Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
Hoffnungslosigkeit der Lage erkannt und bin feige auf die Yacht geflohen. Zum Glück war der Motor gut gewartet und sprang gleich an. Ich bin dann mit Höchstgeschwindigkeit losgejagt, aber genau in dem Moment, als ich meinte, ich sei außer Gefahr, da habe ich einen grausamen Schmerz in meinem Rücken gespürt. Eine dieser Angreifer war mir offenbar ins Boot gefolgt und hatte mir seinen Speer in den Rücken gerammt. Ich wusste, dass ich schwer verletzt war, ich wusste aber auch, dass ich innerhalb von Sekunden tot sein würde, wenn mir nichts einfiel. Ich habe also erst einmal den Gashebel zurückgezogen, was den Angreifer aus der Balance brachte, dann habe ich ihn wieder voll nach vorne geschoben. Dadurch ist der Indianer auf den Rücken geknallt. Das war meine Chance. Bevor er sich wieder aufrichten konnte, habe ich ihm mein Messer, das immer griffbereit auf dem Steuerboard liegt, bis zum Anschlag in den Bauch gedrückt. Dann bin ich erst mal ohnmächtig geworden. Wie ich es geschafft habe, das Boot auf dem Fluss zu halten weiß ich nicht mehr, aber ich schätze, dass ich einfach nicht lange genug ohnmächtig gewesen bin, aber auf jeden Fall ist das Boot, als ich aufwachte immer noch mit Höchstgeschwindigkeit den Fluss entlang gedonnert. Ich habe dann natürlich den Gashebel etwas zurück genommen und bin langsamer gefahren, aber angehalten habe ich natürlich nicht. Daraufhin habe ich mich erst einmal mühsam verbunden. Mir war klar, ich musste unbedingt zurück in die Zivilisation und der erste Namen, der mit dabei einfiel, war Dona Maria. Es war zwar ein langer Weg bis dahin, aber für mich die einzige Chance. In Tefé und Alvarães kannte ich niemanden, dem ich genug vertraute. Ich hatte in meinem kranken Hirn sogar die Idee, dort könnte es Spione dieses seltsamen Stammes geben. Außerdem war mir bis dahin noch nicht klar, wie schwer ich verletzt war. Am nächsten Tag kam aber dann das Wundfieber. Die Verletzung hatte sich infiziert. Mit letzter Kraft bin ich dann mehr tot als lebendig tatsächlich bei Dona Maria angekommen, die mir dann das Leben gerettet hat. Ich war fast einen Monat im Delirium und die ganze Zeit dem Tod näher, als dem Leben. Als ich dann wieder hergestellt war, habe ich auch gleich Anzeige bei der lokalen Polizei erstattet. Aber es hat mir niemand geglaubt. Ich bin sogar selbst unter Verdacht geraten.“
„Edu, Du bist jetzt aber nicht auf Rache aus?“
„Nein, aber ich hoffe schon, dass ich Spuren finde und meinen Namen wieder reinwaschen kann!“
„Da habe ich überhaupt nichts dagegen, solange es unseren Plänen nicht entgegenwirkt. Ich verspreche Dir sogar, dass ich Dir dabei helfen werde, aber bitte, im Moment ist Ajllasga wichtiger.“
„Das sehe ich ein und ich werde Dich auf weiterhin nach vollen Kräften unterstützen!“
Layla sah Edu an. Konnte sie ihm wirklich trauen? Konnte sie ihm wirklich glauben, dass er seine eigenen Nachforschungen hinten anstellen würde. Aber der Blick in seine Augen überzeugte sie dann doch. Sie konnte keine Falschheit darin erkennen. Auch Ana Maria nickte. Selbst Naomi gab ein klares Zeichen der Befürwortung indem sie aufstand und Edu umarmte.
Edu erwiderte die Umarmung. Der große Mann hatte Tränen in den Augen. Offensichtlich war er erleichtert, die Geschichte erzählt zu haben.
*
Edus Geschichte war natürlich auch Hauptgesprächsthema während des Abendessens. Der Händler hatte, wie versprochen die gekauften Lebensmittel gebracht. Naomi hatte bei einem anderen Händler, der in einem kleinen Boot bei ihnen vorbeigefahren war, einen großen Fisch gekauft, den Ana Maria auf eine ganz spezielle Art mit viel Limettensaft zubereitet hatte. Es schmeckte einfach traumhaft.
Danach saßen die fünf auf dem Vordeck und redeten. Keiner wollte ins Bett gehen. Es war immer noch unerträglich heiß und schwül und immer noch deutete sich kein Gewitter an. Es war nicht einmal das leichteste Lüftchen zu spüren. Auch die Stechmücken waren unerträglich. Alle außer Layla hatten sich dick mit Mückenschutz eingerieben.
So war Hans Wache fast schon vergangen, als Naomi und Edu beschlossen, doch einen Versuch zu starten und ins Bett gingen. Layla war dagegen überhaupt nicht müde und beschloss Ana Maria Gesellschaft zu leisten. Die beiden lagen einfach nur da und tranken Unmengen an Limonade. Hans war offensichtlich auf seinem Stuhl eingeschlafen und schnarchte. Die beiden Schwestern gönnten ihm das und wollten ihn deshalb nicht
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