wirklich Angst ein«, schalt Mrs Peelstick. »Also wirklich!«
    »Sollen wir es schönreden oder es klar und deutlich ausdrücken?«,

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