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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Schlepptau, ein angenehmes Plätzchen zum Warten auf einer Bank an der Werftseite. Die Sonne schien ihr warm in den Rücken, und sie blickte hinaus auf den friedlichen, kleinen Hafen: Unter einem wolkenlosen Himmel glitzerte die See blau und silbern. Bald kam der Tee, der in einer braunen Kanne aus Ton zusammen mit zwei klobig wirkenden Tassen serviert wurde, von denen eine mit Milch gefüllt war. Dazu gab es einen Teller mit kleinen, runden Haferplätzchen und eine winzige Schüssel mit roter Marmelade.
    »Sonst noch was, M’lady?«, fragte die Kellnerin.
    »Das ist ganz reizend; danke, nein«, antwortete Mina. »Das ist alles im Moment.«
    »Bringen Se einfach das Tablett zurück, wenn Se fertig sind.« Sie warf einen letzten skeptischen Blick auf Maggie und kehrte dann in die Kneipe zurück.
    Einen Augenblick später goss sich Wilhelmina Tee ein. »Sefton scheint ein angenehmer Ort zu sein«, bemerkte sie und reichte die Tasse Milch ihrer jungen Begleiterin. »Lebst du schon lange hier?«
    »Mein ganzes Leben lang«, antwortete Maggie. »Un’ Sie – ham Se immer in den Karibischen gelebt?«
    »Nein«, erwiderte Mina. »Für gewöhnlich habe ich in London gewohnt.«
    »London …«, sinnierte die Kleine. Bei der Art und Weise, wie sie dieses Wort aussprach, konnte man den Eindruck gewinnen, als sei diese Stadt so exotisch und weit entfernt wie China. Andererseits, überlegte Wilhelmina, sah man in einem Tiefseehafen wie dem kleinen Sefton wahrscheinlich mehr Leute aus fremden Gefilden als aus der Hauptstadt.
    Die beiden plauderten freundlich miteinander, und dann läutete irgendwo in dem Ort eine Kirchturmglocke und verkündete so die Zeit: Es war drei Uhr. Maggie sprang hoch, vollführte einen ungeschickten Knicks und verabschiedete sich, indem sie sagte: »Mein Da’ kommt jetzt mit ’m Fang nach Haus’.«
    »Dann solltest du besser schnell laufen«, meinte Wilhelmina. »Ich möchte nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst. Auf Wiedersehen!« Als das Mädchen forthuschte, rief sie ihm hinterher: »Vielleicht werde ich dich ja irgendwann wiedersehen.«
    Wilhelmina saß noch eine Weile länger da und genoss den Tag; sie dachte darüber nach, was für ein seltsames Leben sie nun führte. Ihre Erlebnisse in London, die weit davon entfernt gewesen waren, nostalgische Gefühle nach ihrem Leben dort zu erwecken, hatten bloß bestätigt, was sie die ganze Zeit gewusst oder zumindest vermutet hatte – dass sie diese Stadt nicht vermisste und nicht mehr länger dort gerne leben wollte.
    Als die Glocke in dem für sie nicht sichtbaren Kirchturm vier Uhr schlug, ergriff Mina das Tablett und brachte es in das Old Ship Inn zurück. Sie bezahlte für den Tee und die Plätzchen, indem sie eine Auswahl von Geldstücken aus ihrem »Penny-Krug« zeigte, aus der die Barkellnerin ein paar Kupfermünzen auswählte. Dann kehrte sie zur Gasse zurück, um zu sehen, ob der Ley schon aktiv war. Rasch blickte sie um sich, um zu überprüfen, ob sie unbeobachtet war; dann zog sie die Ley-Lampe aus ihrer Tasche. Sie stellte fest, dass keine blauen Lichter zu sehen waren und somit der Ley immer noch ruhte, und steckte die Vorrichtung wieder in ihre Tasche. Als sie aus dem Eingang der Gasse heraustrat, fiel ihr Blick auf ein Wort, das an einer der Wände tief unten auf ein Holzbrett gekritzelt war. Der bloße flüchtige Blick ließ sie wie angewurzelt stehen bleiben.
    Sie blinzelte mit den Augen, um sicherzugehen, dass sie tatsächlich das sah, was sie zu sehen glaubte. Dort war mit einem schwarzen Fettstift ein Name geschrieben worden: Wilhelmina .
    Und da war noch mehr – eine kurze Botschaft, die sich einfach lesen ließ: Hol Brief von Molly im Old Ship Inn – Cosimo .
    »Was in aller Welt …« Sie starrte auf die unerwartete Mitteilung. Cosimo! Das war der Name des Mannes, den Kit in der Gasse getroffen hatte. Das war sein Urgroßvater – genau derjenige, über den Kit an jenem Tag zu erzählen versucht hatte, als sie den chaotischen Sprung durchführten.
    Mit schnellen Schritten ging Wilhelmina in die Kneipe zurück. Die junge Frau mit dem runden Gesicht war immer noch da – und immer noch hinter der Bar.
    »Gab es sonst noch was?«, fragte sie.
    »Ja. Sind Sie Molly?«
    »Jau, die bin ich.«
    »Ich heiße Wilhelmina. Ich habe vergessen, früher danach zu fragen; aber hat jemand einen Brief für mich hinterlassen – jemand mit dem Namen Cosimo.«
    Die Kellnerin Molly verschwand in den Raum hinter der Bar und kehrte einen

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