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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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als ziemlich unauffällig bezeichnen können, wären da nicht seine Augen gewesen: Sie waren ein wenig ovalförmig und ein ganz bisschen schräg, sodass sie ihm fast ein orientalisches Aussehen verliehen.
    Der Jugendliche warf seine Jacke aufs Bett und begann, sein Hemd aufzuknöpfen.
    »Hallo, Charles«, begrüßte ihn Burleigh.
    Der junge Mann zuckte zusammen und wirbelte herum. »Du meine Güte! Wer zum Teufel sind Sie denn?«
    »Vergeben Sie mir, dass ich Sie erschreckt habe«, erwiderte sein Besucher und erhob sich langsam zu seiner vollen, imposanten Größe. »Mein Name ist Burleigh … Earl of Sutherland. Ich glaube, wir haben ein gemeinsames Interesse.«
    »O«, sagte Charles misstrauisch. Er machte keine Anstalten, näher zu kommen. »Und was könnte das sein?«
    »Antiquitäten.«
    »O, das!«, entgegnete Charles abweisend.
    »Ja, das«, bekräftigte der finstere Besucher. »Wieso – was haben Sie erwartet, was ich sagen würde.«
    »Ich weiß nicht. Bärenhetzen und Hundekämpfe, vermute ich. Glücksspiel … Was Sie haben wollen.«
    »Nichts, das ganz so aufregend ist.« Burleigh drehte sich um und füllte zwei Gläser mit Portwein aus der Kristallkaraffe auf dem Tisch. »Kommen Sie«, sagte er und streckte dem jungen Mann ein Glas entgegen. »Setzen Sie sich zu mir. Lassen Sie uns ein wenig über Kunstwerke reden. Antike Kunstwerke.«
    »Ich glaube, da haben Sie den Falschen erwischt«, empörte sich Charles. Doch er trat vor und nahm das angebotene Glas entgegen. »Ich weiß nichts über Antiquitäten, worum auch immer es gehen mag.« Er plumpste in einen der Sessel. »Das liegt mir überhaupt nicht, verstehen Sie.«
    » Mir jedoch liegt es«, sagte Burleigh und setzte sich wieder hin. »Ich handle mit solchen Dingen.«
    »Prächtig.« Charles hob sein Glas. »Yum sen!«
    Burleigh trank und stellte sein Glas ab. »Ich möchte Ihnen nicht mehr zur Last fallen als unbedingt notwendig, doch ich bestehe darauf, dass Sie bei einer Angelegenheit von einiger Wichtigkeit mir aus Höflichkeit Beistand leisten.« Nach diesen Worten griff Burleigh in seine Manteltasche und holte ein Etui aus schwarzem Samt hervor. Er öffnete es und brachte den Lapislazuli-Skarabäus, die sumerische Votivfigur und die Karneol-Gemme von Augustus zum Vorschein. Die drei Gegenstände legte er neben sich auf den Tisch.
    Charles blickte auf die Objekte und heuchelte Gleichgültigkeit. »Reizend«, meinte er. »Doch ich habe den Eindruck, dass es nur fair ist, Sie zu warnen: Wenn Sie beabsichtigen, mir diese Spielereien zu verkaufen, dann ist das von Anfang an eine dumme Sache.« Er nahm einen weiteren Schluck. »Hab kein bisschen Kohle, verstehen Sie. Ist gerade ausgegangen. Bin total pleite.«
    Burleigh betrachtete den jungen Mann aufmerksam. Sein Verhalten war nicht so, wie er es erwartet hatte; der Bursche spielte ihm eindeutig etwas vor. »Sie sind nicht aufrichtig«, bemerkte der Earl. »Könnte es sein, dass Sie sich immer noch an die falsche Auffassung klammern, ich hätte die Herkunft dieser Gegenstände nicht erraten?«
    Der Student legte den Kopf zurück und gab ein schwaches Lachen von sich. »Herkunft, Sir? Wieso – wovon reden Sie? In meinem ganzen Leben habe ich diese Kinkerlitzchen nie gesehen.«
    »Wir wissen beide, dass dies eine Lüge ist«, entgegnete Burleigh, der dabei seine Stimme nicht erhob und ruhig blieb.
    »Was unterstehen Sie sich!«, rief Charles, doch seine Erwiderung klang kraftlos. »Ich möchte, dass Sie wissen –«
    »Bitte verschonen Sie mich damit«, unterbrach ihn der Earl. »Mit Antiquitäten dieser Art handle ich bereits länger, als sie leben, und ich weiß, wovon ich spreche.« Burleigh ergriff die Votivfigur der Schlangengöttin und hielt sie ins Licht. »Diese Gegenstände sind echt. Darüber hinaus sind sie in einem nahezu fehlerlosen Zustand – sie sind unberührt vom Zahn der Zeit und nie in einer Begräbnisstätte gewesen. Kurzum, sie wurden weder in den Wüsten von Ägypten oder Babylon ausgegraben noch aus einem Grabmal geborgen.« Er fixierte den jungen Mann mit einem strengen, festen Blick. »Ich werde Ihnen in einfacher Sprache die Frage stellen: Wie sind Sie an diese Objekte gekommen?«
    Charles trank mit einem Schluck sein Glas aus und füllte es erneut. Er fläzte sich weiterhin in seinem Sessel, und mit gezwungener Lässigkeit erklärte er: »Das geht Sie überhaupt nichts an.«
    »Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass es mich sehr wohl etwas angeht.« Obwohl Burleighs

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