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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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das Tor geöffnet vor und hielt an, um am Pförtnerhaus Nachforschungen anzustellen.
    »Guten Tag, Pförtner«, grüßte er. »Ich bin gekommen, um meinen Neffen zu sehen.«
    »In Ordnung, Sir«, erwiderte der Pförtner und trat an sein Fenster. »Und wer soll das sein?«
    »Flinders-Petrie«, antwortete Burleigh. »Charles Flinders-Petrie.«
    Der Mann überflog ein Gästebuch. »Ich sehe nicht, dass irgendjemand erwartet wird.«
    »Es ist ein Überraschungsbesuch.« Er entnahm seiner Brieftasche eine Visitenkarte und reichte sie dem Pförtner, der augenblicklich unterwürfig wurde, als er den Titel und den Namen sah, die auf der Karte gedruckt waren. »Glauben Sie, dass Sie mir sagen könnten, wo er zu finden ist?«
    »Natürlich, Mylord.« Der Mann setzte seinen schwarzen Bowlerhut auf und trat aus dem Pförtnerhaus. »Ich werde Sie persönlich dorthin bringen. Direkt hier entlang, Sir, wenn Sie mir folgen wollen. Direkt hier entlang.«
    Er führte den Earl über den weitflächigen Collegehof, dann durch ein Gewirr aus Korridoren, Gärten und Fluren und schließlich zu einer schmalen Steintreppe. »Hier entlang, Sir«, wies der Pförtner an. »Direkt diese Stufen hoch.« Der College-Bedienstete brach zur Tür auf.
    »Einen Augenblick, guter Mann«, sagte Burleigh. Er kramte etliche Münzen aus seiner Tasche und legte sie auf seiner Handfläche zu einem Stapel. »Ich habe zuerst ein oder zwei Fragen.«
    »Natürlich, Sir«, erwiderte der Pförtner und bemühte sich, nicht direkt auf das Silber in der Hand Seiner Lordschaft zu schauen. »Wenn ich in irgendeiner Weise helfen kann …«
    »Ich habe Charles’ Vater versprochen, ihm bei meiner Rückkehr Bericht zu erstatten. Es ist spät, und ich bin nicht besonders begierig darauf, mich dem Ärger auszusetzen, Jagd auf Tutoren und anderes Lehrpersonal zu machen.« Er betastete den Stapel Münzen. »Ich habe gehofft, Sie könnten mich aufklären.«
    »Nun, Sir, ich kann Ihnen sagen, dass er ein guter Bursche ist. Stets heiter. Hat immer ein Lächeln oder einen Scherz für die Pförtner und andere Leute übrig.«
    »Ich werde das annehmen für das, was es wert ist«, merkte Burleigh trocken an. »Was ist mit seinen Studien?«
    »Über diese Dinge weiß ich nichts, Sir. Über so etwas müssen Sie seine Tutoren fragen.«
    »Und was hält man von Charles’ Leben in der Stadt?« Als der Pförtner zögerte, drängte er rasch: »Aber die Wahrheit jetzt. Keine Sorge – Sie werden durch mich nicht in der Patsche landen.«
    »Ich mag es nicht, über irgendjemanden schlecht zu sprechen …«
    »Vermerkt«, sagte Burleigh. »Aber?«
    »Aber … Nun, Sir, es hat Anlässe gegeben, als ich aufgefordert worden bin, den jungen Mann aus einigen – wollen wir sagen – weniger zuträglichen Orten zu holen.« Er legte seinen Finger an die Nase. »Wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich glaube, ich kann es erraten. Sonst noch was?«
    »Neulich sind Männer herübergekommen, um Schulden einzutreiben.«
    »Welche Art von Schulden? Für Essen, Getränke, Kleidung – die üblichen Sachen?«
    »Glücksspiel, Sir.«
    »Ach was!« Burleigh heuchelte, überrascht zu sein. »Sind Sie sich sicher, was das anbelangt?«
    »Ich fürchte, ja, Sir. Es gibt mehrere Spielclubs in der Stadt. Es ist schwierig, die jungen Gentlemen davon fernzuhalten.«
    »Und sind Sie sehr groß – diese Schulden?«
    »Ich weiß es wirklich nicht, Sir. Wir lassen sie nicht durchs Tor, verstehen Sie, und sie lehnen es ab, eine Nachricht zu hinterlassen.«
    »Nun«, knurrte Burleigh missbilligend, »wir werden sicherlich ein ernstes Wörtchen darüber sprechen.«
    »O, ich würde nicht zu hart mit ihm sein, Sir«, sagte der Pförtner entschuldigend. »Ein junger Gentleman muss sich die Hörner abstoßen. Das scheint mir der Gang der Welt zu sein.«
    »Zweifellos. Gibt es sonst noch etwas?« Burleigh wurde übereifrig. »Kommen Sie, ich muss alles wissen, wenn ich irgendeinen Einfluss in dieser Angelegenheit haben soll. Was noch?«
    »Es gibt nur noch die Sache mit den Kämpfen, Sir.«
    »Ich kann Ihnen nicht mehr folgen.«
    »Die Kämpfe – dabei wettet man Geld, das man verlieren kann, Sir«, erklärte der Pförtner. »Der Schatzmeister kann Ihnen die relevanten Einzelheiten geben, doch es gibt noch Schulden für Getränke und Ähnliches innerhalb des Colleges.«
    »Ich verstehe.«
    »Möchten Sie, dass ich Sie jetzt nach oben führe?«
    »Danke schön, nein. Ich kann den Weg selbst finden.« Burleigh lächelte und

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